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Reise nach Genf

Reise nach Genf

Titel: Reise nach Genf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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das ist noch nicht alles. Der Chef dieser Firma ist gleichzeitig der Geschäftsführer des Vereins ›Preußens Geschichte‹. Er heißt Westphal. Und Watermann war Vereinsmitglied. Soweit wir wissen, sind Mitglieder der Familie von Watermanns Frau ebenfalls Mitglieder, Watermanns Frau selbst nicht.«
    »Also ganz dicker Filz. Jetzt fehlt nur noch die Verbindung von ›Preußens Geschichte‹ zu Manfred Gerber, dem Superagenten.«
    »Die ist auch schon klar. Gerber ist zwar kein Mitglied, aber er hat im Auftrag des Vereins bereits gearbeitet. Wir wissen aber nicht, was das war.«
    »Könnten Sie ein Foto von Gerber auftreiben?«
    »Weiß ich nicht, werde mich bemühen. Was ist denn jetzt bei Ihnen der Stand der Dinge?«
    Ich berichtete ihm so genau wie möglich, erwähnte aber den Ort Oberammergau nicht, weil mir das zu riskant erschien. Wir verabredeten uns zu erneuten Telefonaten, er murmelte:
    »Mensch, seien Sie vorsichtig. Das sieht alles spannend aus, aber auch gefährlich.«
    Dann duschte ich und schrieb Minna auf einen Zettel: »Ich gehe spazieren.«
     
    Ich ging in den frühen Abend und schlenderte die Hauptstraße entlang. Ich fragte einen alten, mühsam daherschlurfenden Mann nach dem nächsten Campingplatz. Er gab mir eine fünf Minuten dauernde Auskunft, die darauf hinauslief, daß der Campingplatz vierhundert Meter weiter am Ortsausgang lag.
    Wahrscheinlich hatte Watermann von Karl-Heinz nichts gewußt, wahrscheinlich hatte Watermann nur geahnt, daß es Leute wie Karl-Heinz gab, aber er hatte nie mit ihnen zu tun haben wollen, zumindest nicht öffentlich. Ich kam am Eingang des Campingplatzes an einem großen Badehaus und Kiosk vorbei. Dahinter standen die Wohnmobile. Karl-Heinz und sein Kumpel hatten den Wagen so weit wie möglich abseits an den Rand der Wiese gestellt. Sie hockten draußen vor einem kleinen weißen Tisch und tranken Rotwein. Die Seitentür des Wohnmobils stand offen.
    Ich ging direkt zu ihnen und sagte: »Grüß dich, Karl-Heinz. So klein ist die Welt.«
    Er zuckte zusammen und wandte mir dann seinen Paradeschädel zu.
    »Eh, wo kommst du denn her?«
    »Na ja, aus dem kleinen Hotel. Du weißt schon, wo wir Zimmer haben.«
    »Eh«, sagte der andere gedehnt, »ist das ein Kumpel aus Hamburg?«
    »Nein«, sagte ich, »ein Kumpel aus Kiel bin ich. Und ihr folgt uns seit Genf. Ihr müßt nicht dämlich tun.«
    »Seit Genf, eh?« fragte Karl-Heinz. »Ich verstehe nur Bahnhof. Wieso bist du hier?«
    »Ich habe euch heute morgen entdeckt, und dann habe ich mich gefragt, was du hier unten tust. Wer hat dir denn das Wohnmobil geschenkt?«
    »Keiner«, sagte er dumpf. »Mein Kumpel hier hat Eltern mit viel Kies. Die haben uns das gegeben.«
    »Kann ich mal die Papiere sehen?« fragte ich.
    »Du bist ganz schön motzig, Alter«, sagte der Kumpel. »Was gehen dich die Papiere an?«
    »Ich kann mit den Bullen telefonieren und euch überprüfen lassen«, sagte ich.
    »Willste ’nen Schluck Wein?« fragte Karl-Heinz.
    »Nein. Kein Alkohol. Wer hat dich auf die Piste geschickt?«
    »Niemand, ehrlich. Wir fahren rum, wir machen Ferien.«
    »Und das alles vom Urlaubsgeld bei der Müllabfuhr«, höhnte ich.
    »Nein«, sagte Karl-Heinz sehr ernsthaft, »seine Eltern haben was dazugetan.«
    »Also kriege ich die Papiere, oder nicht?«
    »Und wenn nicht, die Bullen?« fragte der Kumpel.
    »So ist es«, sagte ich.
    Der Kumpel stand auf, ging in den Wohnwagen und kramte herum.
    »Hör zu«, sagte Karl-Heinz, »ich nehme dir das mit Minna nicht übel, aber ich will, daß sie das Lokalverbot, also, daß das Lokalverbot nicht mehr gilt. Und der Wagen hier ist von einer Vermietung. Die Eltern von meinem Kumpel …«
    »… haben das alles finanziert«, sagte ich. »Wer hat dich wirklich geschickt? Die Freunde vom Kieler Verfassungsschutz?«
    »Nicht die«, sagte Karl-Heinz mürrisch. »Das sind diesmal Leute aus Hamburg, andere Leute. Also, ich weiß nicht genau. Wir sollten nach Genf, und in Genf sagten sie, du wohnst in St. Julien. Da haben wir auf dich gewartet.«
    »Was sollst du denn tun?«
    »Na ja, nachsehen, was du so treibst.«
    Der Kumpel kam zurück und gab mir ein Plastikmäppchen. Der Wagen war tatsächlich gemietet, der Besitzer war ein »Autostudio Altona«, ich notierte die Anschrift.
    »Also, Karl-Heinz, du sollst uns folgen und rufst am Tag zwei- oder dreimal an, wo wir sind und was wir tun. Stimmt’s?«
    »Sag dem Macker doch nicht alles«, murmelte der Kumpel. Er drehte sich schnell zu

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