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Remember

Remember

Titel: Remember Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Jungbluth
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das ist wohl auch der Grund, warum wir so gut miteinander klarkommen. Ich glaube, wenn ich ihn nicht so gut kennen würde und nur ein Mitglied seines wissenschaftlichen Teams wäre, wäre ich langfristig nicht in der Lage, mit ihm zu arbeiten.«
    FINNAGAN: »Warum?«
    HILL: »Weil ich mir vorkäme wie ein Säugling, der versucht, mit einem Großmeister Schach zu spielen.«
    FINNAGAN: »Ist es tatsächlich so schlimm? Wie gehen die anderen Wissenschaftler damit um?«
    HILL: »Es ist für keinen leicht, ganz gewiss nicht. Haben Sie schon mal einen Nobelpreisträger weinen sehen? – Wissen Sie, ich liebe Nathan, aber… da ist manchmal so eine geistige Distanz. Selbst mir gegenüber. Jeder spürt sie in seiner Gegenwart. Er kann nichts dafür, aber es gibt Leute, die damit nicht umgehen können. Meist solche, die sich ständig mit anderen messen müssen.«
    FINNAGAN: »Und Sie? Wollten Sie jemals so sein wie Nathan oder… besser?«
    HILL: »Ich habe schon lange aufgehört, mich mit ihm zu vergleichen oder zu messen. Obwohl meine Entscheidung, Anwalt zu werden, möglicherweise etwas damit zu tun hat, dass Nathan niemals in diesem Bereich arbeiten würde.«
    FINNAGAN: »Kommen wir wieder zurück zu der Frage, ob Sie über den damaligen Stand der Technik informiert waren und ob Sie Nathans Vorhaben einschätzen konnten.«
    HILL: »Ja. Es gab für mich keinen Grund, an seinem Vorhaben zu zweifeln. Damals hatte er die Idee für das Projekt noch nicht konkret im Kopf. Der Gedanke, auf diese Weise das Institut und die Hirnforschung zu finanzieren, entwickelte sich aber kurze Zeit später. Und ausgerechnet dabei sollte ich ihm helfen.«

Willowsend
    25
    Das Erste, was Annabel auffiel, war das verwitterte Straßenschild. Old Kent Road . Obwohl sie sicher war, noch nie an diesem Ort gewesen zu sein, brachte das Schild etwas in ihr zum Klingen. Sie konnte beim besten Willen nicht sagen, warum, aber der Anblick ließ ein leichtes Kribbeln über ihre Kopfhaut wandern.
    Sie folgten schweigend einem Sandweg, der im rechten Winkel von der Straße in den Wald hineinführte, gerade breit genug für ein Auto. Er machte nach etwa fünfzig Metern eine Biegung. Nichts deutete darauf hin, dass sich am Ende des Weges etwas anderes befinden könnte als noch mehr Wald.
    Den immer schwächer werdenden Regen hörte Annabel mehr, als dass sie ihn spürte. Das dichte Blätterdach über ihnen bildete einen natürlichen Regenschutz.
    Michael ging ein paar Meter vor ihr her. Er hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben und hielt den Blick gesenkt. Annabel fand es eigenartig, wie er sich seit ihrer Ankunft in Willowsend verhielt. Als ein Bauer auf seinem Trecker ihn an der Bushaltestelle begrüßte, hatte Michael nur kurz zurückgenickt. Und als ein Junge, in einem Fußballtrikot und mit einem Ball auf dem Schoß, ihn im Bus ansprach und fragte, ob er noch immer Rugby spielen würde, sah es für einen Moment so aus, als wolle Michael ihn am liebsten verprügeln. Was ging nur in ihm vor?
    An der Biegung machte der Weg einen scharfen Schwenk nach rechts, um nach etwa zwanzig Metern wieder die alte Richtung aufzunehmen. Hier blieb Michael für einen Moment stehen.
    Annabel sah sich um. Durch Bäume und Buschwerk hindurch konnte sie bereits die Konturen eines Hauses erahnen. Und wenn sie genauer hinsah, erkannte sie rechts davon Teile eines Seeufers.
    Noch während sie sich wieder in Bewegung setzten und weiter dem Weg folgten, dachte Annabel, dass es vermutlich klüger wäre, das Haus erst einmal heimlich zu beobachten, um sicherzugehen, dass sie nicht blindlings in eine Falle tappten. Aber sie hatte einfach nicht die Nerven, die Sache noch weiter hinauszuzögern, und ignorierte die mögliche Gefahr. Sie war überzeugt, dass die anderen gerade genauso empfanden.
    Und dann war es endlich so weit. Sie hatten das Ziel ihrer Reise erreicht.
    Das Haus stand etwa fünfzehn Meter vom Ufer des Sees entfernt. Es hatte einen sandfarbenen Anstrich und große weiße Sprossenfenster mit Fensterläden. Über die gesamte Front zog sich eine überdachte Veranda, in deren Mitte sich eine schmale Treppe befand, die zur Eingangstür führte. Mit seinen Erkern, Winkeln und dem kleinen Türmchen hatte das Haus etwas Verspieltes. Auf seiner linken Seite befand sich ein kleiner Fahrradschuppen und direkt gegenüber der Eingangstür führte ein schmaler Steg auf den See hinaus. Ein kleines Ruderboot lag umgedreht am Ufer.
    Das ist es also, dachte Annabel und war fast ein

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