Reise nach Ixtlan.
war mit zerquetschten Insekten und Staub bedeckt.
Ich sagte Don Juan, ich müsse anhalten, um die Windschutzscheibe zu reinigen. Er befahl mir, weiterzufahren, auch, wenn ich mit zwei oder drei Stundenkilometern dahinkriechen und meinen Kopf durch das Seitenfenster stecken müßte, um nach vorn zu sehen. Er sagte, wir könnten nicht anhalten, bevor wir unseren Bestimmungsort erreicht hätten.
An einer bestimmten Stelle forderte er mich auf, nach rechts abzubiegen. Es war so dunkel und staubig, daß auch die Scheinwerfer nicht viel ausrichteten. Zitternd und zagend verließ ich die Straße. Ich fürchtete, auf dem weichen Bankett einzusinken, aber der Sand war fest.
Ich fuhr etwa fünfzig Meter im ersten Gang, wobei ich die Tür offen hielt, um hinauszuschauen. Schließlich sagte Don Juan, ich solle anhalten. Er sagte, ich hätte direkt hinter einem riesigen Felsen geparkt, der den Wagen gegen die Sicht abschirme. Ich stieg aus und ging im Licht der Scheinwerfer umher. Ich wollte die Umgebung erforschen, denn ich hatte keine Ahnung, wo ich mich befand. Aber Don Juan schaltete die Scheinwerfer aus. Laut sagte er, wir dürften keine Zeit verlieren und ich solle den Wagen abschließen, damit wir uns auf den Weg machen könnten. Er reichte mir mein Netz mit den Kalebassen. Es war so dunkel, daß ich stolperte und es beinah fallen ließ. Don Juan befahl mir freundlich, aber bestimmt, mich hinzusetzen, bis meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hätten. Aber es lag nicht an meinen Augen. Kaum aus dem Auto gestiegen, hatte ich recht gut sehen können. Vielmehr litt ich an einer eigenartigen Nervosität, die bewirkte, daß ich mich wie geistesabwesend verhielt. Ich übersah einfach alles. »Wohin gehen wir?« fragte ich.
»Wir werden in völliger Dunkelheit zu einem besonderen Platz gehen«, sagte er. »Wozu?«
»Um Gewißheit zu erlangen, ob du weiterhin die Kraft jagen kannst, oder nicht.« Ich fragte ihn, ob er mit seinem Vorschlag einen Test meine und ob er, wenn ich durchfiele, weiterhin mit mir sprechen und mir sein Wissen mitteilen würde. Er hörte zu, ohne mich zu unterbrechen. Was wir vorhätten, sagte er, sei kein Test, sondern wir warteten auf ein Omen; wenn das Omen nicht komme, dann sei daraus zu schließen, daß meine Jagd nach Kraft erfolglos geblieben war. In diesem Fall wäre ich aller weiteren Pflichten frei - frei, so dumm zu bleiben, wie es mir paßte. Ganz gleich was geschähe, sagte er, würde er mein Freund bleiben und immer mit mir sprechen.
Irgendwie war ich sicher, daß ich versagen würde. »Das Omen wird nicht kommen«, sagte ich scherzhaft. »Ich weiß es. Ich habe schon ein wenig Kraft.« Er lachte und klopfte mir freundlich auf den Rücken. »Mach dir keine Sorgen«, erwiderte er. »Das Omen wird kommen. Ich weiß es. Ich habe mehr Kraft als du.« Er fand seine Worte belustigend. Er schlug sich auf die Schenkel, klatschte in die Hände und lachte schallend.
Don Juan band mir das Tragnetz auf den Rücken und sagte, ich solle einen Schritt hinter ihm bleiben und nach Möglichkeit in seine Fußstapfen treten. In sehr dramatischem Ton flüsterte er: »Dies ist ein Gang zur Kraft, daher ist alles wichtig.«
Wenn ich in seine Fußstapfen trete, sagte er, dann überträgt sich die Kraft, die er im Gehen aussandte, auf mich. Ich sah auf die Uhr. Es war elf Uhr abends. Er hieß mich wie ein Soldat Habachtstellung einnehmen. Dann schob er meinen rechten Fuß nach vorn, so daß ich so stand, als hätte ich gerade einen Schritt vorwärts getan. Er stellte sich in derselben Haltung vor mir auf, und nachdem er seine Anweisung, ich solle darauf achten, genau mit ihm Schritt zu halten, wiederholt hatte, setzte er sich in Bewegung. Vernehmlich flüsternd sagte er, ich solle mich um nichts anderes kümmern, als darum, in seine Fußspuren zu treten; ich solle weder nach vorn noch zur Seite, sondern vor mich auf den Boden blicken.
In gemächlichem Tempo marschierte er los. Es fiel mir nicht schwer, ihm zu folgen; wir gingen auf relativ festem Boden. Etwa dreißig Meter weit hielt ich mit ihm Schritt und trat genau in seine Fußstapfen; dann warf ich einen kurzen Blick zur Seite - und schon stieß ich mit ihm zusammen.
Er lachte und versicherte mir, daß ich ihn gewiß nicht verletzt hätte, als ich ihn mit meinen schweren Stiefeln gegen die Ferse getreten hatte, doch wenn ich weiterhin so blind drauflos trampelte, meinte er, dann würde einer von uns beiden morgen früh ein Krüppel sein. Lachend
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