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Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Titel: Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Säuberungen vergossenen Blut, Leute, die sich unter der Führung von Slobodan Milosevic gegen die gesamte übrige Welt gestellt hatten. Aber wenn sie näher hinsah, erkannte Sara um sich herum nur gewöhnliche Geschäftsleute, Studenten, Väter und Mütter. Ebenso gut und böse, herzlich und heimtückisch wie die Menschen überall auf der Welt.
    Sara ging zu der Anzeigetafel mit den Abflügen, um nach dem Gate der Maschine nach Podgorica zu suchen. Die schwarze Oberfläche der altmodischen Tafel zeigte mit weißen Buchstaben zwei Inlandsflüge an: Tivat und Podgorica, mehr nicht. Die meisten Flüge, die im ehemaligen Jugoslawien Inlandsflüge gewesen waren, hatten sich nach der Aufspaltung des Staates in Auslandsflüge verwandelt. Sara las die Angaben: Flugnummer JU612, Gate A5.
    In der Nähe war ein Fernseher angebracht, auf dem CNN lief. Sara erschrak. »Der deutsche Wissenschaftler Christian Brück war zuletzt für einen Pharmakonzern in Südfrankreich tätig. Als erstrangiger Gehirnforscher hatte ersieh auf die Untersuchung von Drogenabhängigkeit spezialisiert...«
    Sara ging näher an den Bildschirm heran.
    »Laut europäischen und amerikanischen Behörden, die nach den Gründen für das Flugzeugunglück suchen, besitzt Brück enge Verbindungen zu einer Sekte namens Neuer Morgen. Seine Lebensgefährtin, die in der Unglücksmaschine saß, war Mitglied dieser Sekte ...«
    Sara ballte die Fäuste.
    »Professor Evelyn March, Sie beschäftigen sich an der Universität Oxford mit neuen Religionen und Kulten. Um was für eine Gruppierung handelt es sich bei dem Neuen Morgen?«.
    Im Bild erschien eine braun gebrannte Frau mit Brille. »Es gibt nur sehr spärliche Informationen darüber. Man geht davon aus, dass der Kult hauptsächlich in Kanada, in den Vereinigten Staaten und im französischsprachigen Europa aktiv ist. Es gibt Einflüsse von Scientology und von der Sonnentempel-Sekte, deren Mitglieder schon zweimal Massenselbstmord begangen haben ...«
    Sara befeuchtete ihre trockenen Lippen. Christian war unschuldig, klar. Er hatte nichts mit dem Unglück zu tun ... Er war nur verrückt nach Tina, die wiederum dem Kult angehörte. Diese Beziehung hatte Christian verändert, das hatte Sara gemerkt. Aber ein Massenmörder war Christian nicht, eine solche Behauptung war völlig absurd. Wie konnte nur jemand auf diesen Gedanken kommen?
    Nun meldete Saras Handy den Eingang einer Mitteilung. Sie rief die Mailbox an und betete innerlich, die Nachricht stamme von Christian oder Luc.
    »Sara .. .« Lucs Stimme inmitten des Chaos zu hören, tröstete Sara, aber der angespannte Tonfall löste sogleich ernsthafte Besorgnis in ihr aus.
    »Jacob Weinstaubs Sohn Martin ist drogenabhängig. Er war als Gefangener im Haus vom Neuen Morgen. Dort hat ein Amerikaner versucht, mich umzubringen. Ich weiß nicht, was da vor sich geht, aber du solltest dich fernhalten . .. vor allem von sämtlichen Amerikanern.«
    Damit war die Nachricht zu Ende. Irritiert versuchte Sara, Luc anzurufen, aber er meldete sich nicht. Sie eilte im Terminal weiter.
    Dort hat ein Amerikaner versucht, mich umzubringen ... In Lucs Stimme hatte pure Angst mitgeschwungen.
    Christian lag auf dem steilen Hang auf dem Bauch und versuchte Kraft zu schöpfen. Der Schmerz im Oberarm pulsierte. Über ihm wölbte sich dunkelrot der Abendhimmel, als kündigte er einen Herbststurm an.
    Christian dachte an Tinas blasses Gesicht, und das verlieh ihm neue Kraft. In was sie auch verstrickt sein mochte, sie hatte eine bessere Behandlung verdient. Und sie sollte die Gelegenheit erhalten, zu erklären, was passiert war. Es war unfassbar grausam, die überlebenden Opfer in einem Betonkeller gefangen zu halten.
    Christian hatte ununterbrochen Angst, den Halt zu verlieren und zu dem Felsvorsprung unter ihm hinabzurutschen, der an eine Sprungschanze erinnerte. Er fasste einen zwanzig Meter weiter seitwärts liegenden, fast plattformartigen Streifen ins Auge, über den er hinunter ans Ufer zu gelangen hoffte.
    Mit kleinen, vorsichtigen Bewegungen ließ er sich auf der steinigen und sandigen Fläche seitlich nach unten gleiten. Dabei scheuerte der Sand an der Bisswunde, und die aufgeschürften Hände schmerzten bei jedem Griff. Er biss die Zähne zusammen. Er musste es einfach schaffen!
    Unter ihm löste sich ein faustgroßer Steinbrocken und fiel springend nach unten. Vom Felsvorsprung unterhalb des steilsten Stücks aus flog er in weitem Bogen aufs Meer zu. Christian verschnaufte einen

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