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Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Titel: Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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jetzt das dröhnende Geräusch eines Hubschraubers zu hören, und sofort flammte in Christian die Angst wieder auf und trübte das Gefühl der Sicherheit, das sich dank des neuen Autos und der Dämmerung kurzzeitig eingestellt hatte. Der Hubschrauber kam über die Bucht von Kotor und flog in Richtung Stadtzentrum über sie hinweg.
    »Weißt du, wer Julia ist?«, fragte Sara.
    »Julia?« Christians Finger hielten auf den Knöpfen der Kamera inne. »Welche Julia?« »Tinas Zwillingsschwester. Die beiden waren unzertrennlich.«
    Christian starrte fassungslos vor sich hin. Warum hatte Tina einen so wichtigen Menschen mit keinem einzigen Wort erwähnt?
    »Waren?«
    »Julia starb an einer Überdosis. Nach einem langen Entzugskampf.«
    Christian schloss die Augen. Er machte sich darauf gefasst, weitere Dinge zu hören, die er nie hätte erfahren wollen. Nach und nach ließ das schreckliche Puzzle ein ganz neues Bild von Tina entstehen - von dem Menschen, den er zu kennen geglaubt hatte. »Der gemeinsame Nenner sind die Drogen. Und Julia ist das Verbindungsglied zu Jacob Weinstaub«, fuhr Sara fort. Sie musste lauter sprechen, damit Christian sie über das Motorgeräusch hinweg verstehen konnte. »Tina und Jacob mussten beide mit ansehen, wie ein naher Angehöriger Sklave der Drogen wurde. Der Neue Morgen kämpft gegen Drogen und versucht Abhängigen beim Entzug zu helfen.«
    Vojislav beschleunigte nach einer Rechtskurve auf der Straße, die zwischen Bucht und Gebirge entlangführte, Christian und Sara wurden dabei nach links gedrückt. Danach verband Christian entschlossen das Kabel aus dem Zigarettenanzünder mit der Kamera und spulte den Film zurück. Farbige Gestalten huschten in einem verzerrten Durcheinander über den Monitor.
    »Was tust du da?«, fragte Sara.
    »Ich schaue mir die Kassette an. Aber du wirst nicht hinschauen«, sagte Christian mit neuer, wütender Energie in der Stimme. »Du darfst nichts hören und nichts sehen. Wenn wir geschnappt werden, werden sie dich zum Sprechen bringen, ob du willst oder nicht.«
    »Wer sollte das tun? Was ist hier eigentlich los? Und was für eine Kassette ist das ?« Christian drückte die Wiedergabetaste. Er hielt das Gerät so, dass Sara den Monitor nicht sehen konnte.
    »Hast du gehört?« Sara ließ nicht locker. Ihre Stimme klang energischer, und sie versuchte, auf den Monitor zu schauen. »Du kannst nicht...«
    »Sei still«, befahl Christian schroffer als beabsichtigt und schirmte mit seiner schmutzigen, aufgeschürften Hand den kleinen Bildschirm ab.
    Demonstrativ wandte sich Sara ab und schaute aus dem Fenster auf die Landschaft, die immer gebirgiger wurde.
    Christian starrte auf den Monitor. Die wackeligen Aufnahmen ließen kaum etwas deutlich erkennen - Sitze, Gänge, Hände und Füße huschten durchs Bild. Er hielt das Ohr an den kleinen Lautsprecher, dessen Klangqualität an die einer schlechten Telefonverbindung erinnerte.
    »Was i st . .. «, sagte eine weibliche Stimme auf dem Band. Der Rest des Satzes ging im Rauschen des Mikrofons unter.
    Christian drehte die Lautstärke an dem kleinen Regler auf das Maximum und ging mit den Augen an den Monitor heran. Es sah aus und es klang so, als hätte jemand versucht, der aufnehmenden Person die Kamera zu entreißen. Das Bild wackelte, und vor der Linse tanzte ein Wirrwarr von Fingern.
    »Nimm alles auf.. .«, sagte eine zweite Frauenstimme aus dem Rauschen heraus. Das Motorgeräusch des Fiats erschwerte das Hören, aber Christian erkannte die Stimme. Es war Tinas Stimme.
    »Anhalten!«, brüllte er. Seine Schläfenadern pulsierten. »Ich kann sonst nicht richtig sehen und hören!«
    Mit allen Zellen nahm er die Bilder auf, die instabil und wacklig weiterliefen. »Nimm alles auf, was gleich passieren wird ...«, sagte Tina. Angst und Verzweiflung klangen in ihrer Stimme durch. Die Bildrichtung änderte sich, sodass Christian kurz Tinas Gesicht sehen konnte. Ihre entsetzte Miene schnürte ihm das Herz zusammen. Es dauerte eine Weile, bis er wieder zu sich kam, und erst da merkte er, dass der Fiat im Schatten eines dichten Nadelwaldes am Straßenrand angehalten hatte. Die Kassette hatte all seine Aufmerksamkeit gefesselt. Wieder richtete er seinen Blick auf den kleinen Bildschirm.
    Auf einmal erlosch das Bild, und es war nur noch ein Flimmern zu sehen. Christian erschrak. War das alles ? Aber da kam das Bild auch schon wieder, noch wackeliger als zuvor.
    »Was...«, wollte Franjo sagen, aber Christian brachte ihn mit

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