Reise til helvete
mit. Muss mich nur noch zu Ende schminken.“
Er zwinkerte Erik zu und verschwand wieder im Bad. Eine Gelegenheit, die Erik nutzte. Vorsichtig trat er in die Kabine ein. Im Wohnzimmerbereich sah er Thor auf dem Sofa sitzen. Er zählte das Reisegeld. Handy und Zigaretten lagen auf dem Tisch. Es roch nach Aftershave und er trug sogar ein schwarzes, langärmliges Hemd.
„Hi“, grüßte Erik.
Thor sah nur flüchtig auf. „Na? Schönen Tag gehabt?“
„Mmh.“ Erik kam näher. Sollte er sich setzen? Er blieb lieber stehen, doch wählte er seine Worte mit Bedacht. Dylan sollte keineswegs etwas mitbekommen. „Wir hatten noch keine wirkliche Möglichkeit, um mal zu reden …“
„Hvorfor det?“ Thor klappte sein Portemonnaie zusammen und kontrollierte die Anzahl seiner Zigaretten.
„Du weißt genau, warum“, entgegnete Erik. „Die Sache mit Dylan und mir … Ohne mich wäre das mit seinem Arm gar nicht passiert.“
Thor erhob sich und nahm den Blickkontakt auf.
„Er hat sich das Ganze selbst zuzuschreiben, dich trifft überhaupt keine Schuld.“
Erik seufzte kaum hörbar. Mit einer derartigen Antwort hatte er gerechnet und dennoch erschütterte sie ihn.
„Wieso machst du das?“, fragte er leise. „Wieso sprichst du mich immer von allem frei?“
Er wusste genau, warum Thor das tat, aber musste das wirklich noch sein, nach so langer Zeit?
Thor kam auf ihn zu, ging aber an ihm vorbei. Vor dem Fenster blieb er stehen und starrte eine Weile in die Dunkelheit. „Abgesehen von meinem Großvater, warst du damals der Einzige, der zu mir gehalten hat“, erinnerte er. „Der Einzige, der mir die Geschichte mit Magnus geglaubt, zu mir gestanden und auf mich gewartet hat.“
„Aber …“ Erik stoppte. Er kannte Fahlstrøm seit vielen Jahren. Lange genug, um zu wissen, dass bei ihm Diskussionen im Raum verklangen, andere Standpunkte nicht toleriert wurden. Doch ebenso wusste Erik, dass er wohl der einzige Freund an Thors Seite war, der sich eine andere Meinung erlauben durfte.
„Das mit Magnus ist über zehn Jahre her. Ich habe deine Dankbarkeit oft genug gespürt. Mir alles zu verzeihen ist nicht richtig …“
Thor drehte sich um. Emotionslose Kälte stach aus seinen Augen und dennoch wirkte sein Äußeres verletzbar. „Es ist absolut richtig. Und ich will nichts mehr davon hören.“
Er griff sich Geldbörse und Zigaretten. Das Handy ließ er liegen und er verschwand durch die Verbindungstür zum Schlafzimmer. „Du gehst dem aus dem Weg!“, rief Erik ihm hinterher. Da drehte sich Fahlstrøm um.
„Wem geh ich aus dem Weg!?“, brüllte er ungehalten.
„Allem!“ War das wirklich nötig? Erik schüttelte den Kopf. Hatte er Thor jemals angeschrien? „Lass uns verdammt noch mal darüber reden. – Was damals geschah …“
Er verstummte und senkte den Kopf.
„Kein Wort mehr“, drohte Thor.
Im Hintergrund erklang das Zuklappen der Badezimmertür. „Was ist denn los?“ Dylan trat näher. Er war fertig geschminkt. Heller Puder lag auf seiner Gesichtshaut und seine Augen waren dick mit Kajal und Lidschatten umrandet. Auf seinen Lippen glänzte ein rosafarbener Gloss. Er bemerkte die aufgewühlte Stimmung. „Ihr streitet?“
Thor schwieg, stattdessen zuckten seine Gesichtsmuskeln wütend.
„Nichts, alles okay!“ Erik sah auf und lächelte. „Wir waren uns nur nicht einig, ob du wirklich schon das Tanzbein schwingen solltest.“
Es war nach Mitternacht. In der kleinen Diskothek des Schiffes tummelten sich nur vereinzelte Gäste. Es gab eine Tanzfläche, Laserlicht und mehrere Bartische mit den dazugehörigen Stühlen. Dylan wippte mit dem Kopf, als er die Musik vernahm. Discomusik. Dancefloor. Das war noch einigermaßen zu ertragen.
„Getränke?“ Tony zeigte sich großzügig und zückte sein Portemonnaie.
„Bier“, antwortete Erik. Thor nickte zustimmend. Nur Dylan blieb unschlüssig, als er die Blicke seiner Freunde auf sich spürte. Taten sie das mit Absicht? War das ein Test? Stand er über den Dingen? „Cola“, entschied er lächelnd.
Tony erwiderte sein Lachen und tätschelte lobend seine Schulter. „Super Dylan, ich freue mich, dass du dich auch ohne Alkohol amüsieren kannst.“
„Ja, obwohl ihr mir ständig einen vorsauft!“
Wieder musste er lachen, und das kam ganz von alleine. Im Kreise der Männer, die ihm am liebsten waren, fühlte er sich wohl. Nur der Verband an seinem Arm wies darauf hin, dass er noch nicht absolut den richtigen Weg eingeschlagen hatte. Doch
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