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Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Titel: Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geiseln
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gegen euch Finnen. Für uns anderen seid ihr nur hervorragende Geiseln. Geiseln, für die man ein gutes Lösegeld bekommt. Glaub bloß nicht, du hättest irgendeine besondere Bedeutung für uns.«
    Während er das sagte, trat der Serbe zwei Schritte zurück und musterte Johanna von Kopf bis Fuß.
    »Andererseits, wenn man dich so betrachtet, könntest du durchaus eine besondere Bedeutung haben«, sagte er und zwinkerte Johanna zu. m Johanna verfluchte innerlich ihr zu enges Abendkleid.
    »Wer bist du eigentlich?«, fragte der Serbe dann.
    »Mein Mann ist Minister.« Johanna machte eine Kopfbewegung in Richtung Heinonen. »Wirtschaftsminister Heinonen.«
    Der Serbe warf einen kurzen Blick auf ihn.
    »Was willst du mit so einem Schlappschwanz? Du könntest was viel Besseres kriegen.«
    Johanna war überrascht, wie unsicher sie sich fühlte. Es war ihr fast zu gut gelungen, die Aufmerksamkeit des Mannes auf ein anderes Thema zu lenken.
    »Ich werde an dich denken. Irgendwann können wir uns noch mal unter vier Augen unterhalten. Aber jetzt gehst du auf deinen Platz zurück«, sagte der Serbe und gab Johanna, die sich erleichtert abwandte, einen Klaps auf den Po.
    Im selben Moment kam ein anderer Serbe vom Staatssaal her in den Spiegelsaal gerannt, mit einer grausam aussehenden Gasmaske über dem Gesicht. Er blickte schräg nach oben, hielt die Waffe in die Höhe und rief etwas auf Serbisch.
    Auch die anderen Serben rissen die Gasmasken von den Gürteln und zogen sie sich über den Kopf. Der Mann, der mit Johanna gesprochen hatte, war mit wenigen Sätzen bei seinem Komplizen. Voller Entsetzen sah Johanna zu, wie die Männer das Gitter des Belüftungskanals unter Beschuss nahmen. Dröhnender Lärm erfüllte den Saal, die Leute hielten sich die Ohren zu, einige schrien. Funken sprühten, Backsteinbrocken flogen durch die Gegend, der Verputz staubte. Ein dritter Mann rannte ans andere Ende des Saals und schoss dort in ein weiteres Belüftungsgitter hinein.
    Johanna war sicher, dass die Männer des SK Bär mindestens schwer verwundet waren. Oder hatten sie es geschafft, sich rechtzeitig zurückzuziehen?
    Die Serben kippten den großen Tisch etwas zur Seite, sodass alles Geschirr und alle Gläser klirrend zu Boden fielen. Einer von ihnen sprang auf den Tisch und spähte in Richtung Gitter.
    Der Mann mit der Gasmaske starrte Sohlman und die Polizeiführung direkt an, während sich sein Handschuh der Kamera näherte und sie schließlich verdeckte. Der Bildschirm wurde schwarz. Aus dem Lautsprecher kamen Gepolter und vereinzelte Rufe. Plötzlich sah man die Decke im Bild, eine Wand und dann heftig wackelnd den Saal, entsprechend der Bewegung der Kamera im Griff des Geiselnehmers. Dann wurde der Bildschirm mit einem Schlag wieder schwarz, und der Ton war weg.
    In der Einsatzzentrale machte sich vollkommene Stille breit, die erst durch die Mitteilung eines Mannes des SK Bär durchbrochen wurde: »Wir sind draußen.«
    Artto seufzte vor Erleichterung laut auf.
43
    »Voll die großen Wellen«, sagte der kleine Junge im Cafe der Abflughalle am Flughafen Helsinki-Vantaa, als er zum wer weiß wievielten Mal den Reiseprospekt bewunderte.
    Sein Vater lächelte, seiner Mutter war weniger zum Lächeln zu Mute. Sie hatten die Ereignisse in der Residenz über das Radio in ihrem Handy und durch Anrufe von Freunden verfolgt, denn der einzige Fernseher, den sie am Flughafen hatten finden können, hing in der Bar eines Restaurants, und die war voller Leute. Zum Glück war niemand von ihren Bekannten in der Residenz eingeladen gewesen.
    Die Familie stand auf und ging zum Gate. Ihre Maschine sollte planmäßig in zehn Minuten starten, aber es war noch immer niemand vom Bodenpersonal zu sehen. Für diesen Urlaub hatten sie das ganze Jahr gespart, da kam ihnen schon eine kleine Verzögerung unzumutbar vor. Sie setzten sich zu den anderen ungeduldig Wartenden.
    »Anscheinend ist der Flughafen hier wieder zum besten Europas gewählt worden«, sagte die Mutter, die sich eine Zeitung aus dem Gestell genommen hatte und darin blätterte. Sie gab sich Mühe, unbeschwert zu klingen.
    »Der schnellste ist er jedenfalls nicht«, brummte der Vater. »Wieso verzögert sich das dermaßen? Der Flug ist lang genug, da hab ich keine Lust, vorher schon ewig rumzuwarten.«
    Nun erschienen Angehörige des Bodenpersonals am Gate. Sie diskutierten heftig, einer von ihnen telefonierte. Schließlich kam eine Durchsage.
    »Verehrte Fluggäste«, begann die

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