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Remember

Remember

Titel: Remember Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Jungbluth
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überhaupt sein? Er tauschte doch nur eine Hölle mit der nächsten. Scheiße!
    Er hörte, wie das kleine Schiebefenster des Kabuffs geöffnet wurde, und fasste den Entschluss, den Wachmann zu überwältigen, bevor er Alarm schlagen konnte. Das war ihre einzige Chance. Er war schon im Begriff, sich aufzurichten, als er im letzten Moment Annabels weit aufgerissene Augen und ihr Kopfschütteln sah. Er erstarrte wieder. Gleich darauf hörte er noch einmal das Schiebefenster.
    »Roseberk?… Ja, alles klar. Falscher Alarm. Nur irgend so ’ne Mumie, die pissen musste. Also, wo war ich?«
    Michael hockte sich hin und sah, wie Annabels Hand zitterte. Sie hatte ihn gerade vor einer großen Dummheit bewahrt. Er sah, wie sie noch einmal tief Luft holte, dann steckte sie endlich den Schlüssel in das Schloss. Und sie machte es perfekt. Selbst er konnte kaum etwas hören, als sie den Schlüssel drehte und die Tür öffnete.
    Während Annabel die Tür aufhielt, schlüpfte Michael hindurch und die anderen folgten. Anschließend verschloss sie geräuschlos die Tür von der anderen Seite und steckte den Schlüssel wieder ein.
    »Ein Kinderspiel. Geht doch nichts über einen perfekten Plan«, flüsterte Eric und erntete von allen ein Pssst! – nur nicht von Michael. Denn es war genau die Art von trotziger Wir-werden-es-schon-schaffen-Bemerkung, die er jetzt brauchte. Dummerweise hatte er dies als den einfachsten Teil ihrer Flucht betrachtet. Und das erfüllte ihn nicht gerade mit Hoffnung.
    Obwohl jede Faser in ihm einfach nur davonlaufen wollte, zwang er sich und die anderen, eine Weile auszuharren. Denn das spärliche Mondlicht, das durch die kleinen Fenster ins Treppenhaus sickerte, ließ die einzelnen Stufen nur erahnen. Nicht auszudenken, wenn einer von ihnen stürzte.
    Als er das Gefühl hatte, dass sich seine Augen ein wenig an die Dunkelheit gewöhnt hatten, begann er mit dem Abstieg. Stufe für Stufe tastete er sich an der Wand entlang. Und mit jedem Schritt kamen die Erinnerungen zurück, an seine halsbrecherische Flucht über die Treppe, die Mumien in der Sauna und die Mundharmonika, die er sich zu hören eingebildet hatte. – Ja, Einbildung. Was sollte es sonst gewesen sein?
    Aber was war mit den Hunden, von denen der Wächter gesprochen hatte? Die waren real, sie hatten es alle gehört. Und gab es eine bessere Methode, das Kellerlabyrinth zu sichern, als durch ein paar hungrige mordgierige Bestien? Hör auf! Du darfst nicht daran denken!
    Michael lauschte in die Dunkelheit, aber alles, was er hörte, war das Atmen und die Schritte seiner Gefährten.
    Alles gut. Es ist alles gut.
    Im Gegensatz zur Treppe lag der Teil des Kellers, in dem sie endete, in totaler Dunkelheit. Sicher gab es irgendwo einen Lichtschalter, aber das Risiko, dadurch entdeckt zu werden, war einfach zu groß. Dass hier unten kein Licht brannte, hielt Michael jedoch für ein gutes Zeichen, dass der Keller nur tagsüber genutzt wurde.
    Schließlich standen sie am Fuß der Treppe, hielten sich bei den Händen, damit niemand verloren ging, und Michael versuchte, sich zu orientieren. Links. Du musst nach links.
    Er ging ein paar Schritte und blieb dann abrupt stehen. Verdammt, da war doch was! Annabel und die anderen, die ihm gefolgt waren, überrannten ihn fast.
    »Was ist?«, flüsterte Annabel.
    »Ich dachte, ich hätte was gehört.«
    »Und, hast du?«
    Michael schüttelte den Kopf. Als ihm klar wurde, dass Annabel das nicht sehen konnte, sagte er leise: »Nein. – Los, weiter, wir sind gleich da.«
    Er erinnerte sich, dass es auf der linken Seite zwei Gänge gab. Einer führte zum Röntgenraum, der andere zur stillgelegten Toilette. Er konnte nur hoffen, dass er gleich beim ersten Mal den richtigen erwischte.
    Die zwanzig Meter, die er in Erinnerung hatte, kamen Michael endlos vor und seine Fantasie spielte ihm so manchen Streich. Einmal glaubte er sogar, Annabel leise zählen zu hören, aber das hatte er sich wahrscheinlich nur eingebildet, wie so vieles andere auch. Als seine Hand nach den kühlen feuchten Steinen endlich die metallene Tür berührte, atmete er erleichtert auf. Und das, obwohl jetzt eigentlich der schwierige Teil des Plans begann.
    Michael öffnete die Tür und ihnen wehte der strenge Geruch einer Toilette entgegen, die offensichtlich stillgelegt, aber scheinbar doch noch hin und wieder benutzt wurde. Dafür ließen die drei Fenster über den Kabinen so viel Mondlicht herein, dass man sich ohne Probleme zurechtfand. Obwohl er

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