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Reisestipendien

Reisestipendien

Titel: Reisestipendien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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»Alert« vorbeikommen werde. Hatte es sich zwischen ein und vier Uhr morgens nur fünf bis sechs Meilen von ihm entfernt, so konnte, selbst wenn es an Bord zu einem Kampfe kam, in dieser Entfernung doch kein Schrei mehr gehört werden.
    Als eine halbe Stunde später die Dämmerung zu Ende war, ließ sich nicht der geringste Wind mehr spüren. Die beiden Fahrzeuge lagen, eine halbe Meile voneinander entfernt, vollkommen still.
    Gegen neun Uhr rief dann Patterson, schon mit recht schläfriger Stimme:
    »Nun aber auf, liebe Freunde; denkt denn niemand daran, die Kabine aufzusuchen?
    – O, es ist noch nicht spät, Herr Patterson, antwortete Roger Hinsdale.
     

    »Verdammter Kasten!« murrte John Carpenter. (S. 328.)
     
    – Und von neun Uhr abends bis sieben Uhr morgens zu schlafen, das ist zu viel, Herr Patterson, setzte Axel Wickborn hinzu.
    – Und sie kämen da dick wie ein Klosterbruder nach Europa zurück, lieber Herr Patterson, erklärte Tony Renault, indem er mit den Armen einen Bogen um seinen Leib bildete.
    – Darum braucht sich niemand zu sorgen, erwiderte der Mentor, ich werde mich stets innerhalb der gebotenen Grenzen zwischen Magerkeit und Fettleibigkeit zu halten wissen.
    – Herr Patterson, Sie kennen doch die Vorschrift, die von den Weisen des Altertums stammt?« ließ sich Louis Clodion vernehmen.
    Und er begann die ersten Verse des bekannten Distichons aus der Schule von Salerno vorzutragen.
    »Sex horas dormire sat est

    – Juvenique senique,
fiel Hubert Perkins ein.
    – Septem pigro
… fuhr John Howard fort.
    –
Nulli concedimus octo!«
schloß Roger Hinsdale.
    Daß Herr Horatio Patterson sich geschmeichelt fühlte, dieses lateinische Citat nach und nach aus dem Munde der Preisträger hervorgehen zu sehen, bedarf wohl keiner besonderen Versicherung. Ihn wandelte aber doch der Schlaf schon zu sehr an und er antwortete:
    »So bleibt noch hier, wenn’s euch gefällt, die Abendluft einzuatmen. Ich aber… ich werde jener
piger,
ja sogar jener
nullus
sein und mich niederlegen.
    – Gute Nacht, Herr Patterson!«
    Der Mentor erhob sich und ging nach seiner Kabine hinunter. Nachdem er, um etwas frischere Luft einströmen zu lassen, das runde Fensterchen geöffnet und sich auf seinem Lager ausgestreckt hatte, fiel er bald in den Schlaf der Gerechten, doch kamen ihm vorher noch die Worte
»Rosam… letorum… angelum«
eigentlich unbewußt über die Lippen.
    Louis Clodion und seine Kameraden verweilten noch eine Stunde in der freien Luft. Sie plauderten von der Fahrt nach den Antillen, von dem und jenem, das einen besonderen Eindruck auf sie gemacht hatte, und vergegenwärtigten sich, wenn sie erst zu ihren Familien zurückgekehrt wären, die Freude, alles zu erzählen, was sie getan, und alles, was sie seit ihrer Abreise gesehen hätten.
    So wie Harry Markel ein weißes Licht am Stagfeile des Fockmastes hatte anbringen lassen, hatte auch der Kapitän des unbekannten Schiffes ein solches an dessen Vorderteile in die Höhe ziehen lassen.
    Das ist, vorzüglich in dunkeln Nächten, sehr klug und weise, denn durch Strömungen und Gegenströmungen können sonst leicht Zusammenstöße hervorgerufen werden. Vom Vorderkastell aus sah man das blinkende Licht des anderen Fahrzeuges, das, ohne seinen Platz zu ändern, auf der langen Dünung leicht hin und her schwankte.
    Tony Renault nahm sich für heute fest vor, die von der Salerner Schule zugestandenen
sex horas
Schlaf nicht zu überschreiten. Vor fünf Uhr früh wollte er schon seine Kabine verlassen haben und auf das Deck gehen. Läge dann jenes Schiff noch seitwärts vom »Alert«, so sollte dieser seine Flagge hissen, um das andere Schiff zu veranlassen, ebenfalls seine Nationalität kund zu tun.
    Gegen zehn Uhr waren dann alle Passagiere – Will Mitz ausgenommen, der noch auf dem Deck hin und her ging – friedlich eingeschlummert.
    Allerlei Gedanken gingen dem jungen Seemanne durch den Kopf. Er dachte an Barbados, wohin er vor Ablauf von drei bis vier Jahren schwerlich wieder kommen würde, an seine Einschiffung auf der »Elisa Warden«, an die Stellung, die er darauf einnehmen sollte, und an die bevorstehende Reise mit diesem Schiffe, die ihn nach ihm noch unbekannten Meeren führen würde.
    Dann dachte er an den »Alert«, auf dem er Passage genommen hatte, an die jungen Leute, die ihm so schnell ans Herz gewachsen waren und von denen ihn Tony Renault und Magnus Anders wegen ihrer Vorliebe für das Seewesen besonders interessierten.
    Ferner trat

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