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Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Titel: Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geiseln
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dieser Kulisse standen die drei großen deutschen Limousinen, die mit eingeschaltetem Abblendlicht vor dem Hauptgebäude warteten. Beim Näherkommen bemerkte Marek im Schutz des Silos einen Mann, der einen eleganten Wintermantel trug. Er richtete den Blick auf Mareks Auto und hatte die eine Hand vielsagend in den Mantel geschoben.
    Kurz darauf sah Marek zwei weitere, identisch gekleidete Männer. Seine Siegesfreude war auf einmal wie weggewischt, und böse Vorahnungen beschlichen ihn. Waren so viele Gorillas nötig, um dafür zu sorgen, dass der Käufer in Ruhe sein Geschäft abwickeln konnte? Oder hatten sie vor, die Diamanten ohne Bezahlung mitzunehmen? Wohl kaum, denn sie wussten, dass Mareks Komplizen sich ihren Anteil holen würden. Marek hielt neben einem VW Phaeton. Er nahm seinen Mut zusammen und stieg aus, wobei er sich Mühe gab, so selbstsicher wie möglich zu wirken.
    Der Fahrer des Phaeton stieg ebenfalls aus, öffnete die hintere Tür des Wagens und bedeutete Marek, einzusteigen. Marek nahm auf dem cremefarbenen Ledersitz Platz, neben einem schlanken, braun gebrannten Mann, den er nur unter dem Namen Vincent kannte. Auf dem Beifahrersitz saß ein älterer Herr, den Marek noch nie gesehen hatte.
    »Du kommst spät«, sagte Vincent in gepflegtem Englisch. Er trug dieselbe weinrote Lederjacke wie bei der letzten Verabredung. Marek wusste noch immer nicht, ob der Mann Pole oder Russe war oder aus einem anderen osteuropäischen Land stammte.
    »Wir wollten gerade wieder fahren«, fuhr Vincent fort. »Die Lieferung kam mit Verspätung.«
    »Ich habe Besseres zu tun, als inmitten alter Kuhscheiße zu sitzen und zu warten.« »Es tut mir leid.«
    »Lass uns das Ganze jetzt schnell über die Bühne bringen. Hol die Ware!«
    Marek stieg aus und zuckte im gleichen Moment zusammen. An seinem Auto lehnte ein Spaten. Marek nahm den Beutel mit den Diamanten vom Sitz, warf noch einen Blick auf den Spaten und setzte sich wieder in den Phaeton. Er reichte Vincent den Beutel, und dieser gab ihn an den alten Herrn auf dem Vordersitz weiter.
    »Unser Fachmann überprüft die Ware«, sagte Vincent als Antwort auf Mareks fragenden Gesichtsausdruck.
    Auf unangenehme Weise wurde Marek der eigene Herzschlag bewusst. Ihm schien, als würden ihn auch die anderen hören können. »Der Spaten dort ist für dich«, sagte Vincent leichthin zu Marek, während der Alte Lupe und Pinzette zur Hand nahm und den Beutel öffnete. »Du glaubst gar nicht, was für Schwindler und Glücksritter sich manchmal an mich wenden. Meine Zeit ist kostbar, und wenn ich sie vergeuden muss, zieht das eine Strafe nach sich. Wenn du mich hintergehen willst, darfst du dir hinter dem Getreidesilo dein eigenes Grab schaufeln.«
    »Das würde dir nichts nützen, denn dann würden meine Freunde...« »Deine Freunde können dich auch nicht wieder zum Leben erwecken.« Der alte Mann prüfte die Diamanten mit der Lupe. Marek versuchte, ruhig zu bleiben. Er begriff, dass er keine Fluchtmöglichkeit hatte. Aber er würde auch nicht fliehen müssen, denn er verließ sich auf die Qualität der Steine. Er gab sich alle Mühe, Vincent überzeugend zuzulächeln, brachte jedoch nur eine unglückliche Grimasse zustande.
    Die Sekunden krochen quälend langsam dahin. Der Alte machte seine Arbeit gründlich und untersuchte einen Stein nach dem anderen. Schließlich legte er die Lupe in den Schoß, drehte sich zu Vincent um und nickte. Marek wusste nicht, was das zu bedeuten hatte, aber die Gesichter der Männer wirkten plötzlicher ernster als zuvor. Gab es bei der Qualität der Diamanten doch Probleme? Oder hatten sie vor, die Diamanten mitzunehmen und ihn sowieso umzubringen ?
    »Zeit zum Bezahlen«, sagte Vincent.
    Das klang bedrohlich. Vincent griff in seine lederne Aktenmappe. Marek tastete bereits intuitiv nach dem Türgriff, bis ihm klar wurde, dass der Mann neben ihm ein Notebook aus der Mappe zog.
    »Die Kontonummer?«
    Marek spürte eine gewaltige Welle der Erleichterung.
    »Was ist eigentlich mit dir los?«, fragte Vincent argwöhnisch. »Du machst so einen seltsamen Eindruck. Du bist dir doch über die Echtheit der Ware nicht etwa selbst im Unklaren?«
    »Natürlich nicht. Ich habe nur ein wenig Stress gehabt«, murmelte Marek und reichte Vincent rasch den Zettel, den er aus der Tasche gezogen hatte.
    Mit der Faxverbindung seines Computers schickte Vincent eine Zahlungsanweisung an eine Bank in Hongkong, wo es aufgrund des Zeitunterschieds Tag war. Mit der

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