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Reisestipendien

Reisestipendien

Titel: Reisestipendien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Boussolennadel, die von der Lampe im Kompaßhäuschen schon beleuchtet wurde.
    Seit dem Morgen war der »Alert« nun schon gegen fünfzig Seemeilen nach Südosten zu gesegelt, und der junge Seemann glaubte bestimmt, daß der Kapitän für die Nacht wohl einen anderen Kurs, und zwar nach Nordosten, einschlagen werde.
    Harry Markel bemerkte recht wohl, daß sein Passagier etwas erstaunt schien, ihn den bisherigen Kurs noch immer einhalten zu sehen. An strenge Disziplin gewöhnt, hätte dieser sich aber nicht erlaubt, darüber eine Bemerkung zu machen.
    Nachdem er sich, während Corty am Steuer stand, den Kompaß noch einmal angesehen hatte, betrachtete er prüfend den Himmel und setzte sich dann am Fuße des Großmastes nieder.
    Da näherte sich Corty, überzeugt, daß ihn niemand hören könne, dem Kapitän Markel und sagte:
    »Mir scheint, der Mitz merkt es, daß wir auf falschem Kurse sind. Na, gleichviel: diese Nacht werden wir ja ihn und die anderen auf den›richtigen Kurs‹ bringen, und dann hindert ihn nichts, Liverpool schwimmend zu erreichen, wenn er trotz der Haifische Arme und Beine am Leibe behält!«
    Der Elende hielt diese Bemerkung jedenfalls für sehr scherzhaft, denn er brach danach in helles Lachen aus, das Harry Markel aber durch einen Blick unterdrückte.
    Eben jetzt trat noch John Carpenter an beide heran.
    »Schleppen wir das große Boot noch weiter nach, Harry? fragte er.
    – Jawohl, John, es kann uns von Nutzen sein…
    – Wenn wir gezwungen wären, die Arbeit draußen zu vollenden!«
    An diesem Abend wurde das Essen erst halb sieben Uhr aufgetragen. Auf der Tafel prangten einige der am Tage gefangenen Fische, die Ranyah Cogh recht schmackhaft zubereitet hatte.
    Patterson erklärte, daß er nie etwas Köstlicheres gegessen hätte… vor allem lobte er die Boniten und gab der Hoffnung Ausdruck, daß die jungen Fischer während der Reise Gelegenheit haben würden, noch mehr von derselben Art zu erbeuten.
    Nach dem Essen begaben sich alle wieder auf das Deck, wo sie die volle Dunkelheit abwarten wollten, ehe sie ihre Kabinen aufsuchten.
    Die hinter der Wolkenbank verborgene Sonne war noch nicht unter den Horizont versunken. und vor einer guten Stunde konnte es kaum völlig finster sein.
    In diesem Augenblicke glaubte Tony Renault draußen im Osten ein Segel zu erkennen, und fast gleichzeitig rief auch schon Will Mitz:
    »Schiff backbord vorauf!«
    Alle Blicke wandten sich in der angegebenen Richtung hin.
    Ein großes Fahrzeug, das seine Mars-und seine Großsegel trug, tauchte vier Seemeilen draußen auf. Offenbar hatte es dort mehr Wind und segelte backstags auf den »Alert« zu.
    Louis Clodion und Roger Hinsdale holten sofort ihre Fernrohre und beobachteten das Schiff, das sich ihnen, einen nordwestlichen Kurs einhaltend, näherte.
    »Verdammter Kasten! murrte John Carpenter, binnen einer Stunde wird er uns dicht an der Seite liegen!«
    Corty und die übrigen hatten diese Worte des Bootsmannes gehört. Legte sich der Wind vollständig, so würden die beiden Schiffe die Nacht über in der Entfernung einer halben, vielleicht nur einer viertel Seemeile nebeneinander still liegen bleiben. Und wenn sich Harry Markel damals, nahe der Küste von Irland, beglückwünschen konnte, sich seiner Passagiere nicht sofort entledigt zu haben, so waren die Verhältnisse heute doch nicht mehr dieselben.
    Jetzt war ja das Geld der Mistreß Kathlen Seymour an Bord, mit einem anderen Schiffe in der Nähe konnten die verbrecherischen Pläne aber doch kaum ausgeführt werden.
    »Verdammt! wiederholte John Carpenter. Soll es uns denn niemals gelingen, die ganze, lästige Pension loszuwerden? Müssen wir wirklich noch die nächste Nacht abwarten?«
    Das Schiff kam, die letzte Brise ausnützend, immer weiter auf den »Alert« zu. Bald mußte aber auch ihm der Wind gänzlich fehlen.
    Es war ein großer Dreimaster, der nach einer der Antillen oder nach einem Hafen Mexikos bestimmt sein mochte.
    Seine Nationalität war unmöglich zu erkennen, da er keine Flagge an der Gaffel führte. Es schien aber, seiner Bauart und Takelage nach, ein amerikanisches Fahrzeug zu sein.
    »Schwer ist es offenbar nicht beladen, bemerkte Magnus Anders.
    – Nein, gewiß nicht, bestätigte Will Mitz. Ich glaube eher, daß es nur mit Ballast fährt.«
    Drei Viertelstunden später befand sich das Schiff vom »Alert« nur noch zwei Seemeilen entfernt.
    Da die Strömung eine ihm günstige Richtung hatte, hoffte Harry Markel, daß es noch am

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