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Reisestipendien

Reisestipendien

Titel: Reisestipendien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Angekommenen kannten von dem Dreimaster also nur den am Heck angebrachten Namen, wußten aber nicht, wer das Schiff führte.
    Einigermaßen konnte sich Harry Markel also beruhigen. Da ein längeres Stillschweigen hätte Verdacht erwecken können, stellte er nach Besteigung des Vorderkastells nun selbst einige Fragen:
    »Wer ist Befehlshaber der ›Concordia‹?
    – Der Kapitän James Brown, antwortete dieser in eigener Person von der Kommmandobrücke aus, wo man ihn an seiner Uniform erkannte.
    – Was wünscht der Kapitän Brown? fragte Harry Markel weiter.
    – Wißt Ihr, ob der Preis des Nickelerzes in Cork jetzt gestiegen oder gefallen ist?
    – Sage ihm, er sei gefallen, dann schert er sich seiner Wege, raunte Corty dem andern zu.
    – Gefallen! rief Harry Markel hinüber.
    – Um wieviel?
    – Drei Schilling sechs Pence… soufflierte Corty.
    – Um drei Schilling sechs Pence, wiederholte Harry Markel.
    – Dann ist hier kein Geschäft zu machen, erwiderte James Brown. Ich danke Kapitän!
    – Bitte… gern geschehen.
    – Hätten Sie etwas in Liverpool auszurichten?
    – Nein.
    – Glückliche Reise dem › Alert‹!
    – Gute Fahrt der › Concordia‹!«
    Nach Empfang dieser Mitteilung, deren Zuverlässigkeit der Leser ja selbst beurteilen kann, wendete der Dampfer wieder, um aus der Farmarbucht herauszukommen. Sobald er die Landspitze erreicht hatte, gab er Volldampf und schlug einen nordöstlichen Kurs nach Liverpool ein.
    Da machte John Carpenter die sehr naheliegende Bemerkung:
    »Zum Dank dafür, daß wir ihn so prompt über den Preis des Nickelerzes unterrichtet haben, hätte der Kapitän der ›Concordia‹ uns wahrlich ins Schlepptau nehmen und uns aus dieser verwünschten Bai heraushelfen können.«
    Hätte sich jetzt auch die erwünschte Brise erhoben, so wäre es doch zu spät gewesen, sie zu benutzen. Zwischen Queenstown und dem Hafeneingange herrschte schon ein lebhafter Verkehr. Fischerboote glitten hinaus und herein, und mehrere davon waren beschäftigt, ihre Angelschnüre an der Rückseite der Landspitze und wenige Kabellängen von dem Schiffe auszulegen. Harry Markel und seine Genossen ließen sich aus Vorsicht so wenig wie möglich sehen. Wäre der »Alert« jetzt abgesegelt, ohne seine Passagiere zu erwarten, die ja jede Stunde kommen konnten, so mußte dieses unerklärliche Verhalten unbedingt verdächtig erscheinen. Am ratsamsten war es noch immer, nicht vor der nächsten Nacht – wenn es dann überhaupt möglich war – von hier abzufahren.
    Die Sachlage war natürlich eine recht beunruhigende; der Zeitpunkt nahte, wo der Mentor und seine jungen Reisegefährten an Bord des »Alert« kommen mußten.
    Wie wir wissen, war die Abreise von Mrs. Kathlen Seymour in Übereinstimmung mit dem Direktor der Antilian School auf den 30. Juni festgesetzt worden. Patterson würde gestern Abend angekommen sein und sich gewiß um keine Stunde verspäten. Als pünktlicher und gewissenhafter Mann gönnte er sich jedenfalls nicht einmal so viel Zeit, Cork und Queenstown im Fluge zu besichtigen, obwohl er noch keine der beiden Städte kannte. Nach einer ruhig verbrachten Nacht, in der er sich von den Anstrengungen der langen Fahrt erholte, würde er sich – das durfte man wenigstens annehmen – zur richtigen Stunde erheben, seine Gesellschaft wecken und sich nach dem Hafen begeben. Hier erfuhr er dann den Ankerplatz des »Alert«, und an einem Boote, alle dahin überzuführen, konnte es ja nicht fehlen.
    Solche Gedanken drängten sich Harry Markel jetzt ganz unwillkürlich auf, obgleich er gar nicht wußte, wes Geistes Kind der Herr Patterson wäre Während er immer darauf achtete, sich nicht auf dem Vorderkastell sehen zu lassen, aus Furcht, von den Fischern bemerkt zu werden, behielt er doch die Bai immer scharf im Auge. Mit dem Fernrohr in der Hand beobachtete Corty durch die Fenster der Achterkajüte sorgsam alle Vorgänge im Hafen, dessen zwei Seemeilen entfernte Kais und Gebäude er genau erkennen konnte. Der Himmel war völlig klar geworden; die Sonne stieg an dem ganz reinen Horizonte empor, von dem sie alle Nebelmassen verscheucht hatte. Vom Wind spürte man aber gar nichts, nicht einmal draußen an der Seeseite, und die Zeichen der Semaphore meldeten völlige Ruhe auf dem glatt daliegenden Meere.
    »Nun ja, rief John Carpenter unmutig, ein Gefängnis an Stelle des anderen! Da wäre das von Queenstown auch nicht schlechter gewesen!… Aus dem haben wir wenigstens entweichen können, doch

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