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Reise zu Lena

Reise zu Lena

Titel: Reise zu Lena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Neven DuMont
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in seinem Ohrensessel, Erwin ihm gegenüber auf dem kurzen schwarzen Ledersofa, beide das Glas in der Hand:
    »Ich glaube, Albert, Du führst mich an der Nase herum. Sag die Wahrheit: Du hast gebetet?«
    »Wenn Du so willst, nenn es so.«
    Abends setzte sich Albert vor den Fernseher, die Nachrichten sollten gleich beginnen, die zerlesene Tageszeitung lag auf seinem Schoß, als Anton überraschend den Raum betrat. Mit ihm kam die Kühle der späten Stunde in den Raum.
    »Nur ein kleiner Kurzbesuch, Vater! Du weißt, Mutter gab mir die Haustürschlüssel, damit ich ohne Umstände jederzeit nach Dir sehen kann.«
    »Stimmt, Anton, und bitte setz Dich, Du machst mich sonst nervös, wenn Du im Zimmer, noch dazu im Regenmantel, auf- und abmarschierst.«
    Er schaltete mit der Fernbedienung den Fernsehapparat aus, wo sich soeben die ersten Stimmen meldeten, während Anton den Mantel achtlos auf den Boden fallen ließ und sich auf das Ledersofa warf:
    »Ich sehe, es geht Dir gut, Vater, Du schaust blendend aus. Dann darf ich gleich zur Sache kommen: Du hast Lori zu Dir gebeten, viel Verständnis für sie gezeigt, sie liebevoll umarmt, wie eine gute, treue Tochter.«
    Albert musterte seinen Sohn aufmerksam, nur ein schwaches Lächeln huschte über sein Gesicht:
    »Ganz richtig, Lori war hier. Aber sie hat mich besucht. Hätte ich ihr gleich die Türe weisen sollen?«
    Anton war wieder aufgesprungen:
    »Vater, Du scheinst die Angelegenheit von der lustigen Seite nehmen zu wollen. Mir ist aber gar nicht nach Späßen zumute! Unsere Lori, die seit einiger Zeit mit mir kaum mehr ein Wort wechselt, plustert sich vor mir und den Kindern auf, prahlt lauthals über die großartige, freundliche, ja überschwängliche Art und Weise, wie Du sie empfangen hast, voll der Einfühlung, des Verständnisses für die arme, beklagenswerte Frau, die von ihrer Familie, insbesondere vom rücksichtslosen Ehegatten, Deinem Sohn, so miserabel behandelt wird. So Deine Worte. Der Vater ein Darling, der Ehegatte und Sohn ein Kotzbrocken!«
    Anton hatte sich erneut, nun mit hochrotem Kopf, auf das schwarze Sofa fallen lassen, das unter seinem Körper ächzende Laute von sich gab, während Albert ihn weiterhin mit Interesse anschaute. Sein anhaltendes Schweigen versetzte Anton in Rage, ja, steigerte seinen angestauten Ärger:
    »Und? Hast Du nichts zu Deiner Verteidigung anzuführen, Vater? Warum sagst Du nichts! Eine schallende Ohrfeige, die Du mir, Deinem einzigen Sohn versetzt, dem Du in einer schlimmen Ehekrise, für die Lori die alleinige Verantwortung trägt, in den Rücken fällst, ja, in den Rücken . . .«
    Albert setzte sich in seinem Lehnstuhl zurecht, faltete sorgfältig die Hände, die ruhig auf den Schenkeln lagen, sah Anton unentwegt an:
    »So, ich höre«, ließ sich endlich der Sohn aus. »Ich bin ganz Ohr . . .«
    »So wie ich«, meldete sich der Vater nach einer weiteren Weile. »Und ich würde Dir raten, Anton, Dich erst einmal zu beruhigen. Ich habe ja ein gewisses Verständnis für Dich, die ständige Belastung durch die Firma, die Erwartungen der Familie und manches mehr . . . Du bist einfach überfordert. Aber ich glaube so, wie Du derzeit die Dinge des Lebens anpackst, dass Du keiner guten Lösung entgegen siehst. Und nun meine Antwort, kurz und bündig: Ich habe nichts zu meiner Verteidigung anzuführen. Ich habe Deine Frau, die mir genauso leid tut wie Du mir leid tust, selbstverständlich freundlich behandelt. Nur so kann ich Eurer angeschlagenen Ehe dienen. Und noch ein Letztes: Ich bin Dir nicht in den Rücken gefallen, Du bist verunsichert, das kann schon mal in der Ehe vorkommen, und ich gebe Dir mildernde Umstände. Aber, und das ist das Wichtige, was ich Dir zu sagen habe: Du musst die Dinge selbst in die Hand nehmen, Deinen Zwiespalt mit Lori, Euer Zerwürfnis selbst regeln, niemand kann Dir dabei helfen.«
    Antons Gesicht lag in Falten, als er endlich seinem Vater antwortete:
    »Gut, ich habe Deine Ausführungen angehört, geduldig, wie es meine Art ist. Überzeugt hast Du mich nicht. Im Gegenteil: Ich tue Dir leid, Du gibst mir mildernde Umstände, das ist doch der reine Hohn! So schlecht behandelst Du Menschen, denen Du selbst Mitleid abverlangst. Vor allem, und das ist das Bedauerliche, scheinst Du Deine Rolle nicht an meiner Seite zu erkennen. Du spielst den Richter, willst als solcher von mir wahrgenommen werden, distanziert, ohne Emotionen. Es ist hart für einen Sohn, feststellen zu müssen, vom Vater, wenn man

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