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Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Titel: Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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einem scharfen Zischen zum Schweigen. Er vertiefte sich in das Bild und den Ton des Films, sodass die Welt um ihn herum in den Hintergrund rückte.
    »Hilfe!«, wurde in der Passagierkabine gerufen.
    »Nicht anfassen . . .«, rief eine Männerstimme. Daran schloss sich ein animalischer Schrei an: »LASS LOS!«
    Christian sah Tina und den Mann, der sie zuvor geküsst hatte, einige Sitzreihen weiter vorn miteinander ringen. Jacob Weinstaub, hatte Sara am Telefon gesagt. Jetzt küssten sie sich nicht, sondern kämpften.
    Plötzlich vollführte die Kamera einen Schwenk und wies zur Decke.
    »Helft mir!«, rief Tina den anderen Passagieren zu, ohne dass ihre Bitte auf Widerhall stieß. Sie musste alleine weiterkämpfen, und Christian wusste nicht, was der Grund der Auseinandersetzung war.
    Die Stimmen wurden wütender und wilder, einige Reisenden schrien, manche sprangen in Panik auf und rannten auf den Gang, stießen gegeneinander und fielen hin.
    Und dann schrie auf einmal Jacob Weinstaub hysterisch: » ES IST AUFGEGANGEN...«

Christian schluckte. Was war aufgegangen?
    »Hören Sie, was ich sage ...«, schrie Jacob im hysterischen Falsett. »Ich bin für die Regierung der Vereinigten Staaten tätig gewesen, bei einem geheimen .. .« Die Stimme erstarb durch einen Schuss. Unter den Passagieren brach ein Tumult aus, und das Bild füllte sich mit einem chaotischen Durcheinander von Leibern und Gliedmaßen. Der Monitor wurde schwarz, und in der Kamera hörte man ein Klacken. Die Kassette war zu Ende und wurde automatisch zum Anfang zurückgespult. »Oh nein«, flüsterte Christian.
50
    Coblentz schaute aus dem Helikopterfenster nach unten. Zum Glück war die Stadt, die auf dem engen Streifen zwischen der Bucht von Kotor und den Bergen lag, klein. Die Hauptstraße schlängelte sich an den Mauern und roten Dächern der Altstadt vorbei, ihr Verlauf folgte der Uferlinie. In der Mitte der Stadt stand ein eckiger Glockenturm. Die Lichter der Autos waren als weiße und rote Punkte zu erkennen, die sich langsam fortbewegten. Zwei Autos fuhren schneller als die anderen, und beide verfügten über stärkere Scheinwerfer. Coblentz stand mit beiden in Funkkontakt: mit dem BMW-SUV und dem Chrysler-Van.
    »Sie haben den Wagen gewechselt und Kotor längst weit hinter sich gelassen«, sagte Coblentz in sein Halsmikrofon und starrte nach unten. »Oder aber sie halten sich in der Stadt versteckt. Wann kriegen wir von der örtlichen Polizei die Straßensperren?« »Sie werden bereits errichtet. Wir haben gerade den Freizeitfonds der Polizei von Kotor um zehntausend Dollar aufgestockt«, sagte Rockler trocken unten im BMW. Die Worte von Jacob Weinstaub hallten in Christians Kopf wider.
    Ich bin für die Regierung der Vereinigten Staaten tätig gewesen, bei einem geheimen . ..
    Christian erinnerte sich an jede Nuance und Betonung der Worte, die dem Mann inmitten des Durcheinanders von den Lippen gekommen waren. Er spürte, wie ihn eine Gänsehaut überlief.
    Für die Regierung der Vereinigten Staaten.
    Der Fiat Croma kam zügig auf der kurvenreichen Straße voran. »Hör mir jetzt genau zu«, sagte Christian zu Sara, die noch immer beleidigt aus dem Fenster starrte, weil sie die Kassette nicht anschauen durfte.
    »Dieses Band enthält den Beweis dafür, dass die Regierung der USA etwas mit dem Flugzeugunglück zu tun hat.« Christian stoppte das Spulen und nahm die Kassette aus der Kamera.
    Das Auto fuhr in eine scharfe Kurve, und Christian wurde gegen Sara gedrückt. Er versuchte, seinen wirren Gedanken Kraft und Willen einzuimpfen. Ihm war nun klar, dass er es mit wesentlich größeren Dingen zu tun hatte, als er ursprünglich geglaubt hatte. Aufgeregt sprach er weiter, direkt in Saras Ohr: »Du darfst keine Einzelheiten wissen. Das kann dir das Leben retten. Vertrau mir... So wie früher. Nimm die Kassette und bring sie nach Pjevac zu einem Journalisten von Reuters oder der BBC. Nur du kannst das tun, denn mich kennen sie. Und wenn sie mich finden, bringen sie mich um.«
    »Was hast du vor?«
    »Ich fahre nach Bukovica. Die überlebenden Opfer des Unglücks müssen in Sicherheit gebracht werden.« »Und du willst das tun?«
    »Ich bin nicht alleine. Ich werde mir... Helfer besorgen.«
    »Was für eine Hilfe können dir so ein paar Räuber aus dem Wald schon bieten ?« »Sie kennen sich hier aus.«
    »Es müssen offizielle Stellen beteiligt sein, die...« »Konzentrier dich darauf, diese Kassette den Augen der Weltöffentlichkeit zugänglich

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