Remember
hatte Eric und George bereits einschlafen lassen. Und während Michael weiter für die Unterhaltung des Mädchens sorgte, fielen schließlich auch Annabel vor Erschöpfung die Augen zu.
Die anderen drei schliefen fest, als der Schaffner noch einmal an ihrem Abteil vorbeiging. Michael sprang auf und lief dem Mann hinterher, um ihm den Kugelschreiber zurückzugeben.
»Oh, danke. Ich habe gewusst, dass du ihn mir wiederbringst. Gute Menschenkenntnis, weißt du? – Und, konntest du das Rätsel lösen?«
»Das Rätsel? Ja, ich hab es gelöst. Aber ich hatte Hilfe.«
»Ausgezeichnet. Macht doch auch viel mehr Spaß als alleine, findest du nicht?«
»Ja. Und danke noch mal.«
»Ich wünsche euch einen guten Aufenthalt.« Der Schaffner schaute auf die Uhr. »In etwa zehn Minuten erreichen wir Willowsend.« Er nickte Michael noch einmal zu, dann zückte er seine Signalpfeife und ging in Richtung Dienstabteil.
Michael sah ihm lange hinterher. Irgendwas an dem Mann kam ihm seltsam vor. Aber vermutlich lag das nur daran, dass sie sich Willowsend näherten.
Er blieb noch einen Moment auf dem Gang stehen und schaute aus dem Fenster auf die vertraute Landschaft. Was mach ich nur hier, fragte er sich.
Das Unwetter hatte sich nach Westen verzogen und der sintflutartige Schauer war während der Fahrt in einen sanften Regen übergegangen. Ein kleiner Lichtblick.
Er weckte die anderen, und als der Zug in den Bahnhof einrollte, winkte Michael dem kleinen Mädchen zum Abschied zu.
Während der Zug mit quietschenden Bremsen zum Stehen kam, wünschte sich Michael für einen Moment, einfach sitzen zu bleiben und weiterzufahren. Irgendwohin. Nur weg von diesem Ort.
Doch er hatte sich anders entschieden. Er wollte hinter das Geheimnis schauen und er wollte die anderen nicht im Stich lassen. Dennoch hatte er nur einen Gedanken, als er seinen Fuß auf den Bahnsteig setzte: Ich will hier so schnell wie möglich wieder weg.
Dritter Teil des Interviews
FINNAGAN: »Nicholas, die außergewöhnlichen Begabungen Ihres Bruders und die damit verbundenen Quantensprünge in der Hirnforschung und im Bereich der Supercomputer werfen Fragen auf. Da böte das Savant-Syndrom eine brauchbare Erklärung. Was glauben Sie, trifft eine solche Bezeichnung auf Ihren Bruder zu?«
HILL: »Ich kann das Interesse, das Savants hervorrufen, sehr gut nachvollziehen. Für mich sind sie wie tragische Superhelden, die gegen ihren Willen mit einer speziellen Fähigkeit ausgestattet wurden. Aber für das, was Nathan kann oder ist, gibt es, glaube ich, keine Definition. Vielleicht ist er der nächste Schritt in der menschlichen Evolution, wer weiß? Fest steht, dass sein enzyklopädisches Wissen und sein intuitives Verständnis der Dinge über das Maß dessen hinausgehen, was man mit Worten beschreiben kann. Er ist in der Lage, selbst in einem scheinbaren Chaos von Informationen, Muster und Gesetzmäßigkeiten intuitiv zu erkennen. Die Art und Weise, wie er Informationen aufnimmt und verarbeitet, ist wahrscheinlich einzigartig. Und er ist dabei auf kein bestimmtes Gebiet beschränkt. Zudem ist sein außergewöhnlicher Verstand nicht das Resultat eines Hirndefekts, wie bei den meisten Savants. Und auch sein Sozialverhalten ist völlig normal, wie Sie nächste Woche feststellen werden.«
FINNAGAN: »Und darauf freue ich mich schon sehr. Liebe Zuschauer, Dr. Nathan Hill, das überragende Genie, hat sich bereiterklärt, nächsten Montag live bei uns im Studio zu sein. Dabei wird es vor allem um die technischen Hintergründe seiner Arbeit gehen und um die Frage, wie es ihm und seinem Team gelingen konnte, das Unmögliche möglich zu machen.
Nicholas, als Ihr Bruder Sie anrief und um Ihre Mitarbeit bei seinem Projekt bat, wussten Sie da bereits, worum es ging? Ich meine, waren Sie selbst über den damaligen Stand der Technik informiert und konnten Sie sein Vorhaben einschätzen?«
HILL: »Sie möchten wissen, ob ich ihn für verrückt gehalten habe?«
FINNAGAN: »Wenn Sie schon so direkt fragen… ja.«
HILL: »Ich hatte einen groben Überblick über seine Forschungen und den Stand der Technik. Seit wir Kinder waren, hielt er mich über seine Projekte auf dem Laufenden. Obwohl ich bereits damals vieles nicht verstanden habe. Was wiederum er nicht begreifen konnte.«
FINNAGAN: »Wir sollten an dieser Stelle erwähnen, dass Sie und Nathan zweieiige Zwillinge sind und schon immer ein besonders enges Verhältnis zueinander hatten.«
HILL: »Ja, das ist richtig. Und
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