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Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Titel: Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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sich mit dem Handrücken über die Augen. »Zumindest war sie vor einigen Stunden noch am Leben. So wie sechs weitere Passagiere auch.« Sara sah Christian bestürzt an. »Woher weißt du das?«
    »Ich habe sie gesehen. Sie sind in der Küstenfestung Bukovica. Die Amerikaner haben alle Passagiere der Maschine dort hingebracht - frag mich nicht, warum. Sie haben vor, die Überlebenden auch umzubringen. Wir müssen uns beeilen.«
    »Bist du verrückt geworden?«
    »Schön wär's.« Christian umklammerte die Tüte in seinem Schoß. »Aber das alles ist absolut wahr.« Er blickte aufs Armaturenbrett und fragte Franjo: »Hat der Wagen einen Zigarettenanzünder?«
    Sara warf ihm einen verdutzten Blick zu.
    »Warte«, sagte Franjo und richtete das Wort an Vojislav, der an der nächsten Kreuzung rechts abbog.
    »Ich habe über Tina... eine etwas seltsame Information«, sagte Sara heiser. Die schmale, unebene Sackgasse schien direkt auf eine Wand zuzuführen. Rechts stand eine Wellblechhalle, vor der Autowracks ohne Räder lagen.
    »Schieß los.«
    »Die echte Tina Carabella starb vor vier Jahren. Eine andere Person benutzt ihre Identität.« Saras Satz explodierte in Christians Kopf wie eine Splitterbombe.
49
    Coblentz stand mit dem Funkgerät in der Hand neben dem BMW-Geländewagen. Vor den Mauern der Altstadt tauchte kurz ein Polizeiauto mit weißen Türen auf, aber es kam nicht näher, sondern kehrte bald in die Richtung zurück, aus der es gekommen war.
    »Wo bleibt der Hubschrauber?«, fragte Coblentz ruhig. Der Wind brachte die Schöße seines Mantels zum Flattern.
    An der Straße stand eine renovierungsbedürftige, neoklassizistische Villa, deren Fassade von Säulen, Erkern und Balkonen belebt wurde. Irgendein Optimist hatte mit grüner Farbe auf die Spanplatte vor einem Fenster geschrieben: Suverena Crna Gora! »Beschafft aus Tivat weitere Helikopter und gebt eine Beschreibung des Autos an die örtliche Polizei«, befahl Coblentz.
    Christian schaute bestürzt aus dem Fenster.
    Die echte Tina Carabella starb vor vier Jahren. Eine andere Person benutzt ihre Identität.
    Es drängte ihn immer mehr, selbst mit Tina zu sprechen und herauszufinden, was es damit auf sich hatte.
    Vojislav hielt in einem engen, düsteren Hof unmittelbar vor dem steilen Berghang an. Es schien sich um eine kleine Autowerkstatt zu handeln, denn zwischen Reifenstapeln, Getrieben und Motoren, die überall herumlagen, standen auch zwei ganz und gar mit Schmutz überzogene Unfallautos auf dem Gelände, und etwas weiter hinten war Eisenschrott zusammengetragen worden.
    »Weißt du auch wirklich, was du tust?«, flüsterte Sara. Sie saß halb auf Christians Schoß. Christian hatte fast vergessen, wie sich ihre Nähe anfühlte.
    »Im Moment genügt es mir, dass mich meine beiden Freunde hier vor den Fängen der Amerikaner bewahren.«
    Vojislav gab ein kurzes Hupsignal, und Franjo sprang aus dem Wagen. Die kleine Tür im Tor der Werkstatt ging auf und ein langhaariger Mann im Overall trat stolz wie ein Hahn auf den Hof.
    »Mi'cemo samo iznajmiti va's auto«, sagte Franjo in vertraulichem Ton, aber offenbar im Sinne eines unmissverständlichen Befehls. Die Männer öffneten das Tor, und Franjo bedeutete Christian und Sara, auszusteigen.
    Vojislav sprang ebenfalls aus dem Wagen und setzte sich ans Steuer des alten Fiat Croma, der neben der Öl-pumpe stand.
    »Einsteigen«, sagte Franjo zu Christian und Sara, die unverzüglich auf der Rückbank des Croma Platz nahmen. Christian lockerte nicht eine Sekunde den Griff um die Tüte mit der Kamera. Er sah den Mann im Overall einen kleinen Fiat rückwärts aus der Werkstatt fahren, um Platz für den Jugo zu schaffen.
    Franjo nahm die Waffen aus dem Jugo, setzte sich auf den Beifahrersitz, und schon waren sie wieder auf der Straße. Der Fahrzeugwechsel und das Verstecken des ersten Wagens hatten nicht mal eine Minute gedauert. Jetzt fuhr Vojislav kontrolliert im übrigen Verkehr mit, ohne Aufmerksamkeit zu erwecken. Mittlerweile hatten fast alle Autos die Lichter eingeschaltet.
    Ungeduldig kramte Christian in der Plastiktüte und gab Franjo das Kabel der Videokamera, damit er es am Zigarettenanzünder anschloss.
    Was Christian am meisten unter den Nägeln brannte, war dies: Er wollte wissen, ob Tinas Liebe zu ihm echt war. Die Frage, wer Tina in Wirklichkeit war, kam erst an zweiter Stelle. Denn wer immer sie auch sein mochte, so war sie doch die Mutter seines Kindes und die Frau, die er liebte.
    In der Ferne war

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