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Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Titel: Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Horizont auf. Nirgendwo stand ein Auto, es brannte kein Licht, auch sonst gab es keinerlei Lebenszeichen.
    Ohne überhaupt den Versuch zu machen, sich zu verstecken, ging Christian erhobenen Hauptes auf die Eingangstür zu. Zwischen dem Kies wuchs Gras, beim Gehen gab der Boden lautlos nach. Vom Meer her wurden schwere Wolkenmassen gegen die Berge gedrückt.
    Je näher er der Metalltür kam, umso aufrechter ging Christian und umso abgeklärter fühlte er sich. Vor der Tür, die in das große Doppeltor eingelassen war, blieb er stehen und schlug so fest mit der Faust dagegen, dass es wehtat.
    Die Tür ging sofort auf. Man hatte ihn längst im Auge gehabt. Hoffentlich nicht schon, als er aus dem Wagen gestiegen war, denn dann wäre der ganze Plan zum Scheitern verurteilt.
    Bob Rockler stand ohne Waffe in der Tür. In der schwach beleuchteten, ausbetonierten Eingangshalle traten aber sogleich zwei bewaffnete Kollegen des Mannes ins Blickfeld. »Ich will mit Coblentz reden«, sagte Christian. Die Männer nahmen eine gründliche Leibesvisitation bei ihm vor. Rockler musterte ihn neugierig und argwöhnisch, führte ihn dann aber einen Gang entlang. Ihre Schatten glitten über die nackten Betonwände. Als sie eine offene Tür erreichten, ließen die Wachleute Christian eintreten und blieben selbst draußen. In dem von Neonröhren erleuchteten Raum stand Coblentz in seinem Mantel, mit steinernem Gesicht, aber auch mit äußerster Wachsamkeit.
    »Christian! Das ist aber eine Überraschung.«
    »Ich will mit Tina Carabella sprechen«, sagte Christian ruhig.
    »Ich will mit Tina Carabella sprechen«, wiederholte Coblentz mechanisch - ohne Ironie, ohne Spott, ohne drohenden Unterton. »Und was veranlasst dich zu dem Glauben, dass sie am Leben ist?«
    »Ich habe sie gesehen. So wie die fünf anderen Überlebenden auch.«
    Auf Coblentz' Gesicht war nicht die geringste Reaktion zu erkennen.
    »Wenn ihr mich tötet, geht die Kassette an die internationalen Medien. An genau die Medien, die ihr mit der Lüge über meine Beteiligung an dem Unglück gefüttert habt.« Coblentz überlegte eine Sekunde. »Ich glaube nicht, dass du die Kassette den Medien übergeben willst, wenn dir an Tina und eurem gemeinsamen Kind etwas liegt.« Diese Worte ließen Christians Selbstsicherheit im Nu verfliegen. Woher wussten sie von der Schwangerschaft? Hatte Tina es ihnen erzählt?
    »Was, zum Teufel, soll das bedeuten?«, fragte er, bemüht, Nachdruck in seine Stimme zu legen.
    »Das, was ich sage. Ich glaube nicht, dass du die Kassette öffentlich machen willst. Bald wirst du auch sehen, warum nicht.«
    Coblentz machte Christian ein Zeichen, vorauszugehen. Vor der Tür hefteten sich ihnen die bewaffneten Männer an die Fersen. Sie gingen einen Gang entlang, und Christians unruhiger Blick sprang über die unverputzten Betonwände und die nackten Glühbirnen an der Decke. In seinem Kopf pulsierten schmerzhaft und wirr ganz neue Fragen.
    Coblentz hämmerte gegen eine Tür, die daraufhin unverzüglich geöffnet wurde. »Wir haben Besuch«, sagte er knapp beim Eintreten.
    Christian trat in den halb dunklen Raum, in dem ein ziemliches Durcheinander herrschte: alte Telefone mit Wählscheiben, Mobiliar, das augenscheinlich zum Festungsinventar gehörte, und neuere elektronische Geräte, die offenbar von den Amerikanern mitgebracht worden waren. Zwei Männer waren damit beschäftigt, hastig die Elektronik in Aluminiumkoffern zu verstauen.
    »Weißt du, was das ist?«, fragte Coblentz mit einer Kopfbewegung zu dem Koffer, der offen auf dem Fußboden lag. Er enthielt einen orangen Metallbehälter. »Das ist ein Flugschreiber«, fuhr er fort, ohne Christians Antwort abzuwarten. »Die Blackbox.« Christian machte eine paar Schritte nach vorne und erkannte die Aufschrift auf dem Gerät: FLICHT RECORDER, DO NOT OPEN.
    Ein von Angst durchsetzter Strom der Erregung durchfuhr ihn.
    »Das System besteht aus zwei Geräten«, referierte Coblentz kalt. »Das eine registriert die technischen Parameter des Flugs. Die interessieren uns aber nicht. Uns interessiert nur das hier.« Coblentz deutete auf ein Gerät, das auf dem Tisch lag und von außen an die Festplatte eines Computers erinnerte.
    »Das nennt man CVR. Cockpit Voice Recorder. Der nimmt die Kommunikation der Männer im Cockpit untereinander und mit dem Kabinenpersonal auf. Der Inhalt des CVR aus der Unglücksmaschine ist auf dieses Band hier übertragen worden.« Coblentz setzte ein gewöhnliches Aufnahmegerät in

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