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Remember

Remember

Titel: Remember Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Jungbluth
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herauszog, um unter dem Stichwort Orakel von Delphi nachzuschauen, flüsterte sie: »Als ich das erste Mal mit Dr. Parker sprach, sagte er, dass Lügen für Teenager so was wie eine zweite Muttersprache sei. Ich glaube, er hatte nicht ganz unrecht.«
    »Ja, und wie’s aussieht, sprichst du sie fließend.« Michael grinste anerkennend.
    »Hier gibt’s jede Menge Bücher zu unserem Orakel«, sagte Annabel kurz darauf enttäuscht.
    »Wonach suchst du eigentlich, Süße? Ich dachte, wir würden uns einfach irgendeins anschauen. Von wegen griechische Mythologie und so’n Zeug.«
    »Stimmt. Aber vielleicht bezieht sich der Hinweis auf ein ganz bestimmtes Buch. Eins, das… Moment mal.« Annabel blätterte einige Karteikarten zurück. »Wusste ich’s doch – Hier ist ein Buch mit dem Titel Das Orakel von Delphi . – Und jetzt ratet mal, wer es geschrieben hat.«
    Michael und Eric hatten keine Lust zu raten.
    »Der Autor nennt sich D. R. Parker.«
    Michael starrte sie an. »Wo ist es?«, fragte er. »Wo steht dieses verdammte Buch?«
    Annabel schob die Schublade mit einem Stoß zu. »Im Magazin im zweiten Stock. Passt auf, ich hol das Buch und ihr wartet im Lesesaal auf mich. Dauert nicht lange.«
    Fünf Minuten später stieß Annabel zu den Jungs.
    Der große Lesesaal mit dem roten Teppich, dem Kamin, der auf eleganten Pfeilern ruhenden weißen Decke, dem glänzenden rotbraunen Holz und der schmalen Galerie entlang der mit Büchern gesäumten Wände erinnerte sie immer an eine luxuriöse Villa und unterschied sich sehr von ihrer kleinen, muffigen Schulbibliothek in Richmond.
    Auch die Jungs schienen sich darüber ihre Gedanken zu machen.
    »Ich kenne Leute, die haben in ihren Häusern ganz ähnliche Bibliotheken«, sagte Michael gerade.
    »Also ich kenne Leute«, sagte Eric, »die haben Häuser, die hier locker inklusive Garage reinpassen würden. Und dann wäre immer noch genug Platz für einen Garten. – Und ein zweites Haus.«
    »Schluss jetzt.« Annabel trat zu ihnen. »Wir haben Wichtigeres zu tun.«
    Sie suchten sich einen freien Tisch und Annabel wuchtete das Buch darauf, das sie im Magazin gefunden hatte. Es war groß und schwer und sein rotbrauner Ledereinband war rissig und abgenutzt. Es sah aus, als würde es oft gelesen werden.
    »Hast du schon reingeschaut?«, fragte Michael.
    Annabel schüttelte den Kopf. Sie hatte sich einfach nicht getraut. Doch nun schlug sie es auf und ließ die Seiten wie ein Daumenkino vorbeiziehen. Sie drehte den Buchrücken nach oben und schüttelte es. Vielleicht würde ja ein Zettel oder etwas anderes herausfallen.
    Aber da war nichts. Erst als sie es wieder zuschlug, entdeckte sie die kleine Unregelmäßigkeit. »Das sieht wie ein Eselsohr aus«, sagte sie.
    »Mach schon«, sagte Eric ungeduldig.
    Annabel schlug die markierte Seite auf. Es war die Seite elf, direkt hinter dem Vorwort des Buches und ein einziger Blick darauf genügte ihr.
    »Das Gute an den Ereignissen der letzten Tage ist, dass uns so leicht nichts mehr umhauen kann«, sagte sie langsam. Dennoch hatte sie eine Gänsehaut.
    »Wieder dieses verdammte Ultimatum«, sagte Eric und Annabel sah, wie er sich bemühte, sich zuammenzureißen. »Und noch immer keine Andeutung, was dann mit uns geschehen wird. Das ist unmenschlich.«
    Michael starrte weiterhin auf die Seite, die bis auf einen einzigen Satz in ihrer Mitte vollkommen leer war. Er lautete:
    Noch drei Tage.
    Das Eigenartige daran war, dass Schriftbild und -größe in allen Einzelheiten dem restlichen Buchtext entsprachen. Und es deutete nichts darauf hin, dass die Seite nachträglich eingeklebt worden war. Es sah so aus, als sei sie bereits bei der Herstellung ein Teil des Buches gewesen.
    »Da hat sich jemand wirklich Mühe gegeben«, sagte Annabel.
    »Ja«, sagte Michael endlich und blätterte hin und her. »Aber nur, um uns an die Frist zu erinnern? Unwahrscheinlich. Hinter diesem Buch versteckt sich noch mehr. Wir müssen es uns genauer anschauen.«
    Annabel gab sich wirklich Mühe, aber der Text war zu kompliziert und sie zu nervös, um ihn aufmerksam zu lesen. Deshalb überflog sie die Seiten in der Hoffnung, zufällig auf etwas zu stoßen, das ihnen weiterhelfen würde.
    »Hier steht, dass an der Stelle des Orakels ursprünglich die Erdgöttin Gaia verehrt wurde und dass irgendwann der Gott Apollo an ihre Stelle getreten ist. Ab da war das Orakel ihm geweiht. Apollo war ein Sohn des Zeus.« In Annabels Kopf schwirrte es. »Griechische Mythologie ist

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