Reispudding mit Zimt (German Edition)
wir uns viel zu wenig vertraut. Eigentlich verbindet uns so gut wie gar nichts, außer, dass ich einmal verschwitzt und verzweifelt praktisch unter ihm gelegen habe und er in meinem Mund herum gefummelt hat.
Das ist nicht viel, oder?
Am gleichen Abend gehe ich sehr zuversichtlich zum „Black Anchor“. Irgendwie bin ich mir ganz sicher, dass die „talentierten Musiker“ wieder auftauchen werden. Wann proben die denn überhaupt? Vermutlich den ganzen Vormittag und den Nachmittag noch dazu.
Sie sitzen wieder an ihrem Tisch. Sally hat bereits ihre Position aufgenommen.
Heute will ich nicht tatenlos zusehen. Heute muss etwas geschehen.
Als die erste Runde Gläser geleert auf dem Tisch steht und auf Abholung wartet, raffe ich meinen ganzen Mut zusammen und gehe mit meinem Tablett hinüber.
Der Koreaner erkennt mich gleich und grüßt richtig nett. Chris dreht sich um, entdeckt mich und scheint sich auch zu freuen. Sally wirkt irritiert, als seine Aufmerksamkeit sich mit einem Mal ganz auf mich konzentriert.
„Habe ich dir gestern schon gesagt, wie toll du aussiehst?“, fragt er, „Du hast irgend etwas mit deinen Haaren gemacht.“
Aus einem Augenwinkel sehe ich mit einer gewissen Befriedigung, wie Sally wie auf Stichwort mit einer Hand in ihre blonden Locken greift und sie durchwühlt.
„Ja, ich dachte ich probiere mal etwas Neues aus“, sage ich, „Freut mich, wenn es dir gefällt.“ Ich werfe meinen Kopf, so dass meine Haare schwingen.
Ich stehe im Kreuzfeuer von finsteren Blicken. Die eine Salve kommt von Humphrey hinter der Theke, die andere schießt aus Sallys Augen auf mich zu. Und doch finde ich die Situation sehr angenehm. Im Moment sehe ich persönlich nur Chris. Und, übrigens, seine Augen sind grau-blau. Wahnsinnig schön.
Sally tippt Chris auf die Schulter. „Wollten wir nicht noch über die Probe von heute früh diskutieren? Da war doch irgendein Problem im zweiten Allegro. Da wo der Chor erst so leise einsetzt...“.
Chris dreht sich wieder Sally zu. Die legt ihren Arm um Chris' Schultern, als müsse sie ihn vor allen anderen Weibern der Welt schützen, insbesondere vor mir.
Hier muss etwas geschehen.
„Tja, ich möchte euch keines Falls bei eurer Arbeitsbesprechung stören“, zirpe ich, „deswegen tschüss bis demnächst, Chris, und grüß mir bitte lieb deine Frau.“
Die Musiker, die alle gemütlich um den Tisch herum plaudern, schweigen alle sofort, als hätte ein Dirigent mit seinem Taktstock die Musik abgewunken.
Man sieht mich an. Man sieht Chris an. Die Blonde sieht Chris an. Chris sieht die Blonde an. Es ist wie ein stummes Augenballett.
Der Hornist bricht als Erster das seltsame Schweigen. „Hä?“, sagt er, „du bist verheiratet, Chris?“
Chris sieht mich ungläubig an. „Nicht, dass ich wüsste. Aber anscheinend ist Anna besser informiert als ich.“
Die blonde Sally wirft mir einen bösen Blick zu, in dem auch so etwas wir Triumph mit schwebt.
Doch für blöd verkaufen lassen, das will ich nicht. Also pflüge ich unerbittlich weiter.
„Ja, in einer Beziehung, halt.“ Leider klingt das jetzt eher schlapp.
„Hm“, funkelt mich Chris mit seinen schönen Augen an, „ich kann nicht sagen, dass ich das nicht gerne wäre...“.
Die blonde Sally versteift sich sofort wieder.
„...aber ich kann definitiv sagen, dass ich in keiner bin,“ schließt Chris seinen Satz ab.
Oh nein. Wie peinlich ist das für mich? Chris' Kumpels grinsen nun alle hochvergnügt.
Am liebsten würde ich sofort zur Theke rennen und mich dahinter ducken, um mein ziemlich rotes Gesicht zu verstecken.
Aber so leicht kommt er mir nicht davon. Mein Kampfgeist ist noch nicht gänzlich erloschen.
„Und was ist mit Liz? Und den entzückenden Zwillingen?“
Wieder erbleicht Sally. Fast ist das Wechselspiel ihrer Gesichtszüge die ganze Aktion wert.
Jetzt wirft Chris seinen Kopf zurück und lacht schallend. Dabei schlägt er sich auf seinen begehrenswerten Oberschenkel. Die anderen talentierten Musiker lachen alle artig mit, fortissimo, obwohl sie den Grund seiner Heiterkeit wohl gar nicht wissen.
„Liz – Liz -“, stammelt Chris, lacht noch ein bisschen und bringt dann hervor: „Liz ist meine Mutter. Und die Zwillinge sind meine Brüder.“
Jetzt werde ich richtig sauer. So lasse ich mich nicht verschaukeln und vor allen hier lächerlich machen.
„Und wie alt war sie bei deiner Geburt?“, frage ich bissig, „Etwa drei Jahre alt?“
Wieder muss Chris lachen. Dann sieht
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