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Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Titel: Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Lebensmittel. Drinnen flackerte Kerzenlicht. Sara riss die Eingangstür gegen den Wind auf und trat in den halbdunklen Raum. Als Erstes fiel ihr Blick auf ein wackliges Regal an der Wand gegenüber. Es war voller Brote und Konserven, zwischen denen Kerzen brannten. In der Luft lag der Duft von frischem Brot. An der Wand hingen kreuz und quer nackte antike Torsi und geschmacklose Disney-Zwerge mit roten Plastikmützen.
    »Dobar dan«, brummte eine Gestalt im weißen Kittel hinter der Theke und grinste dabei so breit, dass zwei lange, spitze Eckzähne sichtbar wurden.
    Sara nickte. Sie wusste nicht, wie sie auf den irrsinnigen Anblick reagieren sollte. Sie starrte auf die schwarzen Augen, den grauen Schnurrbart und das blödsinnige Grinsen des Mannes. Der Grimasse folgte ein warmes Lächeln und gleich darauf ein keuchendes Lachen. Der Mann streckte die Finger nach dem Lichtschalter aus, ließ ihn zweimal klicken, um zu zeigen, dass der Strom ausgefallen war.
    Ein brauner Vorhang bewegte sich, und aus dem Hinterzimmer kam kopfschüttelnd ein Mütterchen mit Haardutt in den Laden.
    »Dobar dan ... lzwinjavam se ali se stari josuvijekponasa kao malo dijete«, sagte sie mit bedauerndem Tonfall und tadelte den Mann, der die Plastikvampirzähne ausspuckte, auf die Theke legte und noch immer über seinen Streich lachte. Nun brachte auch Sara ein kleines Lächeln zustande.
    Sie wollte gerade auf ein prächtiges Brot deuten, da flammte ein bläulicher Lichtkegel vor dem Fenster auf und erlosch sogleich wieder. Einen Moment lang war es still. Sara ließ die Hand mit dem ausgestreckten Finger sinken und ging ans Fenster, gegen das der Regen trommelte. Der Mann und die Alte sahen einander an und blickten dann auf Sara. Diese verschwand ohne ein Wort mit schnellen Schritten hinter dem braunen Vorhang.
    Nur einen Moment später wurde die Ladentür aufgerissen. Sara hörte schwere Schritte hereinkommen.
    »Dobar dan. Izvolite?«, hörte sie die alte Frau mit kühler Stimme sagen - mit wesentlich kühlerer Stimme als zuvor.
    Leise zog sich Sara weiter zurück und merkte, dass sie sich in einem engen Lagerraum befand, in dessen Regalen unzählige schwere Gartenskulpturen standen. Eine Tür war nirgendwo zu sehen, an allen Wänden standen Regale. Vor dem Fenster spendete eine Kerze in einem hohen Leuchter schwaches Licht. Über die steinernen Gesichter der Figuren tanzten Schatten.
    Jenseits des Vorhangs polterten Schritte. Die Ankömmlinge hatten noch kein einziges Wort gesagt. Sara griff nach dem Kerzenständer aus Messing und stellte ihn zur Seite. Der rostige Haken am Fenster gab bei der ersten Berührung ein Geräusch von sich. Plötzlich fluchte vor dem Vorhang ein Mann, gleich darauf hörte man Geräusche eines Kampfes, dann einen scharfen Knall und den Schrei der alten Frau. Sara rüttelte am Fenster, aber es bewegte sich nicht. Mit dem Kerzenleuchter zerschlug sie die Scheibe, und im selben Augenblick wurde der Vorhang aufgerissen. Ein dunkel gekleideter Mann kam hereingestürmt, seine Beine verfingen sich im Vorhangstoff, und er geriet ins Stolpern.
    Sara stieß die restlichen Scherben aus dem Fensterrahmen und sah aus dem Augenwinkel, wie die heruntergefallene Kerze die Sägespäne auf dem Fußboden in Brand setzte. Der Wind fachte das Feuer zusätzlich an. Der Mann rappelte sich mit erhobener Pistole auf.
    »Sie ist hier«, rief er seinen Partnern in amerikanischem Englisch zu.
    Sara umklammerte den Messingleuchter und trat die schmalen Stützlatten eines Regals los. Polternd stürzten schwere Skulpturen auf den brennenden Boden und auf den Amerikaner.
    Panische Schreie mischten sich mit dem Klang von aufprallendem Marmor und zerplatzendem Gips. Ein Schuss erschallte, und die Kugel prallte von einer steinernen Skulptur ab. Plastikzwerge gingen entzwei, als es schwere Statuen auf sie hagelte, immer mehr Regalbretter lösten sich. Dicker Qualm entstand, da die Flammen den Gipsstaub erfassten; in einer erstickenden Wolke drang er in Saras Lunge ein. Durch das offene Fenster peitschte der Regen, und Sara musste beim Hinausklettern gegen den Wind ankämpfen. Hinter dem Haus blickte sie auf eine senkrechte Felswand. Der Hinterhof war nur wenige Meter breit. Links endete ein Zaun an der Steilwand. Rechts war der Weg frei. Sara rannte durch den strömenden Regen, rutschte auf dem Gras aus, fiel hin, stand aber sofort wieder auf.
    An der Hausecke blieb sie abrupt stehen. Den Kerzenleuchter hielt sie noch immer in der Hand. Eine

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