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Reispudding mit Zimt (German Edition)

Reispudding mit Zimt (German Edition)

Titel: Reispudding mit Zimt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Ellen
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Tisch schlendern sollte und ihn ansprechen? „Hey, Chris! Du hier?“
    Aber irgendetwas hält mich zurück. Mittlerweile denke ich so viel an ihn, dass ich womöglich rot werde und mich vollends zum Affen mache.
    Humphrey merkt bereits, dass ich ständig zu Chris hinüber sehe.
    „Freund von dir?“, fragt er.
    „Nee“, sage ich, wie aus der Pistole geschossen, und gucke extra in eine andere Ecke des Lokals.
    „Schön“, sagt Humphrey, „dann habe ich ja noch Chancen.“ Er tippt auf seinen tätowierten Arm. Da stehen eine Reihe von Frauennamen untereinander. Mandy. Jilly. Samantha. Jeder Name ist mit einem X durchgestrichen. „Hier wäre noch Platz für dich“, sagt er und zwinkert mir zu.
    Ich starre ihn entsetzt an. Dann lache ich.
    „Sehr witzig“, sage ich, rücke aber vorsichtshalber etwas weg vom Schmierigen.
    Humphrey macht ein mürrisches Gesicht und poliert weiter Gläser.
    Hatte er das etwa ernst gemeint?, denke ich. Der Typ? Geht's noch?
    Ich nehme mein Tablett und mache mich wieder auf zum Gläser-Einsammeln, werde aber enttäuscht. Vor lauter Geschwafel mit Humphrey habe ich nicht gemerkt, dass die Gruppe am Ecktisch aufgebrochen ist und das Lokal verlassen hat. Traurig und nachdenklich verrichte ich meine Arbeit bis zum Feierabend.
     
    Am nächsten Morgen stehe ich richtig früh auf, obwohl ich das lange Ausschlafen seit Beendigung meiner Brat-Tätigkeit sonst immer genieße. Ich ziehe mir schnell etwas an, frühstücke flink und eile zu einem kleinen Frisör, an dem ich auf dem Weg zum Pub immer vorbeikomme. Mit meinen Haaren muss dringend etwas passieren. Das Gewurstel mit meinem Dutt bewährt sich nicht.
    Sage ich mir. Als Ausrede.
    In Wirklichkeit bin ich schon ganz schön gekränkt, dass mich mein Schwarm gestern nicht eines Blickes gewürdigt hat. Irgendetwas muss mit meinem Aussehen geschehen, das ist mir klar.
    Die Friseuse kämmt zunächst meine Haare gründlich aus und legt dann ihren Kopf auf eine Seite. „Was darf's sein? Nur die Spitzen?“
    „Nein“, sage ich, „ich möchte gerne etwas ganz Neues, Flottes.“
    Das Mädchen bekommt sofort einen heiteren, unternehmungslustigen Gesichtsausdruck. Vermutlich träumt jede ambitionierte Friseuse davon, dass jemand mit langen Haaren kommt und „etwas Neues“ haben will.
    „Kann es ruhig ein wenig auffällig sein?“, fragt sie, „auch mit Strähnchen?“
    Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen. Auffällig klingt gut.
    „Nur zu!“ sage ich.
    Nach etwa einer Stunde Schnippeln, Ziepen, Waschen, Föhnen, sitze ich da und sehe mir das fertige Produkt im Spiegel an.
    Die Friseuse hat mir einen asymmetrischen Haarschnitt verpasst. Die linke Hälfte ist ziemlich kurz geschnitten, so dass man das Ohr sehen kann, die rechte Hälfte bedeckt ein glatter, kinnlanger Haarschopf, der wie ein Flügel mein Gesicht rahmt. Goldene Lichter funkeln in den Deckhaaren, wo sie die Strähnchen gezaubert hat. Ich schüttele meinen Kopf und lächle beglückt. Es sieht richtig gut aus.
    Dann runzle ich die Stirn. Meine kleinen Perlen in den Ohren sehen irgendwie bieder aus.
    „Macht ihr auch Piercings?“, wage ich zu fragen.
    „Klar doch. Viele Leute lassen sich die gerade in den Ferien gerne machen. Wahrscheinlich aus Langeweile, oder so.“
    Mit bebenden Fingern fasse ich an meine linke Ohrmuschel.
    „Kannst du mir da eins machen? Hier oben?“
    „Kein Problem.“
    Eine viertel Stunde später sieht mich eine ganz neue Anna aus dem Spiegel an. Die wirkt irgendwie keck. Selbstbewusst.
    Mein Vater würde ausflippen, wenn er mich so sehen könnte. Ein artiges Töchterchen, das brav mit den Handgelenken am Tisch sitzt und rot wird, wenn man ihre Kochkünste lobt, trägt natürlich einen adretten Pferdeschwanz, nicht „so etwas“.
    Ich zahle und gehe mit federndem Schritt zurück in mein Quartier.
    Gladys steht in der Küche. Als ich kurz herein sehe, lässt sie den Kochlöffel fast fallen.
    „Wow“, sagt sie, „du siehst aber toll aus!“ Dann reißt sie die Tür zum Garten auf und brüllt hinaus: „Ich hatte Recht Len. Sie hat definitiv einen neuen Freund.“
    „Noch nicht“, sage ich ihr, „aber bestimmt bald.“
    In Wirklichkeit sinkt mir das Herz. Chris ist doch in festen Händen, sagt mir meine innere Stimme, schon vergessen?
    „Übrigens“, frage ich Gladys und Len beim Mittagessen ganz beiläufig, „was bedeutet denn die Abkürzung AWO? Ist das irgendein Verein hier in Aldeburgh?“
    Gladys schüttelt den Kopf. „Nie

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