Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Titel: Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
Vom Netzwerk:
Nato-Spitzel?« »Im Gegenteil. Vor diesen Leuten bin ich geflohen. Hat die Festung irgendwie mit der Nato zu tun?«
    Der Mann senkte die Stimme. »In Bukovica geht etwas vor. Amerikaner. Viel Hubschrauberverkehr. Was hast du dort gesehen?«
    Christian versuchte die Lage einzuschätzen. »Wissen Sie etwas über das Flugzeugunglück?«
    »Nur dass die Amerikaner bei der Untersuchung mitmischen. Diese Mistkerle haben überall ihre Finger im Spiel. Was hast du in Bukovica gesehen?« »Ist das wichtig?«
    »Alles ist wichtig, was mit der Nato zu tun hat. Weißt du, wie viele Bombenangriffe sie hier geflogen haben? Dreiunddreißigtausend.« Die Stimme des Mannes war hart wie Stahl. »Was hast du in Bukovica gesehen?«, fragte er erneut.
    »Meiner Ansicht nach ist es eine Art Stützpunkt für eine Rettungsaktion«, sagte Christian ausweichend.
    In dem Moment kam ein Kamerad des Mannes aus dem Wald, ein großer, hagerer Mann, auch er mit einer Waffe in der Hand. Beide Männer hatten weder Zivil-noch Militärkleidung an; sie trugen dunkle Hosen, die aus Lodenstoff zu sein schienen, Wanderschuhe, eine Art Jägeranorak und eckige, abgenutzte Schildmützen. »Was ist mit deinem Arm passiert?«, setzte der mit dem Schnurrbart seine Befragung fort.
    »Die Amerikaner haben einen Killerhund auf mich gehetzt, als ich in der Festung durch die Belüftungsschächte floh.«
    »Bist du durch den Lüftungsschacht auf den offenen Zugang gekommen?« »Nein, ich bin auf der anderen Seite herausgekommen, an der Steilwand.« Der Mann sah Christian ungläubig an.
    »Wo hast du Seile für den Abstieg hergehabt?«
    »Ich hatte keine. Ein Stück bin ich geklettert, dann aber im Meer gelandet.« »Du hättest dir den Kopf an einem Fels anschlagen können.«
    »Ich hatte keine Wahl. Die Amerikaner hätten mich getötet.«
    »Die Amerikaner sind Killer«, sagte der Schnurrbärtige leise und streckte die Hand aus. »Franjo Pavkovic.«
    »Christian Brück.«
    »Das hier ist Vojislav Gradac«, sagte Franjo mit Blick auf seinen dünnen Genossen. »Wieso kennen Sie Bukovica?«, wollte Christian von Franjo wissen. Intuitiv behielt er den Wald ringsum im Auge.
    »Ich bin unzählige Male dort gewesen. Zum ersten Mal vor zwanzig Jahren, als Wehrpflichtiger. Aber wie bist du in Bukovica gelandet?«
    Christian spürte, dass er hier Menschen begegnete, denen er wenigstens ein bisschen vertrauen konnte - oder die zumindest nicht der Verschwörung angehörten, die die Ursache des Flugzeugunglücks geheim hielt. »Die Amerikaner versuchen etwas zu vertuschen, was mit dem Unglück zu tun hat. Ich versuche herauszufinden, was. Könnte ich eventuell eine Mitfahrgelegenheit nach Kotor bekommen?« Franjo und Vojislav schauten sich erneut an. Franjo nickte in Richtung Wald und sagte zu Christian: »Unser Auto steht dort drüben.«
    Die aufkeimende Zuversicht gab Christian neue Kraft. Er folgte den beiden Männern. Am Waldrand stand ein alter Jugo, dessen Heck sportlich aufgemotzt war. Vorne waren zusätzliche Scheinwerfer installiert worden. Franjo öffnete Christian die hintere Tür, aber sein Genosse hob die Hand. Bevor Christian mit seinen nassen Kleidern einsteigen durfte, holte Vojislav einige Zeitungen aus dem Kofferraum und breitete sie auf dem Sitzfell mit Zebramuster aus.
    »Das ist das Auto seines kleinen Bruders«, erklärte Franjo.
    Die Männer legten die Waffen in den Kofferraum, und Vojislav nahm hinter dem Sportlenkrad Platz. Franjo zog ein klobiges Mobiltelefon aus der Innentasche seiner Jacke und legte es ins Handschuhfach.
    »Hat man hier Empfang?«, fragte Christian überrascht.
    »Nicht hier, aber etwas weiter oben. In Bigorno ist vor einem halben Jahr eine Feststation fertig geworden. Ich stecke das Telefon nur ein, damit es keiner aus dem Auto klaut.«
    »Wie lange dauert es, bis wir Netz haben?«
    »Wir müssen nur auf den Berg hinaufkommen. Was schätzt du, wie viele Amerikaner in Bukovica sind?«
    »Ich weiß es nicht. Mindestens ein halbes Dutzend. Seid ihr Soldaten?« »In gewisser Weise«, erwiderte Franjo, ohne das Thema vertiefen zu wollen. Vojislav, der bis jetzt stumm geblieben war, blickte über den Rückspiegel misstrauisch auf Christian. Dieser fragte sich, ob er wohl schon wieder zu voreilig Vertrauen zu fremden Menschen fasste.
    Die Straße führte auf eine Höhe hinauf, von wo man einen Blick auf das Meer und auf die Berge hatte. Bei den Anstiegen winselte der Motor. Auf den Scheiben landeten erste Regentropfen. Je weiter es nun mit

Weitere Kostenlose Bücher