Reizimpuls Todesschläfer
noch fassen.
Fünfzehn Minuten nach 16 Uhr, Realzeit, rief uns Kiny nochmals auf telepathischer Ebene an. Draußen war alles ruhig. Die Marsianer wußten noch nichts von dem Unheil, das sich im freien Raum anbahnte. Dort wurde soeben ein Großkampfschiff waidwund geschossen und von der irdischen Schwerkraft eingefangen.
»Dringende Nachricht an HC-9«, gab Kiny hastig durch. »Sir, bei uns ist alles planmäßig abgelaufen. Die beiden U-Boote sind eingetroffen. Alle Mitglieder des Zeitballetts sind in Sicherheit. Soeben ist Professor Goldstein zusammen mit Reg J. Steamers zurückgekehrt. Dr. Allison ist auch noch hier. Er ließ sich nicht zurückbringen und drohte sogar mit der Waffe.«
»Bravo!«
»Man könnte meinen, Sie hätten Spaß an der Sache. Der Zeitdeformator steht nur knapp dreißig Meter höher als zuvor. Weiter konnten wir ihn nicht nach oben bringen. Die Wände brachen zusammen. Viel Zeit haben Sie nach Ausbruch der Katastrophe nicht mehr. Wir warten, bis wir vom Wasser umspült werden. Sind Sie noch nicht angekommen, müssen wir starten. Dann sind Sie endgültig abgeschnitten.«
»Läuft der Transmitter?« fragte ich an, wie immer besorgt, von den Abhörgeräten eingepeilt oder neuerdings von Saghon wahrgenommen zu werden.
»Die Justierung steht nach den Angaben. Allison überprüft alles. Der Transmitter steht tiefer als das Zeitgerät. Wenn die Flut kommt, wird es Framus schwer haben. Er meint, Kurzschlüsse ließen sich dann nicht vermeiden.«
Kiny gab noch weitere Nachrichten durch. Dann schaltete sie ab. Sie weinte auf telepathischer Ebene. Es war ein eigenartiges Gefühl.
Hannibal hatte unsere letzten Ausrüstungsgüter aus dem Gepäck genommen. Die wichtigsten Teile befanden sich längst in Hedschenins Räumen.
Um 16:20 Uhr rief er an und befahl uns zu sich.
»… beeilt Euch, Metranon. Das Programm duldet keinen Aufschub.«
Wir fuhren sofort los. In den weiten Gängen und Hallen war kaum ein Laut zu vernehmen. Die Marsianer hatten die Basis in den beiden vergangenen Tagen gewissermaßen auf Herz und Nieren getestet. Hedschenin glaubte, daß Saghon sehr zufrieden war. Das kam uns gelegen.
Diesmal brauchten wir den Kodeschlag des Saghon nicht mehr nachzuweisen. Der Wachoffizier öffnete sofort das Gitter.
Um 16:30 Uhr, eine Minute vor der Explosion, durchschritten wir die Strahlschutzschleuse zu Hedschenins Arbeitszimmer. Er stand rechts hinter dem Schalttisch, den Rücken der rotgestrichenen Tür zugewendet.
Wir rannten zu ihm hinüber.
»Saghon ist auf dem Rückweg vom Impulssender«, erklärte er rasch. »Alle Götter sind bei ihm. General, ist Ihre Zeitangabe wirklich korrekt?«
Ich schaute auf mein getarntes Kombiinstrument am linken Handgelenk. Es war 16:31 Uhr, Realzeitwert. Hatten wir uns erneut geirrt, oder dauerte es einige Augenblicke, bis wir die ersten Auswirkungen zu spüren bekamen?
Der massive Felsboden erzitterte immer mehr. Im Stützpunkt schrillten die Lärmpfeifen ohrenbetäubend. Sie hätten einen Menschen aus einer Narkose erwecken können.
Viele tausend Kilometer entfernt brach ein Erdteil auseinander. Trotz dieses ungeheuerlichen Vorgangs dauerte es einige Zeit, bis wir es in den hohen Regionen der Anden in der Form von Bodenschwingungen ebenfalls zu spüren bekamen.
Dann aber ging es sehr schnell.
Hedschenin hatte sein Kommunikationssystem verbotenerweise auf die Hauptschaltzentrale der marsianischen Kommandobesatzung geschaltet. Wir sahen die kleinen Herren wie aufgescheuchte Hühner herumlaufen. Viele von ihnen aktivierten ihre Individualschutzschirme, denn sie wußten schon viel besser, was geschehen
Weitere Kostenlose Bücher