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Reise nach Genf

Reise nach Genf

Titel: Reise nach Genf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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tanken.«
    »Dann nimm bitte eine Tankstelle in einer dicht besiedelten Gegend. Ich denke mir etwas aus.«
    Nach ungefähr dreißig Kilometern sah ich eine Möglichkeit.
    »Gewöhnlich liegen die Tankstellen am Ortsausgang oder -eingang. Wenn du in den nächsten Ort reinrollst, dann sieh zu, daß du die erste Kurve ausnutzt. Nicht ganz anhalten, ich springe raus.«
    Der Ort hieß Frauenfeld. Sie erhöhte konstant, aber nicht hektisch die Geschwindigkeit, als eine Esso-Tankstelle in Sicht kam. Ich sprang hinaus und schlüpfte in eine Gasse. Das Wohnmobil fuhr vorbei. Karl-Heinz aus Kiel saß darin mit einem Kumpel hinter dem Steuer, der genauso aussah wie er selbst. Ihre Gesichter waren weiß und sehr gespannt.
    Die Tankstelle war nicht weiter als dreihundert Meter entfernt. Mein Jeep stand an der Tankstelle, die Jungs hatten ihr Wohnmobil an den Stand mit dem Staubsauger und der Luft gefahren.
    »Es ist Karl-Heinz«, sagte ich. »Dein Beschützer.«
    »Das ist nicht wahr«, sagte sie erschreckt.
    »Er hat einen Kumpel bei sich. Wer weiß, vielleicht hocken weitere hintendrin.«
    »Wie kommt der Kerl an das Auto?«
    »Frag mich etwas Leichteres. Zum Beispiel: Wie werden wir sie wieder los? Es ist jetzt sinnlos, danach zu fragen, wer sie finanziert, vielleicht wissen sie es selbst nicht einmal.«
    »Sollen die uns nur beobachten?«
    »Gut möglich. Wir gehen über Bregenz, Lindau, Oberstaufen, Immenstadt, Sonthofen, dann über Reutte nach Garmisch. Falls wir getrennt werden – wo auch immer und durch was auch immer – treffen wir uns in Garmisch am Bahnhof.«
    »Du machst mir Angst. Das sind doch nur dumme Jungs.«
    »Glaub das nicht. Irgendeiner hat ihnen das Auto gegeben, irgendeiner hat sie auf unsere Spur gesetzt. Zunächst werden sie wissen wollen, was wir eigentlich vorhaben.«
    »Dann können wir nicht nach Oberammergau.«
    »Du hast es erfaßt«, sagte ich.
    Ich startete, und Karl-Heinz fuhr mit seinem rollenden Luxusschlitten brav hinter uns her. Immer, wenn ich hoffte, er habe aus unerfindlichen Gründen aufgegeben, erschien sein Auto wie ein fröhlicher weißer Punkt in meinem Rückspiegel.
    »Wie ist es mit einem Trick?« fragte Minna. »Wir fahren irgendwo vor, gehen hinein, hinten wieder hinaus und hauen dann ab.«
    »Das erledigt nicht das Problem, und möglicherweise kommen wir dann nie dahinter, was sie vorhaben. Nicht nur sie müssen herausfinden, wohin wir fahren, sondern wir müssen auch rauskriegen, mit welcher Order sie uns verfolgen. Es wird nichts passieren, solange sie nicht wissen, wohin wir wollen.«
    Es war sehr heiß, wir bewegten uns träge und gleichmäßig im Strom der Touristen, deren Gesichter hinter den Autoscheiben durchaus nicht fröhlich waren, eher verklemmt und hektisch.
    »Okay, wir brechen bald ab. Es ist jetzt gleich drei Uhr. Wir gehen in Bregenz über die Grenze bis Lindau, dann auf die Alpenquerstraße. Ich will Rösti mit Spiegeleiern.«
    »Und ich eine Dusche. Was hat das eigentlich alles noch mit Watermann zu tun?«
    »Mit Watermann persönlich hat es nichts zu tun, aber viel mit seinem Geist. Leg dich etwas lang, schlaf.«
    Aber sie schlief nicht, sie hockte neben mir und legte die nackten Füße auf das Armaturenbrett. Das sah hübsch aus, das mochte ich.
    Ich fuhr bis Oberstaufen. Karl-Heinz war mit seiner Konservendose irgendwo dicht hinter mir. Es gab ein »Gasthaus zum Grünen Baum«, das so aussah, als verstünde sein Besitzer etwas von Rösti und Spiegeleiern. »Das versuchen wir. Fragst du nach Zimmern?«
    »Na sicher«, sagte sie und sprang hinaus.
    Karl-Heinz trug eine ziemlich große Sonnenbrille, als er langsam vorbeizog.
    Minna kam wieder. »Sie haben zwei Einzelzimmer mit Dusche. Ist das okay so?«
    »Das paßt zu uns Katholiken«, sagte ich. »Ich möchte erst einmal telefonieren, mich abwaschen, die Seele reinigen …«
    Das Gasthaus war alt, dunkel und angenehm kühl. Irgend jemand hatte mir zur Begrüßung eine Flasche Mineralwasser auf das Zimmer gestellt. Watermann war in diesem Moment sehr weit entfernt, und nichts wäre mir lieber gewesen, als gemütlich und tagelang in die Eifel zurückzutrödeln und die alten Wege zu gehen.
    Ich rief Alfred an, ich sagte: »Kannst du mal meine Post durchsehen, es wird etwas länger dauern, ehe ich hier wegkomme.«
    »Wo bist du denn?«
    »Irgendwo in Süddeutschland. Ich recherchiere immer noch hinter Watermann her.«
    »Der ist doch tot.«
    »Ja, eben. Haben wir Regen gehabt?«
    »Nein, aber dein Garten

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