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Reizende Gäste: Roman (German Edition)

Reizende Gäste: Roman (German Edition)

Titel: Reizende Gäste: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Kinsella
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Achseln.
    »Okay«, sagte sie. »Nun, dann gehe ich mal hoch und erledige das ein oder andere. Um wieviel Uhr gehen wir zum Clubhaus los?«
    »Um zwölf«, erwiderte Gillian, ohne sie anzusehen.
    Jede Menge Zeit, dachte Fleur, als sie die Treppe erklomm. Nun, da sowohl Richard als auch Antony aus dem Haus waren und Gillian in der Küche werkelte, war die ideale Gelegenheit, um alles Nötige herauszufinden. Langsam ging sie den Flur entlang und machte im Geiste Schätzungen. Die Tapete war langweilig, aber teuer; die Bilder waren langweilig und billig. Alle guten Gemälde waren offensichtlich unten in den Salon gestopft worden, wo Besucher sie sehen konnten. Emily Favour, dachte sie, war vermutlich von der Sorte Frau gewesen, die teure Kleider und billige Unterwäsche trug.
    Sie ging geradewegs an ihrem Schlafzimmer vorbei und stieg dann wieder eine kleine Treppe hinab. Das Schöne daran, neu in einem Haus zu sein, war, daß man immer behaupten konnte, sich verlaufen zu haben. Insbesondere, wenn die Führung am Vorabend so vage gewesen war. »Da unten ist mein Arbeitszimmer«, hatte Richard gesagt und zu der Treppe gedeutet. Und Fleur hatte, ohne sich irgend etwas anmerken zu lassen, verhalten gegähnt und gesagt: »Ich glaube, nach dem vielen Wein bin ich bettreif!«
    Nun stieg sie entschlossen die Treppe hinunter. Endlich ging es zur Sache. Hinter dieser Tür würde sie das wahre Ausmaß von Richards Potential entdecken – ob er es wert war, daß man sich mit ihm abgab, und wieviel sie aus ihm herausschlagen konnte. Sie würde rasch ausrechnen, ob es sich lohnte, auf eine bestimmte Jahreszeit zu warten; ob es irgendwelche ungewöhnlichen Faktoren zu berücksichtigen gab. Sie vermutete, daß das nicht der Fall war. Es war bemerkenswert, wie sehr sich die finanziellen Angelegenheiten der meisten Männer ähnelten. Nur die Männer selbst unterschieden sich.
    Der Gedanke an ein neues Projekt erfüllte sie mit einer freudigen Erregung. Sie spürte ihr Herz schneller schlagen, als sie nach der Türklinke griff und sie nach unten drückte. Doch die Tür gab nicht nach. Sie versuchte es erneut – vergebens. Die Tür zum Arbeitszimmer war verriegelt.
    Voller Empörung starrte sie einen Moment die glänzende, weiße Türfüllung an. Was war das für ein Mann, der im eigenen Haus die Tür zu seinem Arbeitszimmer verrammelte? Noch einmal versuchte sie, die Klinke hinunterzudrücken. Eindeutig abgeschlossen. Am liebsten hätte sie der Tür einen Tritt versetzt. Doch dann gewann ihre Selbstdisziplin die Oberhand. Es brachte nichts, weiter vor dem Arbeitszimmer herumzustehen und das Risiko einzugehen, dort gesehen zu werden. Rasch machte sie kehrt, stieg die Treppe hoch und ging den Gang entlang zu ihrem Zimmer. Sie setzte sich auf ihr Bett und betrachtete sich verärgert im Spiegel. Was sollte sie nun tun? Diese Tür stand zwischen ihr und allen Einzelheiten, die sie benötigte. Wie sollte sie ohne die richtige Information vorwärtskommen?
    »Verdammt und zugenäht!« sagte sie laut. »Verdammt und zugenäht. Verdammt und zugenäht!« Schließlich munterte der Klang der eigenen Stimme sie wieder auf. So schlimm war’s auch wieder nicht. Sie würde sich etwas einfallen lassen. Richard konnte das Arbeitszimmer ja nicht die ganze Zeit verschlossen halten – und wenn doch, dann müßte sie halt den Schlüssel finden. Unterdessen … Fleur fuhr sich träge durchs Haar. Unterdessen konnte sie immer noch ein schönes, heißes Bad nehmen und sich die Haare waschen.
    Um halb zwölf kam Gillian hochgestapft. Fleur überlegte einen Augenblick, dann trat sie, nach wie vor im Bademantel, auf den Gang. Wenn schon sonst nichts, dann würde Gillian ihr doch zumindest Zerstreuung bieten.
    »Gillian, was soll ich für das Clubhaus anziehen?« fragte sie. Sie versuchte, Gillians Blick aufzufangen. »Sagen Sie mir doch, was ich tragen soll.« Gillian zuckte mit den Achseln.
    »Regeln gibt’s da eigentlich keine. Halt etwas ziemlich Schickes, nehme ich an.«
    »Zu vage! Sie müssen kommen und mir bei meiner Entscheidung helfen. Kommen Sie!« Fleur kehrte in ihr Zimmer zurück, und nach einem kurzen Zögern folgte Gillian ihr.
    »Meine schicksten Sachen sind alle schwarz«, sagte Fleur. »Trägt jemand im Golfclub auch mal was Schwarzes?«
    »Eigentlich nicht«, erwiderte Gillian.
    »Das hab’ ich mir schon gedacht.« Fleur stieß einen theatralischen Seufzer aus. »Und dabei möchte ich mich so gern einfügen. Darf ich sehen, was Sie

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