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Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Titel: Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Stelle, die ihm der Alte zugewiesen hatte. Sein Herz hämmerte. Er zweifelte kein bisschen daran, dass sein Gegenüber treffen würde, wenn er wollte. Abwechselnd blickte Christian auf die Finger der linken Hand, die die Wählscheibe betätigten, und auf den Zeigefinger der Rechten, der sich um den Abzug der Waffe krümmte. Beides gefiel ihm nicht.
    Im selben Moment flog ein Stuhl durch das Fenster des Nebenraums, und eines der Stuhlbeine traf den Mann am Kopf. Nach dem Stuhl kam Sylvia herein geschossen. Christian beugte sich über den zusammengebrochenen Mann und fühlte dessen Puls. Er war deutlich zu spüren. An der Schläfe rann Blut aus einer Platzwunde. »Los, komm!«, keuchte Sylvia, blass vor Entsetzen.
    »Ruf deinen Chef in London an und sag ihm, er soll eine Privatmaschine organisieren und nach Podgorica oder Tivat schicken. Du musst das Land verlassen.« »Das müssen wir beide«, sagte Sylvia und wandte sich dem Telefon zu. »Schnell. Der Schuss war weit zu hören.«
    Christian eilte zum Fenster auf der Straßenseite und lugte vorsichtig durch den Vorhangspalt. Ein aufgeregt wirkender Nachbar kam auf die Haustür zu und schaute auf die Fenster. Christian wich zurück.
    »Schnell, es kommt jemand ...«
    Christian schaute erneut auf die Straße, und jetzt sah er den rotgesichtigen Nachbarn mit zitternden Fingern in der Tasche nach dem Schlüssel suchen.
    Christian stürzte zu Sylvia. »Er hat einen Schlüssel. Wir müssen verschwinden.« Man hörte, wie der Schlüssel ins Schloss gesteckt und langsam herumgedreht wurde. Sylvia knallte den Hörer auf die Gabel und folgte Christian durchs Fenster in den Garten.
    Der BMW bog auf den Parkplatz neben der Baustelle ein. Coblentz sah durch die verdunkelten Scheiben. Ein Polizeiauto stand an der Stelle, wo den Spuren nach ein Fahrzeug auf das Baustellengelände gerast war. Ein Polizist kratzte sich am Kinn und blickte misstrauisch auf den Geländewagen.
    Coblentz warf einen kurzen Blick auf den Stadtplan und sagte zum Fahrer: »Wir fahren um die Baustelle herum. Wir folgen der Route, die das Auto genommen hat, halten uns aber von der Polizei fern.«
    Sara schaute auf Luc, der mit einem wütenden Tastendruck das Telefongespräch beendete.
    »Der Fall ist erledigt«, äffte er den Inspektor nach. »In der Unglücksmaschine war kein Passagier namens Weinstaub.«
    Luc schob das Handy in die Tasche seines Tweedsakkos. Sie saßen auf einer schmiedeeisernen Bank unter Palmen in dem Park zwischen Croisette und Ufer, nachdem sie zuvor rasch zu Mittag gegessen hatten. Neben ihnen saßen Händler aus dem Senegal in bunten Gewändern, die Sonnenbrillen und Uhren verkauften. »Die Polizei nimmt uns nicht ernst«, sagte Luc.
    »Trotzdem müssen wir ihnen von Christians Anruf berichten«, beharrte Sara.
    »Wie kann Christian wissen, dass Tina im Flugzeug einen Mann geküsst hat?« Sara überlegte eine Weile. Vom Wasserbassin in der Nähe hörte man das helle Sirren eines Elektromotors. Ein Ex-Gigolo mit langen Nackenhaaren vermietete dort grell-gelbe ferngesteuerte Boote für zwanzig Francs pro zehn Minuten. Ein kleiner Junge ließ angespannt eines der Boote auf dem Wasser fahren. »Ich weiß es nicht«, sagte Sara schließlich. »Ich habe mir darüber auch schon den Kopf zerbrochen.« »Vielleicht hat er von dem Kuss geträumt.« Luc sah Sara aufmerksam an. »Reden Sie keinen Unsinn«, erwiderte Sara, hätte ihrem Satz aber gerne mehr Nachdruck verliehen. Es war nicht völlig ausgeschlossen, dass Christian unter der Last der Tragödie allzu nervös geworden war. »Ich habe jedenfalls nicht geträumt, als während des Telefongesprächs jemand >Hände hoch< sagte.«
    »Das bezweifle ich nicht. Aber hat da jemand ausgerechnet Christian gemeint? Und muss der Mann, den Tina in der Maschine geküsst hat, unbedingt Jacob Weinstaub gewesen sein? Eine schöne Frau kann viele Verehrer haben, wie Sie sicherlich aus eigener Erfahrung wissen. Was ist, wenn Weinstaub tatsächlich nicht in dem Flugzeug war?« »Und wenn schon. Ich interessiere mich mehr für Tina, die ohne jeden Zweifel in der Maschine war. Und die mir und Christian einen Bären aufgebunden hat, was ihre Vergangenheit betrifft.«
    Luc öffnete die Cola-Dose, die er aus dem Lokal mitgenommen hatte. Seine Hände waren kantig und stark. »Wir brauchen etwas Konkreteres, damit die Polizei uns ernst nimmt. Und endlich anfängt zu ermitteln.« Er hielt Sara die Getränkedose hin. Sie schüttelte den Kopf. Aber Lucs umstandslose Art

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