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Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Titel: Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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zu machen.«
    Die Tatsache, dass die Killer Mitarbeiter einer amerikanischen Behörde waren, ließ heiligen Zorn in Christian aufsteigen.
    Das Scheinwerferlicht des Helikopters glitt über die betonierte Landefläche auf dem Dach der Festung Bukovica.
    Coblentz stieg aus und ging im Luftstrom der Rotoren mit flatternden Mantelschößen zur Tür am Rand des Landeplatzes. Am Geländer daneben blieb er stehen und blickte aufs Meer, hinter dessen Horizont die Sonne untergegangen war und nun die Wolken tiefrot färbte. Vor der Operation hatte er zuletzt mit Martha im Arm aufs Meer geschaut, an dem Wochenende, das sie gemeinsam in Cape May verbracht hatten. Hinter ihm stieg der Helikopter wieder auf, und in der Tür erschien Rockler, der von unten heraufgekommen war. Zusammen gingen sie die Treppe hinunter in die Festung hinein.
    »Fangen wir mit der Räumung an?«, fragte Rockler und fuhr sich durchs Borstenhaar. »Ja. Und zwar sofort.«
    Christian schaute Sara unverwandt an. Sie drückte die Umhängetasche mit der Kassette fest an ihren Körper. Der salzige Meerwind verhieß eine kühle Nacht an der Bucht von Kotor. Sie standen am Straßenrand kurz vor der Abzweigung, die nach Cetinje hinaufführte. Vojislav und Franjo standen zehn Meter weiter neben dem Auto und rauchten.
    »Können wir nicht zusammen fahren?«, fragte Sara.
    »Nein. Mich kennen sie. Dich nicht.«
    »Nicht? Die französische Polizei hat sich immerhin schon nach mir erkundigt. Mein Name steht auf den Passagierlisten von Belgrad und Podgorica. Am Busbahnhof von Kotor ist ein Auto geparkt, das ich gemietet habe ...«
    Christian legte Sara die Hand auf die Schulter. »Niemand hier weiß, wie du aussiehst. Mit solchen Informationen, wie du sie aufzählst, kann man so schnell niemanden ausfindig machen. Ich fahre zur Küstenfestung zurück.«
    »Du bist wegen Tina zu vielem bereit«, flüsterte Sara und schaute Christian mit ihren braunen Augen intensiver an als je zuvor. »Macht es dir nichts aus, dass sie gar nicht diejenige ist, die sie vorgab zu sein?«
    »Ich will von ihr selbst hören, was es damit auf sich hat. Und ich will wissen, was hinter all dem steckt. Zu viele sind bereits deswegen gestorben.«
    Die Bäume bogen sich im Wind, und es roch nach Regen. Hinter den Bergen ertönte ein bedrohliches Grollen, das allmählich zu einem fernen Donnern anwuchs. »Ein Teil der Wahrheit ist jedenfalls auf der Kassette. Tu alles, damit sie nach Pjevac zur BBC oder zu Reuters kommt. Aber sei vorsichtig.«
    »Soll ich nicht zum Flughafen fahren und ...«
    »Ein Flug ist nicht sicher. Bring die Kassette zu den Journalisten und sag ihnen, sie sollen ihren Inhalt nach London übermitteln, bevor sie konfisziert wird.« Hinter den Gipfeln leuchtete ein Blitz auf, aber der darauf folgende Donner war unter dem stärker werdenden Grollen nicht zu hören. Nur ein kleiner Lichtschimmer wurde von den unruhig schaukelnden Wellen in der Ferne reflektiert.
    »Komm mit!«, flehte Sara. »Du kannst gegen die Amerikaner in der Festung nichts ausrichten.«
    »Sie werden mir sehr lange zuhören müssen, weil sie nicht wissen, wo die Kassette ist.« »Du bist noch immer in Tina verliebt, trotz allem.«
    »Was immer sie auch getan haben mag, sie braucht jetzt Hilfe. Und die anderen Verletzten auch.«
    Hinter dem Fiat hielt ein alter, eckiger VW Golf an, dessen Scheinwerferlicht die ersten Regentropfen sichtbar werden ließ. Franjo winkte Christian zu, und der machte sich auf den Weg zu dem Wagen.
    »Warte ...«, rief ihm Sara hinterher. Er blieb stehen und drehte sich um. Mit der Tasche, die sie an sich drückte, stand Sara genau so da wie damals in der Maschine nach London, als sie sich zum ersten Mal sahen.
    »Zwischen deinen Gehirnzellen schimmert genau die Moral durch, die du mit all deinen technischen Apparaturen nicht gefunden hast«, sagte Sara. Sie lächelte dabei, aber auf ihren Wangen glänzten Tränen.
    Christian wandte sich wieder dem Auto zu und winkte scheinbar unbekümmert. Nach wenigen Schritten musste er sich mit dem Ärmel über die Augen wischen. Der Regen war einfach lästig.
    Vor Luc verbreiterte sich die Autobahn zu einem weitläufigen, erleuchteten Areal, über das sich quer eine Sperrkonstruktion mit Schranken und Kontrollhäuschen zog. Luc grub in der Tasche nach den sechzehn Francs für die Maut, wählte die kürzeste Schlange und drosselte die Geschwindigkeit.
    Er war noch immer schockiert von den Vorfällen im Haus des Neuen Morgens. Zwar hatte er

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