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Reispudding mit Zimt (German Edition)

Reispudding mit Zimt (German Edition)

Titel: Reispudding mit Zimt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Ellen
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meines Handys. Ich taste schlaftrunken danach und drücke es an mein Ohr.
    Mein Vater.
    „Guten Morgen, Nannilein“, seine Stimme klingt irritierend frisch und ausgeschlafen. Am liebsten möchte ich gleich wieder auflegen und mein Handy unter das Kissen stopfen.
    „ich habe jetzt die Lösung für dich gefunden“, fährt er fort.
    Na toll, denke ich. Wenigstens hat er einen Plan. Ich nicht.
    „Du fängst im nächsten Wintersemester mit einem Studium der Ökotrophologie an.“
    „Öko – bitte was?“, frage ich ungläubig.
    „Ökotrophologie, auf Deutsch: Ernährungswissenschaften. Das kannst du in Hamburg studieren. Ist das nicht wunderbar? Du kannst einfach zu Hause wohnen bleiben.“
    Ich verdrehe die Augen. Oh nein.
    „Mein Tennispartner Professor Carlsen hat mich darauf gebracht. Er kennt den Institutsleiter, Dekan Phillips, aus dem Lions Club. Und das beste kommt noch. Der kennt nämlich wieder jemanden von Dr. Oetker in Bielefeld, und der sagt, dass du bis zum Semesterbeginn ein Praktikum in der Versuchsküche machen kannst. Ist das nicht großartig? Du sollst dort gleich nächste Woche anfangen, also bring in England alles in Ordnung, kündige deine Wohnung und komm so schnell du kannst nach Hause.“
    Ich werfe mich zurück auf meine Kissen. Es ist nicht zu fassen. Er ist gerade dabei, mich wie eine Dampfwalze zu überrollen und ich soll mich darüber noch freuen.
    „Also, dann wäre alles geklärt“, fährt mein Vater fort, „ruf an und sag uns Bescheid, wann wir dich vom Flughafen abholen sollen.“
    Er will gerade schon auflegen, aber ich rufe gerade noch rechtzeitig: „Halt!“
    „Wieso? Ist noch etwas?“, fragt er.
    „Nichts ist geklärt, Papa, gar nichts. Du fragst mich nicht einmal, ob ich damit einverstanden bin.“
    „Was gibt es da zu zweifeln? Natürlich bist du das. Jetzt kannst du endlich das machen, was du willst.“
    „Papa, du weißt, dass das nicht das ist, was ich will.“
    „Doch, du willst etwas mit Essen und Ernährung studieren. Ist doch perfekt.“
    Ich rede langsam mit ihm, wie mit einem begriffsstutzigen Kind. „Nein und wieder Nein. Ich will nicht studieren. Ich will Köchin werden, schon vergessen? Außerdem kann ich hier zur Zeit nicht einfach so weg.“
    „Wieso nicht?“, seine Stimme klingt misstrauisch, „hast du dich etwa dort in irgendeine Dummheit verrannt?“
    Ich denke fieberhaft nach. Wenn ich ihm sage, dass ich in einer Fischbude jobbe, wird er mich noch schneller herausboxen wollen. Ich beschließe, aus Verzweiflung etwas zusammen zu flunkern.
    „Nein. Ich bin in ein Arbeitsverhältnis eingebunden. Ich habe mich verpflichtet, mindestens bis zum Jahresende in einem – in einem Restaurant zu arbeiten. Ich habe dort eine Lehrstelle.“
    Mein Vater schweigt betroffen. Dann räuspert er sich. „Und das hast du alles so auf eigene Faust eingerührt, ohne mich oder deine Mutter vorher zu fragen?“
    „Ja“, sage ich eiskalt, „falls du es vergessen hast: ich bin volljährig.“
    Jetzt tut mein Vater mir fast ein wenig Leid. Er hat alles so schön in trockenen Tüchern gehabt. Jetzt sieht er, wie seine Träume für meine Zukunft vor seinen Augen zerkrümeln.
    „Tja“, sagt er, „dann werde ich bei Dr. Oetker wohl abtelefonieren müssen.“
    „Ja, musst du.“
    „Begreifst du nicht, Anna, was für eine Riesenchance du durch deine verdammte Sturheit verpasst?“
    Ich merke schon wieder, wie sich meine Nackenhaare aufstellen, aber ich schlucke meinen aufkeimenden Zorn hinunter. „Schau, Papa“, sage ich ihm, „was ich hier habe, ist auch eine tolle Sache. Lass mich das hier erst einmal machen. Wenn ich meine Lehre abgeschlossen habe, kann ich immer noch dein Öko-Dingsda studieren. Ich wäre nicht die erste Studentin, die zunächst eine Lehre gemacht hat. Als ausgebildete Köchin werde ich sicher eine besonders gute Öko-Dingsbums-login.“
    Mein Vater ist immer noch nicht überzeugt und brummelt noch einiges von „Dummheit“ und „kindischem Unfug“ in den Hörer, kapituliert aber dann und legt auf.
    Wie gesagt, fast tut er mir sogar Leid. Ich reflektiere darüber, dass ich tatsächlich einen ziemlich sturen Kopf habe. Wie mein Vater. Vielleicht ist das der wahre Kern unseres ständigen Konflikts. Möglich ist es.
    Als ich etwas später beim Frühstück mit Gladys und Len sitze, scheppert mein Handy schon wieder. Ich sehe auf das Display und habe schon Lust das Gespräch wegzudrücken. Stattdessen rolle ich mit den Augen und sage meinen

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