Reise til helvete
hatte er seine Zigaretten vermisst. Diese verdammte Qualmerei!
„Oh, Mann! Hast du sein Gesicht gesehen?“, schrie Dylan entsetzt. Den Rest des Zigarettenstummels schmiss er von sich. Ebenso panisch sah er sich nach seinen Kleidungsstücken um. „Er hat nichts gesagt! Nichts!“ Er kam auf die Beine und suchte den Blickkontakt mit Erik. „Ist das ein gutes oder schlechtes Zeichen?“
„Woher soll ich das wissen?“ Erik hatte die Hose inzwischen an und hantierte an seinen Schuhen.
„Aber ihr kennt euch länger!“, erwiderte Dylan. Sein Herz raste schmerzhaft. Der Verstand kam nur langsam zurück. „Er hat nichts gesagt! Ist das ein schlechtes Zeichen?“
Erik sah auf und warf die verschwitzten Haare hinter die Schultern. Die altbekannte Blässe lag auf seiner Haut. Er schüttelte den Kopf.
„Du weißt selbst, dass Thor sich gerne über alles ausschweigt. Das kann alles Mögliche bedeuten!“
*
Der Gang zurück in den Speisesaal war wie der Marsch zur eigenen Hinrichtung. Dylan spürte Blicke auf seinem Körper. Blicke von Leuten, die er nicht kannte. Es kam ihm so vor, als wüssten sie es plötzlich alle. Als könnten sie ihm ansehen, was er soeben mit Erik getrieben hatte. Innerlich widerstrebte es ihm, diesen Weg zu gehen. Nie im Leben hätte er sich träumen lassen, dass ihm seine wilden Gelüste einmal unangenehm sein könnten. Doch nun schämte er sich regelrecht. War er stark genug, Thor, jetzt, vor die Augen zu treten?
Im Eingangsbereich des Saals blieben sie stehen. Tony saß an ihrem Tisch und blätterte unbekümmert in dem Reiseführer herum.
„Er scheint nichts mitbekommen zu haben“, stellte Erik fest. Er zwinkerte Dylan aufmunternd zu. „Bringen wir es hinter uns.“
Am Tisch angekommen, sah Tony auf:
„Da seid ihr ja!“, rief er und deutete auf ein paar Zettel, die ebenfalls auf dem Tisch lagen. „Wir haben erstklassige Führungen gebucht, per Bus und Schiff, für kleine Gruppen.“
„Das ist schön!“ Erik lachte, nahm Platz und sah sich die Unterlagen interessiert an. Wie konnte er sich bloß so unbekümmert präsentieren? Die Unsicherheit in Dylan nahm überhand. „Wo ist Thor?“
Seine Stimme klang dünn. Seine Qualen waren ihm anzusehen. Keine Frage. Doch Tony bemerkte auch das nicht. „Der ist vor dem Essen noch eine rauchen.“
„Okay, ich seh’ nach ihm.“
Wollte er das wirklich? Dylan verließ den Tisch, obwohl er sich mit jedem Schritt fürchterlicher fühlte. Noch eben war sein Körper von Wollust und Gier erfüllt gewesen. Und nun? Fühlte er sich wie ein Feigling.
Da es Abendbrotzeit war, kamen Dylan im Innenraum mehr Leute entgegen, als außerhalb des Decks. Er fand Thor dicht an die Reling gepresst. Sein Gesicht wirkte regungslos. Er starrte auf das weite Meer. In seiner rechten Hand ruhte eine Zigarette, deren Rauch durch die leichte Brise in alle Richtungen wehte.
„Thor?“ Dylan trat waghalsig näher. Wie sollte er beginnen? Was sollte er sagen? „Also, das eben … Ich kann das erklären …“
„Spar dir deine Worte, Perk. Es interessiert mich nicht.“ Thor blickte weiterhin geradeaus. Lediglich die Zigarette führte er für einen kräftigen Zug zum Mund.
„Aber, es war doch nur, weil …“
Dylan kam näher. Er wagte es tatsächlich. Doch erklären konnte er sich nicht, denn ehe er weitere Worte fassen konnte, ließ Fahlstrøm die Zigarette los. Die segelte über Bord. Daraufhin holte Thor aus und in einer enormen Geschwindigkeit glitt seine Hand mit der Außenseite über Dylans rechte Gesichtshälfte. Es war ein Schlag, der völlig unvorbereitet kam und Dylan zur Seite riss.
Der Schmerz betäubte Wange und Ohr, doch er fing sich schnell. Mit zusammengepressten Lippen richtete er sich wieder auf. Nur ein leises Stöhnen kam aus seinem Mund, während er sich die getroffene Gesichtspartie rieb.
Okay. Ein Schlag, der war drin, der hatte gesessen. Vielleicht war das nötig, ganz sicher. Thor hatte seine Wut gezeigt. Vielleicht konnte man jetzt mit ihm reden? Dylan versuchte es noch einmal:
„Ich wollte doch nur sagen, dass …“
„Noch ein Wort, und ich schmeiß dich über Bord, Perk!“
Diese schallende Androhung schnürte ihm die Kehle ab. Er trat sofort einen Schritt zurück. Wenn Thor derartige Drohungen aussprach, musste er sie ernst nehmen. Und Fahlstrøms Gesichtsausdruck signalisierte deutlich, dass es hier nicht weiter ging …
Tony war dabei ihre Gläser mit Wasser aufzufüllen, als Dylan zurück an den Tisch
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