Reise ohne Ende
liebhaben. Ich komme zu dir, wenn ich kann. Ich kann jetzt nicht mehr die ganze Zeit mit dir spielen, weil ich jetzt andere Arbeit zu machen habe, und Gilbarni und Gilnosta sind jetzt bei dir und lernen und spielen mit dir. Ich werde aber versuchen, zu dir zu kommen, so oft ich kann, und wenn du größer bist, zeige ich dir das ganze Schiff.“
„Zeig’s mir jetzt“, bettelte sie.
„Das kann ich nicht, Kleine. Das Schiff ist für so kleine Mädchen wie dich nicht gebaut, und du könntest dir weh tun.
Wenn du einmal größer bist, kannst du in der ganzen Samtfalter herumlaufen und bei mir sein und bei Ramie und bei Rae und bei all den anderen Leuten, die darauf warten, daß du groß wirst, aber ich werde versuchen, dich jeden Tag oder jeden zweiten zu besuchen. In Ordnung?“
Sie kuschelte sich an ihn. „In Ordnung“, sagte sie und überlegte kurz. „Komm dauernd. Hab dich lieb.“ Er blinzelte und ärgerte sich über sich selbst. Warum wurde er nur jetzt dauernd so rührselig? Er sagte ihr aber: „Ich hab’ dich lieb, Kleine“, und er wußte, daß er die Wahrheit sagte. Die kleinen Finger, die da seine Hand umklammerten, schienen sein Herz direkt in ihrem Griff zu haben. Bis er diesen Dienst in der Kinderabteilung getan hatte, war es ihm nie klar gewesen, daß man jemanden so lieben konnte. Auch Janni nicht, nie. Sogar Gilmarin nicht. Niemanden.
Bis zum nächsten Tag hatte er keine besonderen Aufgaben, und dann würde er auf den Planeten hinabgehen. So gab er nach und blieb eine Weile und ließ sich von den Kindern umschwärmen, und als Puhbär vorschlug, er solle doch den Älteren – den Vierjährigen – von dem neuen Planeten erzählen, versammelte er sie alle um sich und ließ Giljodek auf sein Knie klettern, während die anderen auf Kissen sehr nahe bei ihm saßen. Gilbarni, der neue Lehrling in der Kinderstation – er war nach Schiffszeit etwa vierzehn – hob die Augenbrauen hoch und sagte: „Vielen Dank, Gildoran. Ich habe noch ziemliche Schwierigkeiten, mit so kleinen Kindern zu reden. Die verstehen ja rein gar nichts.“
„Oh doch, das tun sie“, gab Gildoran zurück. „Sie verstehen alles, was du zu ihnen sagst, selbst wenn sie sich noch nicht sehr gut mitteilen können. Paß also auf.“ Gilbarni zuckte skeptisch mit den Achseln, und Gildoran war empört, bis ihm einfiel, wie er sich am Anfang seiner eigenen Dienstzeit in der Kinderstation gefühlt hatte. Auch er hatte geglaubt, die Kinder seien nichts als schreiende Tiere und zu einer Kommunikation nicht in der Lage. Gilbarni würde es noch lernen, und das war ja schließlich der Grund für den Dienst in der Station, zumindest teilweise. Wer dort Dienst tat, lernte auch selbst etwas, und nicht nur die Kinder. So hatte Gildoran es selbst noch nie gesehen. Er hatte vielmehr angenommen, der Diensttuende müsse ein Jahr seines Lebens den Kindern opfern. Nun war ihm plötzlich klar, daß er hier einige wertvolle Dinge über Menschlichkeit und Liebe gelernt hatte.
„Erzähl uns von dem Planeten“, verlangte Gilvarth und zupfte Gildoran am Ärmel, und so mußte er wohl anfangen. „Also, das ist ein großer Planet mit einem Nickel-Eisen-Kern – wißt ihr, was das ist? Er hat Polkappen, aber nur sehr kleine, und es gibt kein Meer…“
„Wie kann das ein richtiger Planet sein, wenn er kein Meer hat?“ wollte Giljodek wissen, und Gildoran lachte, weil er das Zitat aus der alten Kindergeschichte erkannte, und er zitierte als Antwort weiter: „Ein Planet kann ein richtiger Planet sein, auch wenn er kein Meer hat.“
Gilvirga, die dritte Vierjährige, ein eifriges, ernsthaftes Mädchen mit großen Augen, fragte: „Wenn er keine Polkappen hat und keine Meere, was hat er denn dann?“
„Na, wenn ihr eine Minute still sein könnt, sage ich es euch“, sagte Gildoran gutmütig und verbrachte die nächste halbe Stunde damit, den Kindern so viel von dem Planeten zu erzählen, wie er selbst wußte. Er wußte nicht, wie viele von den technischen Einzelheiten sie verstanden, aber er wollte es ihnen erst einmal erzählen, und sie konnten sich ja dann das heraussuchen, was sie verstanden und gebrauchen konnten. Der Kleine auf seinem Schoß döste, da er noch nicht alt genug war, um sich für irgend etwas außerhalb der Kinderstation zu interessieren. Die Vierjährigen dagegen waren enorm aufgeregt und verlangten schließlich, er solle von der Brücke ein Bild des Planeten auf den Schirm in der Station schalten lassen, was er auch
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