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Reispudding mit Zimt (German Edition)

Reispudding mit Zimt (German Edition)

Titel: Reispudding mit Zimt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Ellen
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gehört.“
    Aber Len sagt: „Das steht doch für 'Aldeburgh World Orchestra', weißt du das nicht?“
    Aha. Also nichts mit Atomwerken oder Waisen. Oder was der Schmierige gemeint hatte.
    Len erzählt weiter: „Jeden Sommer gibt es hier ein renommiertes Musikfestival. Das hat Benjamin Britten selbst begründet. Es gibt Aufführungen in der Kirche in Aldeburgh und auch in der alten Malz-Mühle in Snape. Dort gibt es eine große moderne Konzerthalle. Das AWO ist eine neue Idee der Veranstalter. Es ist ein Projektorchester, das sich aus talentierten jungen Musikern aus der ganzen Welt zusammensetzt. Sie müssen dafür extra so eine Art Casting machen. Das ist sehr streng. Nur die besten Nachwuchskünstler haben da überhaupt eine Chance mit zu machen.“
    Ich muss an Humphreys abfällige Bemerkung denken: „Verwöhnte Snobs“ . Anscheinend hält er nicht viel von talentierten Musikern.
    Nun bin ich klüger. Chris' Freunde gehören wohl diesem Orchester an.
     
    Am Abend mache ich mich zum Dienst fertig und – ja, ich gestehe es! - ziehe ein etwas engeres T-Shirt an, das einen tieferen Halsausschnitt hat.
    Als ich pünktlich den „Black Anchor“ betreten will, bewegt sich etwas im Schatten unter dem Walnussbaum. Ich schrecke zusammen. Humphrey lehnt sich dort gegen den Stamm und raucht. Die Zigarette fällt ihm fast aus dem Mund.
    „Halloo...“, sagt er anerkennend.
    Mist. An ihn habe ich nicht gedacht. Nach seinem „Antrag“ gestern wird er meine Aufmachung vermutlich falsch deuten. Am Liebsten würde ich kehrtmachen, nach Hause gehen und mir etwas Züchtigeres anziehen.
    Es bleibt mir nichts übrig, als ihm einen betont kühlen Blick zu zuwerfen und an ihm vorbei zu rauschen.
    Das graue Wetter hält sich hartnäckig in Aldeburgh, und so ist der „Black Anchor“ schon am frühen Abend gerammelt voll.
    Gegen Neun geht die Tür auf und die „talentierten Musiker“ schieben als große Gruppe herein und besetzen denselben Tisch wie gestern. Mein Herz klopft.
    Chris ist auch dabei. Der Asiat von neulich kommt an die Theke und bestellt eine Runde Getränke.
    Ich suche die Colaflaschen und Gläser zusammen, während Humphrey das Ale zapft.
    Der Asiat sieht uns dabei zu.
    „Bist du schon lange in Aldeburgh?“, frage ich ihn.
    „Ja. Seit Anfang Juni.“
    „Und wo kommst du her?“
    Heute ist er nicht so wortkarg wie gestern. Vielleicht wegen meines coolen neuen Aussehens, wer weiß?
    „Aus Korea“, sagt er, „aber ich studiere eigentlich in Salzburg. Ich bin Hornist.“
    Ich schiele zu Humphrey. Hoffentlich dauert das Bierzapfen noch ein Weilchen.
    „Und deine Kumpels“, frage ich ungeniert weiter, „sind die auch alle aus Salzburg?“
    Der Koreaner lacht. „Überhaupt nicht. Wir kommen aus der ganzen Welt. Sally, zum Beispiel, (er zeigt auf die sexy Blondine von gestern), ist Flötistin. Sie studiert in Chicago. Neben ihr sitzt Mildred. Sie spielt Harfe. Ich glaube sie kommt aus Irland.“ Er zählt noch ein paar Instrumente und Länder auf. Ich trommele innerlich mit dem Fuß und warte.
    Dann verliere ich die Geduld.
    „Und der Kerl mir dem blonden Zopf, wo kommt der her?“, platzt es aus mir heraus.
    Humphrey hebt eine Braue und sieht zu mir herüber. Blödmann.
    „Meinst du Chris?“, fragt der Koreaner, „Der studiert an der Royal Academy in London. Er spielt Tuba. Er hat 'ne ziemlich schwere Partie. Wir führen nämlich in wenigen Wochen 'Peter Grimes' von Britten auf. Da hängt ziemlich viel davon ab, ob der Tubist auch gut genug ist.“
    Jetzt ist die Lage Bier fertig. Der Koreaner bezahlt und kehrt zu seinem Tisch zurück. Da er die Getränke nicht alleine tragen kann, flitze ich um die Theke und begleite ihn mit einem zweiten Tablett. Ich hätte mir die Mühe sparen können. Chris und Sally sind so im Gespräch vertieft, dass ich für ihn anscheinend wieder nur ein Schatten im hintersten Augenwinkel bin. Sie redet auf ihn ein, sieht ihm dabei tief in die Augen und hat ganz lässig eine Hand auf seinen Oberschenkel gelegt. Ein sehr muskulöser Oberschenkel, übrigens.
    Die Bestie, denke ich, wie kann sie ihn nur so anmachen? Hat sie denn überhaupt kein Ehrgefühl? So benimmt sich ein nettes Mädchen nicht.
    Mit finsterer Miene ziehe ich mich wieder hinter die Theke zurück und spüle Gläser.
    Humphrey rückt näher. Er legt einen seiner widerlichen, tätowierten Arme um meinen Nacken.
    „Nimm's nicht so schwer, Schätzchen“, sagt er, „Es gibt noch echte Männer auf der Welt.“
    Ich

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