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Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Titel: Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geiseln
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vorsichtig.«
    Vasa sah die Männer an, die bei ihm standen.
    »Die Busse warten draußen«, sagte er. »Alles läuft nach Plan.« Zlatan stieß die Doppeltür zum Balkon auf und richtete die Mündung der Plamyja auf dem Stativ nach draußen. Unter seinem Overall floss der Schweiß. Die Finnen schienen zu vergessen, dass sie sich keine Spielchen leisten konnten. Vasa war zu weich, viel zu weich. Außerdem bildete er sich ein, die ganze Operation sei sein eigenes Projekt und die anderen seien bloß seine Handlanger. Zlatan machte sich zum Feuern bereit. Hedu Wikman wollte gerade das Neorenaissancehaus am Südufer betreten, als eine Serie von Detonationen in seinen Ohren erschallte. Er drehte sich in die Richtung um, aus der der Lärm kam. Das Granatfeuer zerriss den dunklen Himmel über dem Meer. Erst als nach einigen Sekunden das höllische Donnern zu Ende war, erkannte Hedu, dass die Geschosse auf einer der kleinen Inseln vor Helsinki eingeschlagen haben mussten, auf Valkosaari, Ryssänsaari, Luto oder Klippan.
    Mit pochendem Herzen nahm er das Handy aus der Tasche.
    Was, wenn das Granatfeuer ein bewohntes Ziel getroffen hätte? Man konnte ja nicht die ganze Stadt evakuieren.
    Hedu berichtete dem Dienst habenden Kollegen seine Beobachtung und konzentrierte sich dann darauf, seine Arbeit fortzusetzen, die immer wichtiger zu werden schien. Das Treppenhaus, das er betrat, war prachtvoll, so wie in dieser Gegend üblich. Er und seine Kollegen von der Kripo hatten die Häuser untereinander aufgeteilt. Sie hatten keine Zeit, sich die Grundrisse zu besorgen, sie mussten alle Wohnungen selbst in Augenschein nehmen, um zu sehen, von wo aus man einen freien Blick auf die Residenz hatte. Hedu ging intuitiv vor. Wenn jemand die Wohnungstür öffnete, zeigte er entweder seinen Dienstausweis oder schob einen erfundenen Grund vor, um in die Wohnung zu kommen und die Lage der Fenster zu prüfen. Einige Türen öffneten sich nicht, die markierte er auf einer Liste.
    Hedu sah ungeduldig auf die schöne Wohnungstür vor sich. Niemand öffnete, und er läutete erneut. Eine Hand hielt er unter der Jacke, in der Nähe seiner Dienstwaffe. In gewisser Weise gingen sie nur auf gut Glück vor, denn die Person, die den Geiselnehmern half, konnte ebenso gut draußen an einer Straßenecke stehen.
    Schließlich machte ein jüngerer Mann die Tür auf. Hedu zeigte seine Dienstmarke und bat um Erlaubnis, einen Blick in die Wohnung zu werfen.
    Dort war nichts Interessantes zu entdecken, und Hedu setzte seine Runde fort.
    Der ganze Senatsplatz schien zu zittern und zu dröhnen, als der Hubschrauber vom dunklen Himmel herabkam und zwischen dem Denkmal des Zaren Alexander II. und der Treppe zum Dom landete. Die Fotografen am Zaun vor der Sicherheitszone verewigten den Anblick aus der Ferne. Ein Teil der Fotografen war zum Ufer aufgebrochen, aber bald schon hatte sie die Nachricht erreicht, dass die Granaten, die auf der Insel Valkosaari eingeschlagen waren, weder Personen- noch Sachschäden angerichtet hatten. Ansonsten waren Informationen schwer zu bekommen, es hatte noch immer keine Pressekonferenz über das Vorgehen der Polizei, der Regierung oder des Präsidialamts gegeben. Das sorgte unter den Medienvertretern für Unzufriedenheit, auch wenn sie verstanden, wie heikel die Situation war.
    Nachdem der Hubschrauber den Boden berührt hatte, ging die Tür auf, und zwei Polizisten mit Overall und Helm sprangen heraus. Sie halfen einem älteren Mann, der sich beim Aussteigen verwirrt umsah, während der Luftzug der Rotoren sein graues Haar flattern ließ.
    Oberst Borislav Jankovic wurde zu einem Polizeiauto geführt, welches sich, kaum dass er auf dem Rücksitz Platz genommen hatte, in Bewegung setzte, um die wenigen Meter zur Residenz des Präsidenten zu fahren. Ausdruckslos blickte der Oberst aus dem Wagenfenster.
44
    Auf dem Flughafen Helsinki-Vantaa steckte Sohlman sein Handy in die Tasche. Der Oberst war angekommen, und das war gut so. Aber die Geiselnehmer hatten eine Kostprobe mit ihrer Granatmaschinenwaffe abgegeben, und das ermunterte absolut nicht dazu, weitere Risiken einzugehen.
    Trotzdem durfte man jetzt nicht die Flinte ins Korn werfen. Nun hieß es, noch präziser vorzugehen, Fehler durften nicht mehr unterlaufen. Mit zwei Experten von Finnair setzte Sohlman die Untersuchung des Frachtraums in dem Airbus A 340 fort. Die Entladung des Gepäcks für den gestrichenen Thailand-Flug war noch im Gange. In der zunehmenden Kälte der Nacht

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