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Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz

Titel: Remes; Ilkka - 5 - Höllensturz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ilkka Remes
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Streifenwagens.
    Saara kam herbeigerannt, Karri folgte ihr auf den Fersen.
    »Raus aus dem Wagen!«, rief Timo auf Englisch. Er baute sich breitbeinig neben dem Renault auf, die Waffe in der Hand, wie ein amerikanischer Cop.
    Nichts geschah.
    Saara ging weiter und starrte durch das Schneegestöber in den Renault, wo im Licht der Innenbeleuchtung die Umrisse von drei Männern zu erkennen waren.
    »Nimm ihnen den Zylinder ab«, rief sie Timo aufgeregt zu.
    »Geh zurück«, antwortete Timo.
    Saara ging weiter auf den Renault zu.
    »Tu, was ich dir sage!«, brüllte Timo.
    Saara schaute durch das Seitenfenster in den Wagen und legte die Hand auf den Türgriff. Die Tür war verriegelt.
    Saara trommelte gegen das Seitenfenster. Sie sah einen Mann im Wagen die Textrolle aus dem Zylinder ziehen: grob, hektisch, obwohl das Pergament brüchig war.
    »Schieß das Fenster kaputt!«, schrie Saara außer sich und hämmerte mit beiden Fäusten gegen das Glas. Sie sah mit entsetzensgeweiteten Augen auf den Mann: Zwischen seinen Händen zerfiel die Schriftrolle in winzige Stücke, die kein Labor der Welt jemals wieder würde zusammensetzen können.
    »Hörst du, tu etwas!« Saaras Stimme mündete in einen hysterischen Schrei. Sie trommelte so heftig gegen das Fenster, dass ihre Hände schmerzten.
    Timo schlug mit dem Pistolengriff zu, und die Scheibe zersplitterte. Saara wollte die Hände nach dem Mann mit der Rolle ausstrecken, aber Timo stieß sie zur Seite.
    »Raus aus dem Wagen«, befahl er mit vorgehaltener Waffe. Dann löste er mit einem Handgriff die Verriegelung und machte die Tür auf.
    Saara starrte erschüttert auf den Schoß des Mannes, wo die Überreste der zerriebenen Schriftrolle zu erkennen waren.
    Der Mann stieg ausdruckslos aus dem Wagen. Saara warf sich im Schnee auf die Knie, als der Pergamentstaub auf die Erde rieselte. Der größte Teil davon wurde von einer Windböe hinweggeweht, zwischen die Schneeflocken, in den schwarzen Himmel hinauf. Saara hörte die Männer reden, aber was sie sagten, verhallte bedeutungslos in der Ferne.
    Sie ertastete ein kleines Stück der Schriftrolle. Der Schnee hatte das Pergament, das sich im trockenen Klima des Nahen Ostens zweitausend Jahre gehalten hatte, im Nu durchweicht.
    Die Worte Jesu waren vor ihren Augen vernichtet worden. Saara kniete auf der Erde und sammelte so viele durchweichte Pergamentstücke ein, wie sie nur konnte, bevor der Wind alles hinwegfegte.
    Saara legte den Kopf auf die Knie und blieb so in der Hocke. Sie spürte Karris Hand auf der Schulter, als er sich neben ihr niederließ.
    Nur langsam fand sie die Fassung wieder. Das Original des Thomasevangeliums war vernichtet, aber die Botschaft, die es beinhaltete, würde leben.
    Karri drückte ihr etwas in die Hand. Es war ein Anhänger. Ein Kreuz. Saara umklammerte es und merkte, wie ihre Augen feucht wurden.
    Vier junge Mädchen hatten sich Jahre zuvor jene Worte Jesu in ihre Kreuzanhänger eingravieren lassen, die sowohl im Thomasevangelium als auch später in den Evangelien nach Matthäus, Lukas und Johannes vorkamen: Suchet, so werdet ihr finden.

EPILOG
    Johanna klappte die Sonnenblende herunter. Das Licht der niedrig stehenden Sonne wurde vom frischen Schnee reflektiert, der bis zum Horizont die weite Landschaft überzog.
    Kekkonen fuhr in Richtung Oulu, von wo Johanna kurz nach vier Uhr nach Helsinki fliegen würde. Das übrige Team aus Vantaa war schon am Vortag abgereist. Johanna hatte noch die Vuorios in deren Haus besucht. Sie war eingeladen gewesen, und die beiden schienen sich von der zurückliegenden Strapaze langsam zu erholen, jeder für sich und vielleicht auch gemeinsam.
    Die Reisegruppe aus London war nach Hause zurückgekehrt. Es lag im Interesse von Texas Berkshire , den Zwischenfall nicht an die Öffentlichkeit dringen zu lassen, und das war den Leuten in Pudasjärvi nur recht, die von der Aufmerksamkeit der Medien ohnehin genug hatten. Johanna hatte die Art der Leute hier schätzen gelernt. Im Vergleich zu ihnen erschienen selbst die coolsten Großstadttypen wie nervöse Hektiker.
    Am Morgen hatte Johanna den Staatsanwalt aus Kuusamo getroffen und ihm das Material der Vorermittlungen übergeben. Tuija würde lebenslänglich bekommen, falls ein psychiatrisches Gutachten nicht die Voraussetzungen änderte. Rafiq war ein komplizierterer Fall. Er hatte bei der Vorbereitung eines Terroraktes geholfen und am Ende einen Menschen getötet, um das Leben von vielen Menschen zu retten. Auch Launo

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