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Reise nach Ixtlan.

Reise nach Ixtlan.

Titel: Reise nach Ixtlan. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carlos Castaneda
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willkürlich sei. Ich sagte, auf einer bestimmten Ebene stimmte ich ihm wirklich zu, doch die bloße Tatsache, daß er immer der Noten verteilende Meister sei, mache die Situation für mich unhaltbar.
    »Du hast keine Zeit für solche Späße, du Narr«, sagte er streng. »Was immer du gerade tust, es kann deine letzte Tat auf Erden sein. Es kann sehr wohl deine letzte Schlacht sein. Keine Macht der Welt kann dir garantieren, daß du noch eine Minute länger leben wirst.«
    »Das weiß ich«, sagte ich mit verhaltenem Ärger. »Nein, du weißt es nicht. Wüßtest du es, dann wärest du ein Jäger.«
    Ich behauptete, ich sei mir wohl bewußt, daß mir der Tod bevorstehe, aber es sei sinnlos, darüber zu sprechen oder nachzudenken, denn ich könne nichts tun, um ihm zu entgehen. Don Juan lachte und sagte, ich käme ihm vor wie ein mechanisch seine Routine abspielender Komödiant.
    »Wenn dies deine letzte Schlacht auf Erden wäre, dann würde ich sagen, daß du ein Narr bist«, sagte er. »Du verschwendest deine letzte Tat auf Erden an eine törichte Laune.« Wir schwiegen einen Moment. Meine Gedanken liefen wild durcheinander. Natürlich hatte er recht.
    »Du hast keine Zeit, mein Freund, keine Zeit. Niemand von uns hat Zeit«, sagte er. »Ich stimme dir zu, Don Juan, aber.«
    »Stimme mir nicht nur einfach zu«, schnitt er mir das Wort ab. »Anstatt so leicht zuzustimmen, solltest du besser entsprechend handeln. Nimm die Herausforderung an, ändere dich.«
»Einfach so?«
    »Richtig. Die Änderung, von der ich spreche, findet nie schrittweise statt; sie tritt plötzlich ein. Und du bereitest dich auf diesen plötzlichen Akt, der eine totale Veränderung bringen wird, nicht vor.«
    Ich glaubte, in seinen Worten einen Widerspruch zu erkennen. Ich erklärte ihm, wenn ich mich auf die Veränderung vorbereitete, veränderte ich mich natürlich schrittweise. »Du hast dich überhaupt nicht geändert«, sagte er. »Und deshalb glaubst du, daß du dich Schritt um Schritt änderst. Aber vielleicht wirst du eines Tages überrascht sein, wenn du dich plötzlich und ohne jede Vorwarnung änderst. Ich weiß, daß dies so ist, und deshalb gebe ich mein Bemühen nicht auf, dich zu überzeugen.« Ich konnte meine Einwände nicht aufrechterhalten. Nach kurzer Pause fuhr Don Juan fort, mir seine Auffassung zu erläutern.
    »Vielleicht sollte ich es anders ausdrücken«, sagte er. »Was ich dir sagen will, ist dies: Erkenne, daß wir keinerlei Garantie dafür haben, daß unser Leben endlos weitergehen wird. Ich sagte eben, daß die Änderung plötzlich und unerwartet kommt, und dies gilt auch für den Tod. Was glaubst du, können wir dagegen tun?« Ich fußte dies als rhetorische Frage auf, aber durch einen Wink mit den Augenbrauen drängte er mich zu antworten. »So glücklich wie möglich leben«, sagte ich. »Richtig. Aber kennst du jemanden, der glücklich lebt?« Mein erster Impuls war, ja zu sagen. Ich glaubte, ich könne eine Reihe von Menschen als Beispiele anführen. Bei genauerem Nachdenken wußte ich aber, daß dies nur ein hilfloser Versuch wäre, mich aus der Affäre zu ziehen. »Nein«, sagte ich. »Eigentlich nicht.«
    »Ich kenne wohl einige«, sagte Don Juan. »Es gibt einige, die sehr sorgsam auf die Art ihrer Handlungen bedacht sind. Ihr Glück besteht darin, daß sie im vollen Wissen handeln, nicht Zeit zu haben. Daher haben ihre Handlungen eine besondere Kraft; ihre Handlungen haben einen Sinn von.«
    Don Juan schien um Worte verlegen. Er kratzte sich an den Schläfen und lächelte. Dann stand er plötzlich auf, als sei unsere Unterhaltung für ihn beendet. Ich bat ihn inständig, fortzufahren. Er setzte sich und schürzte die Lippen.
    »Handlungen haben Kraft«, sagte er. »Besonders, wenn derjenige, der handelt, weiß, daß diese Handlungen seine letzte Schlacht sind. Es ist ein eigenartig erfüllendes Glück, wenn wir im vollen Wissen handeln, daß alles, was wir tun, sehr wohl unsere letzte Schlacht auf Erden sein kann. Ich rate dir, dein Leben neu zu überdenken und deine Handlungen in diesem Licht zu überprüfen.« Ich konnte ihm nicht zustimmen. Glück bedeutete für mich, daß meine Handlungen von einer gewissen Kontinuität getragen waren und daß ich fähig war, alles, was ich gerade tat, nach Belieben fortzusetzen, besonders wenn es mir Spaß machte. Ich sagte ihm, daß meine Einwände nicht einfach so dahingeredet seien, sondern aus der Überzeugung herrührten, daß die Welt und ich selbst eine

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