Reise til helvete
Erlebnis gezeichnet. Zudem wirkte er müde und nahe der Resignation. „Da fühlt man sich nicht unbedingt okay!“ Er schüttelte den Kopf. „Bitte, lass mich.“
Dylan hob die Hand. Er stapfte ein paar Schritte rückwärts, doch behielt er Tony im Auge, als erwartete er von ihm noch eine weitere Äußerung. Doch Tony schwieg und blieb regungslos sitzen.
Vielleicht wäre Dylan in diesem Moment tatsächlich verzweifelt. Die Ereignisse der letzten Tage zerrten an seinen Nerven, ebenso wie der quälende Hunger und das Brennen seiner überhitzten Haut. Obwohl sie seit gestern etwas Sonnencreme zu Verfügung hatten, reichte der Schutz nicht aus. Dylan war froh, dass er keinen Spiegel dabei hatte. Vielleicht hätte ihn sein Anblick zu unbedachten Aktionen getrieben.
Der Gedanke an Erik war der einzig tröstende Aspekt. Bei ihm konnte Dylan immer Zuflucht finden. Wieso nicht auch jetzt?
„Bist du wach?“
Er betrat das Zelt mit gemischten Gefühlen. Dass Erik noch immer krank war, wollte er verdrängen, denn es belastete ihn. Vielleicht wären die vergangenen Tage anders verlaufen, wäre Erik gesund und mit positiven Gedanken bei ihnen gewesen.
Irgendwie war er das Bindeglied zwischen ihnen, der beruhigende Pol im Chaos der Gefühle.
„Ja.“ Eriks Stimme klang schwach und belegt, doch er erwiderte den Blick, als sich Dylan zu ihm setzte. „Was ist passiert? Tony stand eben total neben sich …“
„Hat er nichts erzählt?“
„Nein!“ Eriks Augen weiteten sich. Ohnehin wirkten sie viel größer als sonst, was an den dunklen Schatten lag, die sie umringten.
„Gab es Streit?“
Dylan nickte still. Es fiel ihm schwer, in Eriks ausgemergeltes Gesicht zu sehen und zu berichten, was vorgefallen war.
„Tony und Thor hatten sich in der Wolle.“
„Mal wieder …“ Erik lächelte.
„Nein, diesmal war es ernst.“ Dylan rieb sich die nervösen Hände. Währenddessen bemerkte er, dass sein verletzter Arm schmerzte. Konnte das sein? Er missachtete die Beschwerden und überlegte, wie er am einfachsten schildern konnte, was sich ereignet hatte. Ungern wollte er sich zurückerinnern, an das, was passiert war. Doch ebenso gingen ihm die Bilder nicht aus dem Kopf.
„Haben sie sich … geprügelt?“
„Nicht wirklich.“ Dylan wagte, den Augenkontakt wieder aufzunehmen. Er war froh, dass Erik nachfragte. „Thor ist ausgerastet. Er hat Tony das Messer an den Hals gehalten …“ Er beobachtete Eriks Reaktion. Die fiel erstaunlich ruhig aus, sodass Dylan fortfuhr: „Es hätte nicht viel gefehlt und Thor hätte zugestochen.“
„Was?“ Erik schüttelte den Kopf. Er starrte an die Decke des Zeltes. „Du glaubst gar nicht, wie schlecht ich mich fühle, dass ich nicht bei euch sein kann …“ Er atmete tief durch. „Tony und Thor … das konnte gar nicht gut gehen …“
Dylan nickte. „Ich weiß auch nicht, wie die sich das vorgestellt haben.“ Er wägte ab. „Na ja, dass wir hier zu viert auf einer Insel landen, das hat ja auch keiner von uns erwartet.“
Ein gedankenvolles Schweigen folgte.
„Warum haben sie gestritten?“
Dylan zögerte. Sollte er ehrlich sein?
„Es ging um … mich.“ Verlegen kratzte er sich den Nacken, dabei spannten sich seine Muskeln und ein neuer Schmerz durchzog seinen Arm. „Thor wollte mich rasieren … Tony dachte, er wolle mich abschlachten …“ Er stöhnte leidend. „Es war surreal. Beide sind aufeinander los, als hätten sie nur auf diese Gelegenheit gewartet. Es war absolut unnötig.“
Dylan nagte an der Unterlippe. Deutlich spürte er die trockene Haut an seinem Mund. Er durfte gar nicht an Fettcreme denken. Wie gerne hätte er sich damit eingecremt.
„Die übertreiben … beide. Maßlos!“
Jetzt konnte er sich nicht mehr zügeln. Zudem tat es gut, sich den Frust von der Seele zu reden. Er wusste und spürte, dass Erik ihn verstehen würde.
„Mir geht Tonys unnötige Fürsorge allmählich auf den Keks. Und Thor, der benimmt sich wie ein Berserker!“
Erik lächelte, wobei sich sein hageres Gesicht spitz zusammenzog.
„Er beschützt dich – wie ein Raubtier seine Beute.“
„Tss!“ Dylan schüttelte erneut den Kopf. Sollte er für Thors Verhalten Verständnis zeigen? „Mir schmeichelt es nicht sonderlich, wenn er für mich einen Mord begeht … schon gar nicht an meinem Freund und Manager.“
Erik atmete angestrengt aus. Er schloss die Augen, als wolle er sich zu den Umständen nicht weiter äußern, sondern lieber schlafen, doch sein Geist
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