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Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Titel: Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Schlagwaffe aus Metall war besser als nichts. Sie hatte Schritte von mindestens zwei Männern gehört. Womöglich wartete ein anderer Amerikaner hinter der Hausecke auf sie - mit gezückter Pistole. Oder war er seinem unter den Skulpturen verschütteten Partner zu Hilfe geeilt? Sara blickte sich um, sah aber nur den orangen Schein der Flammen durch das zerschlagene Fenster.
    Sie traf ihre Entscheidung und rannte um die Ecke. Wieder rutschte sie aus, diesmal auf lehmigem Boden, stürzte und landete im Wasser. Sie hob den Kopf und merkte, dass sie bis zum Hals in einer Art Becken steckte, allem Anschein nach gehörte es zum noch im Bau befindlichen Kellergeschoss des Hauses oder eines künftigen Anbaus. Auf dem Wasser trieben zwei Styroporplatten.
    Sara hörte Stimmen näher kommen, die Englisch sprachen. Auf dem Parkplatz leuchteten Lichter auf. Sie umklammerte fest den Leuchter, dessen Kerzenhalter sich mittlerweile gelöst hatte. Der Rest bestand aus einem Messingrohr, das unter dem Fußteil ein Stück hervorragte. Sara nahm das Rohr in den Mund und ging unter Wasser. Der behelfsmäßige Schnorchel war nun ihre einzige Hoffnung. Eine Styroporplatte trieb an sie heran, und Sara brachte ihren Schnorchel dahinter in Deckung.
    Unter Wasser war es still. Aus einem Spalt der zerrissenen Wolken schien der Mond und spiegelte sich auf der Wasseroberfläche. Die Styroporplatten verwandelten sich dadurch in schwarze Schatten. Sara sah schwere Tropfen aufs Wasser prallen. Glaubten die Amerikaner, dass sie entkommen war? Bestimmt nicht.
    In dem Moment fiel ihr die Kassette in ihrer Handtasche ein. Sie steckte in einer Plastiktüte, aber war die Tüte dicht? Das Handy wurde auf alle Fälle nass, freilich nicht zum ersten Mal.
    Eine dunkle Gestalt ging am Rand des Beckens entlang. Langsam, zu langsam ... Sara versuchte, sich nicht zu bewegen, aber die Wassermasse schaukelte ihren Körper hin und her wie eine willenlose Marionette. Das Messingrohr schabte an der Styroporplatte. Die Gestalt blieb stehen und schaute direkt auf Sara herab. Sie wagte nicht einmal mehr zu atmen.
    Das Wasser um sie herum spritzte, und sie spürte, wie stählerne Arme sie mit zermalmendem Griff unter den Achseln packten. Ihr Kopf wurde zurückgerissen, als man sie aus dem Becken zog und zum Wagen schleifte. Die Tasche wurde ihr aus der Hand gerissen, und gleich darauf ging mit einem Ratschen der Reißverschluss auf. Mit der HEPA-Haube über dem Kopf starrte Christian auf die mit dickem Kunststoff und Klebeband verschlossene Öffnung des Belüftungsschachts unter der Decke des Isolationsraums. Vor der Öffnung waren zwei an den Enden abgeflachte Eisenstangen mit glänzenden Sechskantschrauben befestigt. Die Amerikaner hatten sie als Gitter dort angebracht. Neben der Tür war der Schacht der einzige Weg nach draußen, aber die Öffnung befand sich zu weit oben, außerdem war es unmöglich, die Sechskantschrauben ohne Werkzeug zu öffnen.
    Tina lag bewusstlos in ihrem Bett. Christian ging hin und her, dann blieb er vor einem Defibrillator stehen. Es war ein gewöhnliches Gerät von Hellige, wie er es früher als Notarzt unzählige Male benutzt hatte. Mit seiner Hilfe könnte er einem Amerikaner, der früher oder später hereinkäme, einen Elektroschock verpassen. Was aber, wenn mehrere kämen? Und wie weit würde er anschließend auf dem Gang kommen? Plötzlich fiel ihm etwas ein. Rasch beugte er sich über die Armaturen des Apparats. Seitlich befand sich eine kleine Klappe, deren Flügelmutter er hastig aufdrehte. Dahinter verbargen sich die Hauptsicherung, der Spannungsregler sowie einige Regler für Basiseinstellungen, die man selten benötigte. In einer Halterung daneben steckten ein Werkzeug zum Festziehen der Elektrodenverbindungen und ein kleiner, verstellbarer Schraubenschlüssel, mit dem man die Position der aus Sicherheitsgründen fest angezogenen Regler verändern konnte.
    Christian nahm den Schlüssel aus der Halterung. Ein dürftiges Werkzeug, aber er steckte es trotzdem ein, ergriff das kalte Stahlrohrgestänge eines leeren Bettes und schob es mit energischen Bewegungen gegen die Wand. Ein zweites Bett schob er daneben. Mit großer Mühe und nach mehreren erfolglosen Versuchen gelang es ihm, ein drittes Bett hochkant auf die ersten beiden zu wuchten. Er lehnte es gegen die Wand, damit die Konstruktion nicht allzu sehr schwankte.
    Coblentz sah auf die Uhr. »Schneller«, sagte er mit dünner, kontrollierter Stimme zu den Männern, die dabei

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