Reizimpuls Todesschläfer
Saghons Auftauchen im Andenstützpunkt hatte niemand gerechnet, die GWA am allerwenigsten.
Ich ahnte, daß Hannibal einige Dinge unausgesprochen ließ. Wir hatten den Reizsender zu manipulieren! Eine Vernichtung konnte nach wie vor nicht in Frage kommen. Wie aber sollten wir die Programmierungsstation erreichen? Ohne Saghon wäre es viel einfacher gewesen.
Hannibal kletterte in den Elektrowagen. Ich setzte mich neben ihn. Vor uns fuhren begeistert diskutierende Menschen ab. Der Suggestor hatte sie voll übernommen.
»Mann, du mußt strahlen und lachen«, murmelte Hannibal. »Begeistert sein, klar? Du kannst doch hier nicht mit einer verkniffenen Fassade herumlaufen. Lächeln, Großer, lächeln! Wie wir jetzt noch an den Sender herankommen sollen, weiß ich auch nicht. Ich weiß aber, daß ich hochwirksame Bomben im Gepäck habe. Lächeln, Großer!«
Es störte mich, daß er immer an unsere Mikro-Atomwaffen dachte. Wir durften sie nicht einsetzen, oder irgendwo im Weltall würde ein zweiter Reizimpulssender installiert werden. Das hiesige Gerät mußte funktionieren; wenigstens mußte es für jedermann so aussehen, als würde es in Ordnung sein.
Also durfte er keinesfalls in die Luft gesprengt werden.
Wir hatten auch zu überlegen, ob Saghons Tod für uns vorteilhaft wäre oder nicht. Was mußte im höchsten Führungsstab der marsianischen Flotte geschehen, wenn der Oberstbefehlshaber plötzlich fiel? Wer würde die Macht übernehmen? Ein einzelner Mann oder ein Gremium? War das für die Belange unserer neuen Menschheit gut oder schlecht?
Ich neigte zur letzten Auffassung. Saghon kannten wir. Er war neuerdings auch kalkulierbar geworden. Wir wußten, daß er sich offenbar häufig auf seine suggestiven Gaben verließ. Er konnte seinen Willen in einer Form durchsetzen, die sogar intelligente Gegner glauben ließ, sie wären aus eigenem Antrieb auf diese oder jene Idee gekommen.
Nein, Saghon durfte nicht beseitigt werden, wenigstens nicht von uns! Er hatte sich persönlich vom tadellosen Zustand der Andenbasis überzeugt, oder er wäre nicht erschienen.
Er glaubte ferner, die menschlichen Hilfskräfte voll in seiner Gewalt zu haben. Von uns ahnte er nichts, von einem innerlich revoltierenden Hedschenin ebenfalls nichts.
Wenn Saghon wieder abflog, würde er es mit der Gewißheit tun, alles zum Funktionieren seines großen Vernichtungsplans Notwendige getan zu haben. Das war für mich entscheidend!
Jeder Nachfolger hätte auf die Idee kommen können, einen zweiten Reizsender zu bauen. Saghon würde kaum daran denken; vorausgesetzt, wir verhielten uns geschickt.
Als ich Hannibal leise ansprach, wurde er blaß. Seinen fassungslosen Blick würde ich lange nicht vergessen.
»Planung wird ab sofort geändert«, teilte ich ihm mit. »Die Manipulierung des Senders wird erst dann vorgenommen, wenn Atlantis explodiert und untergeht. Ich lasse es darauf ankommen.«
»Wahnsinn!« flüsterte der Kleine.
»Nein, ein gezieltes Eingehen auf die Saghonsche Psyche. Er wird nach dem großen Knall schleunigst verschwinden. Bis dahin aber muß er hundertprozentig sicher sein, daß sein Sender unangetastet bleibt. Ahnst du, was mit dem Begriff ›bleibt‹ verbunden ist? Verbunden sein muß?«
Der Kleine konnte nicht mehr folgerichtig überlegen. Er schüttelte den Kopf.
»Saghons Einsatz ist hoch. Es geht ums Überleben des marsianischen Volkes. Er wird die zweihundertfünfzig menschlichen Besatzungsmitglieder der Andenbasis opfern, um noch sicherer zu sein, daß der Reizsender nach der Flucht der Marsianer nicht abgeschaltet oder beschädigt wird. Kleiner, ein vorsichtiger Mann duldet in
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