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Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Titel: Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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sondern auch vom Lehrer. Für Johanna war Tuija zu einem tragischen, bemitleidenswerten Menschen geworden, der von allen Gefühlen gerade das Mitleid am meisten hasste.
    Die neuen Erkenntnisse erklärten auch Tuijas Beziehung zu Rafiq. Sie ging mit Sicherheit davon aus, dass diese Verbindung ewig hielt. Rafiq verkörperte für sie in fast pathologischer Weise all das, was ihr versagt geblieben war. In dieses Bild passte auch Tuijas Arbeitswut, das Vertuschen der finanziellen Probleme, das Aufrechterhalten der Kulisse bis zum Schluss.
    Mehrere Male hatte Johanna versucht, unter der Wolldecke zu sprechen, aber jedesmal war sie entschlossen und rücksichtslos zum Schweigen gebracht worden. Trotzdem musste sie es weiter versuchen.
    »Rafiq, hast du nichts von den Mordbeweisen gewusst, die deine Frau am Grab ihres Hundes versteckt hatte?«, sagte sie schnell.
    Sogleich versetzte ihr Tuija einen Schlag. Er traf sie schmerzhaft am Ohr.
    »Mordbeweise?«, hörte sie Rafiq fragen.
    Wusste er nicht einmal, dass seine Frau an drei Morden beteiligt war?
    Rafiqs aufrichtig klingende Stimme, Tuijas persönlicher Hintergrund und ihr kaltblütiges Handeln verursachten Johanna plötzlich eine Gänsehaut.
    Tuija war die Ratte!
    Nicht Hamid, sondern Tuija.
61
    Das Schneegestöber wurde mit jeder Windböe dichter, um sich dann wieder zu beruhigen. Hamid rieb die Handschuhe gegeneinander und wischte sich die Schneeflocken von den Schultern. Er saß mit dem Fernglas in der Senke hinter einem Wacholderstrauch und achtete darauf, dass der Schnee seine Sicht nicht allzu sehr beeinträchtigte.
    Er nahm den Funkauslöser aus der Tasche und legte die Hand darüber. Der Sender war für diese Witterung ebenso wenig gemacht wie der Empfänger am Unterboden des Busses. Zwar waren Sprengsatz und Zünder exakt nach Anweisung zusammengebaut und jedes Kabel und jede Verbindung mehrfach überprüft worden, aber selbst bei günstigeren Verhältnissen bestand nach der Funkauslösung immer eine gewisse Unsicherheit. Wenn er sichergehen wollte, dass die Operation ein Erfolg wurde, musste er ein Ersatzverfahren parat haben.
    Hamid setzte den Rucksack mit dem Sprengstoff auf und zog die Kabel des Auslösers hervor. Er schob sie in den Ärmel, um den Schalter in der Hand halten zu können.
    Timo hatte sich im Bus in die vorderste Reihe gesetzt. Karri und Saara saßen schweigend auf der anderen Seite des Ganges. Die Amerikaner hinter ihnen unterhielten sich lebhaft und nahmen den ersten Imbiss zu sich, der auf den Tischen zwischen den Sitzgruppen serviert worden war.
    Timos Blick glitt über die vorüberhuschende, unbewohnte Waldlandschaft. Am Straßenrand stand ein Schild: PUDASJÄRVI 22.
    Timo nahm sein Handy aus der Tasche und versuchte noch einmal Johanna zu erreichen. Das Telefon klingelte, aber es sprang nur die Mailbox an.
    Timo rief Kekkonen an und fragte ihn, ob er wisse, wo Johanna sei.
    »Sie hat mir am Morgen eine Nachricht hinterlassen und gesagt, sie fahre zur Kaminstube «, antwortete Kekkonen.
    »Ich frage mich, warum sie sich nicht meldet.«
    Kekkonen murmelte etwas von Stress.
    Timo steckte das Telefon wieder ein. Johanna interessierte sich eindeutig für diesen Rafiq Karam. Das war auch kein Wunder, angesichts der Kontakte von Rafiqs Bruder zu terroristischen Kreisen.
    Timos Blick fiel auf den großen Spiegel über dem Fahrer. Durch diesen Spiegel warf der Busfahrer, der sich ihnen als Tomi Stenlund vorgestellt hatte, gerade einen Blick auf seine Kundschaft. Der Mann fuhr vorsichtig und routiniert, ohne das geringste Risiko. Die Straße war schneebedeckt und wurde zusehends glatter.
    Auch Timo drehte sich um. Jetzt erst fiel ihm auf, dass die Mitglieder der Reisegruppe sichtlich wohlhabend waren. Man sah ihnen ihren sozialen Status an.
    Plötzlich stand Timo von seinem Platz auf und ging die zwei Stufen zu Stenlund hinunter. Die riesige Windschutzscheibe glich einem Panoramafenster. Stenlund blickte in den Außenspiegel.
    »Da ist so ein komischer Renault hinter uns«, sagte er. »Ich habe ihm schon dreimal ein Zeichen zum Überholen gegeben, aber er bleibt stur hinter uns.«
    »Was sind das für Leute?«, fragte Timo mit einer Kopfbewegung nach hinten.
    »Irgendwelche Bosse aus London. Von einer amerikanischen Firma.«
    »Genauer. Von was für einer Firma?«
    »Texas Berkshire. «
    Timo kannte den Namen. Die größte US-Firma, die im Irak Dienstleistungen für die Ölindustrie anbot.
    »Sie haben darum gebeten, das nicht an die große Glocke

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