Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz
den besetzten Gebieten.
Sie beschloss, am nächsten Morgen ohne die Karams zur Kaminstube zu fahren. Dann streckte sie sich und nahm die Liste mit Saara Vuorios Verbindungsdaten zur Hand. Es war eine aufgeschlüsselte Liste, hinter den Nummern standen die Namen des jeweiligen Gesprächspartners. Ende letzter Woche hatte sie mit allen Schwestern Zions sowie mit Luuk van Dijk, Finnair, Royal Jordanien Airways , einem Hotel in Amman, Birgitta Högfors und ihrer Mutter Kontakt gehabt.
Das letzte Gespräch war am Samstagabend von Karri gekommen. Darauf folgte nur noch Leere.
Johanna runzelte die Stirn. Die Liste enthielt keine Gespräche am Samstagnachmittag. Sie holte Erjas Anrufliste hervor, der zu entnehmen war, dass sie Saara am Samstag um 16 Uhr 21 angerufen hatte.
Johanna wählte Hedus Nummer und teilte ihm ihre Beobachtung mit.
»Ich wette, die Erklärung ist ganz simpel«, sagte der schläfrig klingende Hedu. »Saaras Handy hatte entweder keinen Empfang oder war ausgeschaltet, und der Anruf ging an die Mailbox. Soweit ich mich erinnere, dauerte Erjas Anruf ungefähr eine halbe Minute, das heißt, sie hat eine Nachricht hinterlassen.«
»Verdammt«, sagte Johanna mit Blick auf die Uhr. »Besorg dir gleich morgen früh bei Sonera diese Nachricht. Am liebsten würde ich sie mir auf der Stelle anhören.«
»Wenn Karri Vuorio den Code vom Anrufbeantworter seiner Frau kennt, kriegst du die Nachricht sofort.«
53
Auf der irakischen Seite hatte der Wüstenwind den Sand zu keilförmigen Dünen zwischen Hügeln und Schluchten aufgeschüttet. Vom Beifahrersitz aus blickte Timo auf die Wüstenlandschaft im Mondschein, hörte dabei aber aufmerksam Karris Telefongespräch zu.
»Der Code des Anrufbeantworters lautet 2749«, sagte Karri. »Warum? Hat das auch mit Rafiq zu tun?«
Timo nahm an, dass die Antwort Nein war, denn Karri sagte: »Gut.«
Karri gab Timo das Telefon zurück.
Die Information über den Kontakt zwischen Saara und Rafiq machte Timo Sorgen. Karri hatte darüber nicht reden wollen, das Thema belastete ihn ungeheuer.
Waters fuhr zügig. Inzwischen hatten sie die Lage besprochen, und es hatte sich gezeigt, dass Waters keine neuen Erkenntnisse hatte.
»Wir sind gleich da«, sagte er jetzt und verringerte das Tempo. Auf dem glatten, neuen Asphalt glitt der Wagen fast lautlos dahin. An der Straßenböschung waren kleine Erhebungen zu erkennen, von denen man schwer sagen konnte, ob sie durch die Natur oder von Menschenhand geformt worden waren. Die Straße wurde gerade, und am Ende sah man Lichter und die Umrisse von Gebäuden. Al-Ghirbati.
Inmitten der dunklen, bläulich und rot schimmernden Wüstenlandschaft ragten Häuser auf, vor denen mattes elektrisches Licht brannte und Autos standen. Die Häuser waren grau, auf ihren Dächern wuchs ein Antennenwald. Stromkabel verliefen wie unförmige Bündel schwarzer Schlangen von einem Haus zum anderen. Vor den Fenstern waren keine Vorhänge, man sah Licht und Bewegung darin.
»Wir werden beobachtet«, sagte Karri auf dem Rücksitz.
»Nur zu«, brummte Waters.
Er bog in eine Seitenstraße ein und bald darauf in einen Hof, in dem drei Autos standen.
Aus einem Passat-Kombi stieg ein kräftiger Mann mit kurzen Haaren.
»Das ist Baron aus unserem Büro in Bagdad«, sagte Waters, während er den Wagen parkte.
Sie stiegen aus. Die Nacht war warm, eine Geruchsmischung aus Gewürzen, bitterem Tabak und Essen lag in der Luft. In der Ferne lief rhythmische arabische Musik aus einem Radio oder Kassettenrecorder. Der Sänger zog alle Wörter in die Länge und wiederholte ständig den immer gleichen Refrain.
Waters stellte die Männer einander kurz vor und fragte Baron: »Wie sieht’s aus?«
»Der Unterhändler hätte vor einer halben Stunde hier sein sollen. Churchill hat durch Uday von dem Haus erfahren, in dem sie festgehalten werden oder festgehalten worden sind.«
Die Tür des Cafés ging auf, und ein rundlicher Mann mit spärlichem, blondem Haar trat heraus. Er stellte sich Timo und Karri als Chef des Büros in Bagdad vor. Alle redeten leise, obwohl sonst niemand im Hof war.
»Wieviel haben Sie dabei?«, fragte Churchill.
»250 000 Dollar«, sagte Karri. Churchill sah ganz anders aus, als er ihn sich am Telefon vorgestellt hatte. Der Mann wirkte genusssüchtig, man konnte sich schwer vorstellen, dass er fähig sein sollte, harte Entscheidungen zu treffen und grobe Kerle zu befehligen.
»Wenn der Unterhändler kommt – wie erfahren wir, dass die Geiseln
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