Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Titel: Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
Vom Netzwerk:
aussah, trug er keine Waffe.
    »Schauen wir mal, was er will«, sagte Timo und hielt die Pistole, die er von Baron bekommen hatte, zwischen den Knien versteckt.
    Baron kurbelte mit einer Hand das Fenster herunter und ließ die andere mit der Waffe seitlich im Schatten.
    Der schnurrbärtige Araber trat ans Fenster. Das Licht einer Straßenlampe und die Scheinwerfer der Autos reichten aus, um den Mann deutlich erkennen zu können. Er trug die gleichen Kleider wie die Lkw-Fahrer an der Grenze: staubige dunkle Hosen und ein Polyester-Hemd mit aufgekrempelten Ärmeln.
    Baron fragte ihn etwas auf Arabisch, der andere antwortete. Dann richtete der Mann den Blick auf Karri.
    »Er behauptet, er habe Ihnen etwas zu sagen«, dolmetschte Baron.
    »Willkommen in Al-Ghirbati«, sagte der Mann auf Englisch. »Lassen Sie sich von meiner Maskerade nicht irritieren, Karri.«
    Erst jetzt erkannte Karri Ezer Kaplan.
    »Hören Sie genau zu«, fuhr Kaplan mit gesenkter Stimme fort. »Irgendetwas ist schief gegangen. Vielleicht hat einer der Entführer versucht, sich quer zu stellen. Sie haben vor, die Geiseln zu töten. Wir haben nur wenig Zeit, um das Haus zu stürmen und die Geiseln zu befreien. Eine Gruppe des Yamam steht bereit. Sechs Mann.«
    Timo versuchte die Situation abzuwägen, die viel zu wirr war, um vernünftig analysiert werden zu können.
    »Vielleicht hat er Recht«, sagte Karri zu ihm.
    »Nein«, gab Timo strikt zurück. »Gewalt ist der letzte Strohhalm. Wir versuchen zuerst zu verhandeln.«
    »Die Überraschung ist unser wichtigster Trumpf«, sagte Kaplan. »Wenn wir anfangen zu verhandeln, geht dieser Vorteil verloren.
    »Waffen sind das letzte Mittel«, sagte Timo mit Nachdruck.
    »Aber wenn es keine Alternative gibt?« Karri verlor eindeutig die Geduld.
    »Vor uns liegt die letzte Chance, buchstäblich«, stimmte Kaplan zu. »Die Zeit wird knapp. Sie haben gesehen und gehört, wie hier die Stimmung ist. Die Entführer machen sich bereit, Ihre Frau zu töten.«
    »Es kann sein, dass er Recht hat«, sagte Karri und sah Timo flehend an.
    Timo legte die Pistole aus der Hand, machte die Tür auf und stieg aus. »Ich versuche Kontakt zu bekommen.«
    »Darüber muss ich zuerst mit Churchill reden«, sagte Baron, der die Diskussion verfolgt hatte.
    »Dann aber schnell«, drängte Timo. »Kommen Sie nach.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, ging Timo auf das Haus zu.
    »Sie machen alles kaputt«, zischte der Israeli.
    Timo blickte sich um und sah, dass Karri aus dem Wagen stieg und ihm folgte.
    »Sie gefährden Ihr Leben und das der Geiseln ebenfalls«, fuhr Kaplan fort. Er gab dem Fahrer des Fiat Croma ein Zeichen und folgte den beiden Finnen.
    Ezer Kaplan drückte im Gehen auf einen Schalter am Gürtel und sagte in das Mikrofon, das er mit einem Pflaster unter dem Kragen befestigt hatte: »Fertig! In Angriffsposition.«
    Die Finnen waren aus seinem Blickfeld verschwunden. Ihre Hartnäckigkeit hatte ihn überrascht.
    Das Haus stand zweihundert Meter entfernt am Rand der Ortschaft. Von der Straße nach Bagdad hörte man noch immer vereinzelte Schüsse erregter Dorfbewohner. Genau damit hatte Kaplan gerechnet. Der Tod des Unterhändlers hatte die Leute unruhig gemacht.
    Die Risiken der getarnt durchgeführten Aktion waren groß, aber das war für Kaplan nicht neu. Während seiner Mossad-Laufbahn war er bei zahlreichen geheimen Zugriffen dabei gewesen. Für ihn und Yamam war ein Vorgehen auf arabischem Boden allerdings wesentlich schwieriger als für die Briten von RiskManagement , die auf die Hilfe von lokalen Kontaktpersonen zurückgreifen konnten.
    Kaplan näherte sich der Gasse, an deren Ende sich das Haus befinden musste, wie aus dem Verhalten der Finnen und Engländer zu schließen war. Der Lieferwagen von Yamam nahm gerade seinen vorab vereinbarten Platz in Zone zwei ein – der Wartezone. Von dort war der Übergang in Zone eins und in Angriffsbereitschaft innerhalb weniger Sekunden möglich. Das Vordringen in das Objekt in Zone null würde nicht länger dauern als einen Augenaufschlag. Der Lieferwagen war ein alter Hiace mit dem verblassten Bild eines Wasserhahns und dem arabischen Namen einer Installationsfirma auf der Seite.
    Kaplan blieb an der Ecke stehen, an einer Stelle, von der aus er das Haus am Ende der Gasse sehen konnte. Einer der Finnen ging langsam darauf zu.
    Kaplan konnte sich nur mit Mühe beherrschen, den Yamam-Leuten das Kommando zum Angriff zu geben. Der Befehl aus Petah Tiqva war jedoch eindeutig

Weitere Kostenlose Bücher