Reiterhof Birkenhain 04 - Ein starkes Team
Bach runtergeht.«
»Genau«, stimmte ihre Zwillingsschwester Dina-Doro-thee zu. »Schließlich haben wir eine Masse Erfahrung. Tut mir Leid - aber wir wissen einfach mehr als ihr.« »Ach, sag bloß.« Bastian blinzelte gegen die Sonne. Er wog die offene Dose in seiner Hand, als ob er zum Wurf ausholen wollte.
»Weißt du zum Beispiel, wie ... Lederfett schmeckt?« »Wag es nicht, Bastian Bachmann«, kreischte Dina-Do-rothee und streckte abwehrend die Arme aus. »Oder ich...«
Bastian wartete das Ende des Satzes nicht ab. »Na gut, ihr Oberschlauen«, sagte er. »Dann schrubbt schon mal die Futtertröge. Und die Tränken auch. Die Schwalben werfen nämlich ganz schön viel Dreck nach unten.«
»Nein.«
»So? Was macht ihr dann?«
Jetzt schaltete sich Imke Zavelstein ein. »Wir bereiten die Heulage für heute Abend vor, wenn du es genau wissen willst«, sagte sie. »Damit der Axel nicht so viel Arbeit hat.«
Die kleine Zwölfjährige mit den schwarzen Locken ging zu den vier großen Ballen am Ende des Hofes. Unter weißer Folie lagerte feuchtes Spezialheu, das abends verfüttert wurde.
»Oh ja, der arme Axel.« Bastian äffte Imkes Ton nach. Jule zuckte mit den Schultern. »Lass sie doch«, sagte sie und räumte die Ledermittel zusammen. »Muss ja auch gemacht werden. Dann kümmern wir uns um die Wäsche.«
Erwartungsgemäß streikte die Stallwaschmaschine. Was lief auf dem Reiterhof schon normal seit Jensens Unfall?
Warum aber ausgerechnet die Waschmaschine?
»Dann müssen wir die Sachen eben zu Hause waschen«, verkündete Conny. Sie bückte sich nach der Wäsche. Sandige Gurtschoner, schmutzige Handtücher und verschwitzte Satteldecken stapelten sich auf dem Boden. Gerecht wurde alles verteilt. Luisa, Merle, Theresa und Nicky bekamen Handtücher und Decken. Den Rest nahmen Bastian, Jule und Conny mit.
»Passt auf, dass keine Mutter etwas merkt«, warnte Conny. »Mütter können zickig sein, wenn es um ihre Waschmaschinen geht.«
Erst mal wurde aber jemand anders zickig, und zwar Axel Rakete. Anlass waren die Nervis. Wer sonst?
». . . Ihr könnt froh sein, dass ihr den Schaden nicht bezahlen müsst.« Er war bis auf den Dachboden zu hören, auf dem die anderen vor der Waschmaschine standen. »Aber Kinder wie euch kann man ja nicht mal haftbar machen.«
So viel Bosheit in Axels Stimme, wenn er mit seinen größten Fans sprach? Was war passiert?
Die Gerlach-Zwillinge und Imke Zavelstein hatten nicht nur von einem Ballen die zähe Folie abgewickelt, sondern von allen vier. Zugegeben, in guter Absicht. Sie wollten ihrem angebeteten Reitlehrer die Arbeit abnehmen.
Aber das Ergebnis war - keine Hilfe, sondern mehr Umstände als vorher. Denn offene Heulage kann man nicht unbegrenzt lange liegen lassen. Sie hält höchstens vier Tage, dann schimmelt sie. In der Zeit konnte Axel unmöglich mehr als zwei Ballen verfüttern. Also musste er herumtelefonieren, um einen Bauernhof zu finden, der den Rest gebrauchen konnte.
Was hatte Dina-Dorothee gesagt: »Wir wissen einfach mehr als ihr.«
Ehrlich gesagt: Auch die anderen Mädchen hatten bisher nichts von dem Schimmel-Problem geahnt. Normalerweise durfte ja keine von ihnen die Folie aufreißen. Nur Kai Jensen und Axel Rakete hatten die Lizenz zum Öffnen. Jetzt wusste man auch, warum - weil der Chef Pannen wie heute verhindern wollte.
Zum Glück gelang der Verkauf der Ballen problemlos. Trotzdem sollten die drei Nervis einen kleinen Denkzettel haben, fand Axel Rakete.
»Seid ihr mit einer Strafarbeit einverstanden?«, fragte er.
So kam es, dass die Nervis an diesem Freitagnachmittag doch die 17 Futtertröge der Schulpferde schrubben mussten.
7. Kapitel
Ponyfell am Hemdkragen
»Imke Zavelstein wird sich beim Schrubben die Fingernägel ruinieren«, sagte Conny, als sie später mit ihren drei Reiterfreunden in der U-Bahn saß.
Grinsend betrachtete sie das Foto, das Imke bei ihrer demütigenden Strafarbeit zeigte. Der raue Schwamm und Imkes Fingernägel ergaben keine glückliche Paarung. Das erkannte man leicht.
»Herr Jensen bekommt sicher vor Schreck einen Herzanfall«, prophezeite Bastian, »wenn er die Nervis bei der Arbeit sieht.«
Er lehnte sich zu Conny hinüber, um sich einen Blick auf den putzenden »Obernervi« zu gönnen.
Der erste große Krankenbesuch bei Kai Jensen stand bevor. Bastian hatte mit seiner Polaroid-Kamera vorhin rasch ein paar Sofortbilder für den Chef geschossen. Die sechs Fotos wanderten nun in der U-Bahn von Hand zu Hand.
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