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Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Titel: Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geiseln
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Rajahuhta einen alten Toyota Corolla aufbrechen konnte. Damit war er auf Nebenstraßen über Somero, Aura und Mietoinen zum Bootsversteck nach Kustavi gefahren.
    Das fünf Meter lange Schlauchboot vom Typ Zodiac Rigid Rai-der, wie es normalerweise von Sondertruppen benutzt wurde, kam auf eine Geschwindigkeit von bis zu fünfunddreißig Knoten. Vasa hatte einen Nassanzug angezogen und erleichtert die Motoren gestartet. Auf dem Weg durch den Archipel der Äland-Inseln nach Westen hatte er keinen weiteren Bootsverkehr wahrgenommen, abgesehen von einigen Frachtern in weiter Ferne und den hellen Lichtern zweier HelsinkiStockholm-Fähren.
    In den frühen Morgenstunden hatte Vasa südlich von Grissle-hamn angelegt. Er hatte das Boot sorgfältig getarnt und war einen Kilometer lang auf einem Waldweg zu seinem Wagen gelaufen. Erst im trockenen warmen Auto hatten die physische Anstrengung und die Trauer für eine Weile Besitz von ihm ergriffen. Mit Hilfe lauter Musik aus dem Radio war es ihm aber gelungen, sich erneut in Bewegung zu setzen, und am Ende war er auf den Parkplatz vor dem Wohnblock, in dem er lebte, eingebogen.
    In seiner Wohnung hatte er die Schuhe ausgezogen und war sofort ins Bett gefallen. Irgendwann war er aus dem Schlaf hochgefahren und hatte geglaubt, er sei nur kurz eingenickt. Schon hatte er sich wieder in den Schlaf zurücksinken lassen wollen, da war das Bild von Radovan, der mit ausdruckslosen Augen zum Himmel starrte, vor ihm aufgetaucht. Vasa war hochgeschnellt und hatte auf die Uhr auf dem Nachttisch geschaut. 16:30 Uhr. Bestürzt hatte er begriffen, dass er den ganzen Tag geschlafen hatte. Daraufhin hatte er versucht, klar zu denken. War die Polizei schon in Radovans Wohnung gewesen?
    Auf seinem Handy waren vier Anrufe eingegangen. Einer davon stammte von einer unbekannten Nummer, vielleicht von der Stockholmer Polizei. Radovans Identität war höchstwahrscheinlich bereits geklärt worden, und nun versuchten sie, die Angehörigen zu erreichen. Mila hatte nicht versucht anzurufen, sie wusste also wohl noch nichts von Radovans Schicksal und von den Ereignissen in Riihimäki. Hatten die finnischen Medien noch immer keinen Wind von der Sache bekommen?
    Die drei anderen Anrufe stammten von ein und derselben Nummer, die Vasa kannte. Aber Torna musste jetzt warten. Alles andere musste jetzt warten.
    Vasa blieb vor dem relativ neuen, weiß gestrichenen Wohnblock stehen und blickte auf die Fenster im fünften Stock. Es war bereits dunkel, doch in Radovans Wohnung brannte kein Licht. Eine Weile stand er nur da und sah nach oben. Ihm graute vor der Vorstellung, Mila von Radovans Tod berichten zu müssen. Was sollte er ihr sagen? Wie konnte er es ihr erklären?
    Sein Handy vibrierte in der Tasche, er meldete sich sofort und trat zum Telefonieren in den Schutz des Verschlages, in dem die Mülltonnen des Wohnblocks untergebracht waren.
    »Guten Tag, hier ist Johanna Vahtera von der Finnischen Zentralkripo.«
    Vasa erkannte die Stimme sofort. Aber die Frau würde seine Stimme nicht erkennen, das war sicher. Trotzdem machte es ihn nervös, mit dieser Finnin zu sprechen.
    Er erwiderte ihren Gruß zurückhaltend und fragte: »Was ist los? Warum ...«
    »Wäre es Ihnen recht, wenn meine schwedischen Kollegen bei Ihnen vorbeikämen?«
    »Von mir aus... Aber was ist passiert? Ist etwas mit meinem Vater?« »Ihr Vater ist auf dem Weg der Besserung, da wird es keine Probleme geben. Meine Kollegen werden Sie in Kürze anrufen. Und ich werde mich auch noch einmal melden.«
    Die Frau legte auf, und Vasa ging erleichtert weiter.
    Über Radovan würde der Vater sicherlich nicht schweigen, das hätte keinen Sinn. Außerdem wollte er bestimmt, dass Radovan nach Serbien ins Familiengrab kam. Aber über ihn, Vasa, würde der Vater nicht reden. In der Beziehung bestand nicht die geringste Sorge.
    Vasa öffnete die gläserne Haustür, ging zum Lift und fuhr in den fünften Stock hinauf. Abgesehen von den Kinderstimmen hinter der Nachbartür war es ringsum still.
    Vorsichtig steckte Vasa den Schlüssel ins Schloss und machte die Wohnungstür auf. Im halbdunklen Flur blinzelte er und tastete sich langsam ins Wohnzimmer vor, bemüht, nicht gegen die Möbel zu stoßen. Vor dem Fenster waren die Zeilen der kastenförmigen Wohnblocks zu sehen. Vasa erinnerte sich, dass auf einem Regalbord im Wohnzimmer eine kleine Tischlampe stand.
    Er fand den Schalter, und in dem Moment, in dem das Licht anging, erschrak Vasa angesichts des

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