Reise til helvete
nicht mehr. Er griff sich eine der Fackeln und lief in die Dunkelheit hinein.
„Was hast du vor?“
Anstatt sein Handeln zu erklären, entfernte sich Thor wortlos. Dylan folgte, obwohl er sich inzwischen schwach auf den Beinen fühlte. Am Strand angelangt, blieben sie stehen.
„Was ist denn plötzlich los?“
Thors Gesicht bebte. „Perk, wieso hast du nicht gesagt, dass du Antibiotika dabei hast?“ Wütend rammte er die Fackel in den Sand.
„Ich dachte …“ Dylan verstummte. Prompt ahnte er, was Thor so aufgewühlt machte. „Du meinst, es könnte Erik helfen?“
„Wenn es Bakterien sind, die ihm zu schaffen machen, dann ja!“
Thor griff sein T-Shirt, zog es über den Kopf und ließ es in den Sand fallen. Anschließend öffnete er Knopf und Reißverschluss seiner kurzen Hose und zog auch diese aus.
„Du willst es holen? Jetzt?“
„Natürlich!“ Thor drehte sich dem Wasser zu. In der Dunkelheit zeichnete sich die Jacht nur schemenhaft auf der glitzernden Oberfläche ab.
„Aber es ist Nacht! Du siehst gar nichts!“ Dylan fasste Thor am Arm und versuchte, ihn von seinem Vorhaben abzuhalten. „Bitte, mach es morgen, wenn es hell ist.“
„Morgen – kann es zu spät sein.“
Eine riesige Ohnmacht überkam Dylan. Alles wollte er hören, nur nicht das.
„Erik wird sterben, ja?“ Er konnte seine Befürchtung kaum in Worte fassen.
„Wenn wir nicht bald etwas unternehmen, dann ja.“
Sie standen dicht voreinander, überwältigt von den Gefühlen, die über sie einstürzten.
„Dann nimm wenigstens das Schlauchboot!“
„Es verliert Luft“, gab Thor bekannt. Eine katastrophale Neuigkeit. Ohne Boot waren sie auf der Insel tatsächlich „gefangen“.
„Shit, echt?“ Wie erwartet traf Dylan die Nachricht sehr.
„Ich weiß nicht, wie lange es mein Gewicht halten würde und ich habe keine Lust nachts im Boot abzusaufen, dann schwimme ich lieber …“
Thor machte ein paar Schritte vor und watete durch das Wasser. Inzwischen hatte er sich an die Dunkelheit gewöhnt und er konnte die Silhouette der Jacht besser erkennen.
„Aber, das ist gefährlich …“ Dylan konnte seine Furcht nicht mehr verbergen. Er hatte Angst um Thor und die verstärkte sich, als er sah, wie sein Partner immer weiter ins Wasser lief. „Soll ich mitkommen?“ Er folgte, doch Unsicherheit zerrte an seinen Nerven.
„Du bleibst da, wo du bist!“ Thor verschwand bis zum Hals im Wasser. „Pass auf, dass die Fackel nicht erlischt, damit ich den Rückweg finde!“ Er wand sich und schwamm davon. Eine Weile konnte Dylan seine kräftigen Schwimmbewegungen und die dadurch erzeugten Wellen verfolgen, dann wurde Thor von der Dunkelheit verschluckt.
Es wurde ruhig und Dylans Blicke suchten das Meer so lange ab, bis ihm die Augen schmerzten. Je nachdem, wie die Wolken den Mond bedeckten, zeichneten sich Umrisse der Jacht ab. Trotzdem konnte er nicht erkennen, ob sein Partner dort an Bord ging oder nicht. Dylan marschierte am Strand auf und ab. Jede Minute, die verstrich, glich einer gefühlten Ewigkeit.
Als sich nach einer langen Zeit nichts regte und Thor nicht wieder in seinem Blickfeld erschien, wurde er nervös. Schlimme Gedanken und Bilder kamen von alleine. Thor durfte dort draußen nichts zustoßen, auf keinen Fall. Dylan malte sich aus, was geschehen würde, würde Thor nicht mehr zurückkommen. Würde die See ihn auf immer und ewig verschlucken. Würde ein Hai ihn angreifen und in Stücke zerreißen. Würde er den Rückweg nicht finden und im Meer ertrinken. Was würde dann aus ihm werden?
„Thor?“ Er rief seinen Namen – laut und unter enormer Anspannung. Ein paar Meter lief er ins Wasser und missachtete die undurchsichtige See. „THOR!“
Es hätte nicht viel gefehlt und Dylan wäre gefolgt. Obwohl er kaum etwas sah, wollte er sich ins Wasser stürzen und den Weg zur Jacht auf sich nehmen, egal, welche Risiken es bedeuten würde, da erklangen Geräusche, die signalisierten, dass eine Person im Wasser schwamm. Schließlich tauchte Thor wieder auf. Er kam im Kraulstil auf ihn zu, und erst als das Wasser flacher wurde, wechselte er in langsameres Brustschwimmen. Kaum hatte er Boden unter den Füßen, richtete er sich auf. Sein Atmung war erschwert und sein Gang schleppend.
Dylan ergriff die Fackel und leuchtete den Rest des Weges gründlich aus.
„Alles okay? Hast du die Tabletten?“
Thor fuhr sich über das Gesicht und wischte das Wasser von seiner Haut. Er konnte nicht antworten und nickte
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