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Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Titel: Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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waren, die letzten Gerätschaften in Aluminiumkoffern zu verpacken.
    Sie würden keine Spuren hinterlassen. Über die Operation existierte kein einziges Schriftstück. In den Benutzerlisten der Helikopter und der übrigen Flugausrüstung würden keine Eintragungen über die Flüge auftauchen, und die Beamten der Einsatzabteilung bekamen ihre Überstunden in bar ausbezahlt. Auch der CIA wusste nichts, wodurch alle Voraussetzungen erfüllt waren, die Operation auch tatsächlich geheim zu halten.
    Nicht einmal Coblentz selbst kannte alle Hintergründe. Sein Vorgesetzter hatte ihn mündlich gebrieft und ihm vage von Jacob Weinstaub und der Pockenforschung erzählt. Weinstaub hatte seine Karriere als Molekularbiologe im Virenlabor des USAMRIID, des Forschungszentrums der Armee, begonnen und war später zum wissenschaftlichen Leiter der Impfstoffabteilung aufgestiegen. Er war nicht gerade der Prototyp eines Wissenschaftlers der Armee. Er hatte sich früh scheiden lassen, lebte mit seinem Sohn zusammen, war Vegetarier und betrieb Yoga. Die Drogenabhängigkeit seines Sohnes hatte ihn in die Krise gestürzt. Über eine Selbsthilfegruppe für Eltern drogenabhängiger Kinder war der Kontakt zum Neuen Morgen zustande gekommen, und die Ideen der Sekte waren bei Weinstaub auf fruchtbaren Boden gefallen. Coblentz wunderte das nicht -wenn Martha in zehn Jahren trotz aller Fürsorge drogenabhängig würde, wäre er als Vater vollkommen ratlos.
    Er ging auf den Gang hinaus, wo ihm zwei Männer in orangen Bio-Schutzanzügen und mit Sauerstoffgeräten entgegenkamen.
    »Seid vorsichtig«, sagte Coblentz zu den beiden, deren Gesichter durch das spiegelnde Plexiglas ihrer Schutzhauben kaum zu erkennen waren. »Er ist unberechenbar.«
    »Haben wir es richtig verstanden ...«, sagte einer der beiden Männer hinter dem Plexiglas, »... dass der Deutsche eliminiert werden soll?«
    »Er ist infiziert«, entgegnete Coblentz ruhig. »Es gibt keine andere Möglichkeit.« Während er das sagte, zog er eine Pistole aus der Tasche und gab sie einem der Männer.
    Christian setzte einen Fuß auf das untere Bett und stieg hinauf. Das hochkant stehende Bett war instabil, trotzdem kletterte er möglichst schnell an der Stahlrohrkonstruktion hinauf, bis er die Rohre vor der Belüftungsöffnung erreichte. Er tastete nach dem Schraubenschlüssel in seiner Tasche und drehte dessen Backen ungefähr auf die richtige Breite. Das Bett schwankte bedrohlich.
    Das kleine Werkzeug wirkte mehr als dürftig an der Sechskantschraube in der Betonwand. Es rutschte jedes Mal ab, obwohl Christian versuchte, die Backen festzustellen. So würden auf Dauer die Kanten der Schraube rund geschliffen. Mit zusammengebissenen Zähnen drückte Christian mit der anderen Hand auf die Backen des Werkzeugs, um eine durchgehende, starke Drehung zustande zu bringen. Die Schraube bewegte sich!
    »Christian ...«, drang es an sein Ohr.
    Er blickte zu Tina hinunter. Sie war zu Bewusstsein gekommen und hatte die Augen geöffnet.
    Christian hielt die Balance und drehte die Schraube mit den Fingern auf. »Warum hast du die Maschine abstürzen lassen?«, fragte er mit bebender Stimme. »Du hast unschuldige Menschen umgebracht... Warum all die Lügen?«
    »Ich habe getan, was ich tun musste.« Wieder fielen Tina die Augen zu, aber sie sprach weiter: »Ich liebe dich. Das ist keine Lüge...«
    Ihre Stimme wurde schwächer, sie war nicht mehr zu verstehen. Tina versank erneut in Bewusstlosigkeit. Klein und zerbrechlich sah sie aus. Tränen des Schmerzes und des Zorns trübten Christians Blick. Sie hatte den Satz gesagt, den er eigentlich hören wollte - aber er wollte ihn nicht mehr von dem Menschen -hören, der ihn gesagt hatte. Zwei Tinas lagen dort im Bett, seine Tina und eine andere, die Christian Angst machte. Er zog die Sechskantschraube aus dem Dübel in der Betonwand und ging zu einer der beiden Schrauben an der zweiten Stange über. Sie saß ebenso fest, bewegte sich allmählich aber doch. Als er auch diese Schraube entfernt hatte, bog er die eine Stange zum oberen Rand der Öffnung und die andere zum unteren und wäre dabei beinahe abgestürzt.
    Nachdem er das Gleichgewicht wiedergefunden hatte, entfernte er das Isolierband so weit, dass sich die Plastikfolie vor dem Belüftungsgitter weitgehend löste und nur noch an einer Ecke hängen blieb. Er griff mit beiden Händen nach dem Gitter, riss es los, wollte es auf das Bett legen, aber es fiel scheppernd zu Boden. Das Bett fing an zu

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