Reise til helvete
entkräftet sein Partner aussah. Seine Wangen waren viel hohler als sonst, sein Gesicht wirkte durch den wild wachsenden Bart viel spitzer. Wieso war ihm das nicht vorher aufgefallen?
„Bringst du etwas Wasser, bitte?“
Tony nickte, als er die Bitte vernahm. Im Laufschritt nahm er den Weg zum Lagerfeuer.
„Fehlen dir die Kippen? Brauchst du sie so sehr?“
Thor schüttelte den Kopf, wobei sich Dylan gut vorstellen konnte, dass der Nikotinentzug in Thors Körper nicht unbemerkt verlief. Das unkontrollierte Zittern und seine Rastlosigkeit waren deutliche Anzeichen dafür.
„Hast du Schmerzen? Tut dir etwas weh?“
Dylan inspizierte die noch immer gerötete Stelle an Thors Oberkörper. Endlich konnte er ungehindert einen Blick darauf riskieren. Die Haut war noch immer gereizt. Doch die Läsion schien nicht der Grund für Thors Hinfälligkeit zu sein.
„Liegt es am Nikotinmangel, ja?“
Wie gerne hätte er das bestätigt bekommen, doch Fahlstrøm äußerte sich nicht weiter.
„Kann ich irgendetwas tun?“ Dylan überkam eine Art Hilflosigkeit. Thor signalisierte deutlich, dass ihm die Fürsorge seines Freundes eher auf die Nerven ging, als half. „Du musst dich ausruhen“, fügte Dylan dennoch hinzu. „Heute gehst du nicht fischen.“
Er hörte nicht auf, Thors Körper zu streicheln und gleichzeitig bohrte sich ein beklemmendes Gefühl in seinen Magen. Sie hatten kaum noch etwas zu essen und nur mühsam zusammengekratzte Wassermengen. Einen Teil davon streckte Tony ihm plötzlich entgegen.
Dylan setzte die Tasse an Fahlstrøms rissige Lippen und Thor trank, wenn auch widerwillig.
*
Inzwischen war der Abend angebrochen. Die Hälfte der defekten Mango hatten sie entsorgen müssen. Zurück blieb ein kläglicher Anteil von faserigem Fruchtfleisch, an dem sie ausgehungert nagten.
Sobald sie einige Tropfen an Flüssigkeit gewonnen hatten, flößten sie sie Erik und Thor ein. Ganz zum Schluss des nervenaufreibenden Tages gönnten sie sich selbst ein paar Schlucke.
Ihre Gesichter glühten. Es war grotesk, dass sie nun abermals hier zusammensaßen und ins Feuer starrten. Die bitteren Worte zwischen ihnen waren nicht vergessen, aber in diesem Augenblick verdrängt. Als Dylan die schmutzigen Verbände an seinen Wunden lockerte, kam Tony unaufgefordert hinzu.
„Oh Mann! Das sieht wirklich nicht gut aus.“ Im Schein des Feuers glänzten die entzündeten Wunden mehr als sonst.
„Hast du das Antibiotikum nicht genommen?“ Tonys Stimme klang mahnend. Zu recht. Dylan neigte den Kopf und schwieg.
„Nein? Dylan!“
„Erik braucht es dringender …“
„Bist du denn wahnsinnig?“ Tony war außer sich. „Du kannst eine Blutvergiftung bekommen! Carol hat dich hoffentlich gegen Tetanus geimpft, ja?“
„Ich glaube schon.“ Dylans Kopf blieb geneigt. Er biss die Zähne zusammen, als Tony einen neuen Verband anlegte.
„Wo ist deine Ration Tabletten?“
„Ich habe sie zurück in die Dose getan.“ Er stieß ein kurzes Lachen aus. „Hast du gar nicht gemerkt?“
„Das ist nicht komisch!“ Ungenierter als sonst bewegte sich Tony um Dylan herum. Endlich hatte er das Shirt ausgezogen. Ein Zeichen dafür, dass ihm inzwischen einiges egal war? Er war um die Hüften deutlich schmaler geworden. Seine langen, schwarzen Haare und die gerötete Haut ließen ihn wie einen Indianer aussehen.
Als die Verletzungen versorgt waren und Dylan, auf Tonys Drängen hin, eine Tablette geschluckt hatte, nahmen sie dicht nebeneinander Platz.
„Wie geht es Thor?“
„Ich weiß nicht.“
Dylan wirkte ratlos, von einer großen Ohnmacht gefangen. Doch er war froh, dass Tony nachfragte. „Er ist total neben der Spur, faselt Dinge, schwitzt.“ Er strich sich über die schweren Lider. „Das kann alles Mögliche sein.“
„Das ist … nicht gut.“ Tony schüttelte den Kopf. Er war tatsächlich besorgt und seine Worte aufrichtig. „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass er schlappmacht.“
Dylans Augen weiteten sich. „Denkst du ich?“ Er rang nach Luft. „Das ist unfassbar.“
„Wieso gerade jetzt? Begreif ich nicht.“
Tony atmete tief durch. Er wusste, dass er nur aufgrund seiner überschüssigen Pfunde relativ gut über die Runden kam. Er hatte sich nie verausgabt, war nie schwimmen oder fischen gegangen, er hatte sich geschont … Er hatte sich um Erik gekümmert, hatte den ganzen Tag nur herumgesessen. Er wurde wütend; auf sich selbst und seine Trägheit.
„Ich mag das gar nicht aussprechen, aber Thor
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