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Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Titel: Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geiseln
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Gegenspur. Ihre Wendung um 180 Grad überraschte ein ihr in der Ferne entgegenkommendes Fahrzeug und veranlasste den Fahrer, auf die Hupe zu drücken. Johanna gab ihrerseits dem Taxi, das vor ihr gerade nach einem Parkplatz suchte, ein Hupsignal. Heftig beschleunigend fuhr sie an dem Taxi vorbei, bog in nördlicher Richtung in die Sturenkatu und gleich darauf in die Teollisuuskatu ein.
    Auf der Uferstraße erhöhte sie die Geschwindigkeit auf hundert Kilometer pro Stunde, und noch bevor sie die Hochhäuser von Merihaka erreicht hatte, tastete sie nach dem Telefon, um Hedu anzurufen. In ihrem Kopf hämmerten die absurden Worte, die unwirklichen, surrealen Sätze des Dienst habenden Kollegen. So etwas konnte nicht passieren.
    Timo ergriff das Handy, das Soile schließlich gefunden hatte. »Aaro, geh ins Internet und verfolge die Nachrichten. Sag mir sofort Bescheid, wenn du was über den Präsidentenpalast siehst«, sagte er, während er Johannas Nummer wählte. Es war natürlich besetzt. Soile sah Timo an. »Was ist da ...«
    »Das versuche ich gerade herauszufinden«, unterbrach Timo sie gereizt und rief als Nächstes einen früheren Kollegen bei der Sicherheitspolizei an.
    »Välimäki.«
    An der entspannten Stimme merkte man, dass der Mann nichts von den außergewöhnlichen Vorgängen wusste. »Wie geht's?«, fragte Timo rasch. »Wie soll's schon gehen«, antwortete Välimäki gut gelaunt. »Ich bin in meinem Wochenendhäuschen in Mäntyharju und halte mit dem Spieß Würstchen übers Kaminfeuer. Aus dem Fenster blicke ich auf den zugefrorenen See, und das Eis funkelt im Mondschein. Alles wahrscheinlich ein bisschen anders als in Brüssel, schätze ich ... Regnet's?«
    »Nein, es regnet nicht«, überging Timo die Frotzelei. »Dich hat niemand angerufen?«
    »Ich war gerade Brennholz holen«, sagte Välimäki, dessen Stimme verriet, dass er allmählich aufmerksam wurde. »Ich habe gesehen, dass in der Zeit zwei Anrufe eingegangen sind.«
    »Tut mir leid, wenn ich dir deinen stimmungsvollen Abend verderbe, aber im Präsidentenpalast scheint etwas vorzugehen. Spring in dein Auto und mach das Radio an. Und halte mich auf dem Laufenden. Ich versuche inzwischen jemand anders zu erreichen.« »He, leg noch nicht auf! Was soll dort vorgehen?« Von Gelassenheit war nun auch bei Välimäki keine Spur mehr.
    »Aaro hat sich den Empfang des Präsidenten im Internet angesehen. Plötzlich gab es einen Aufruhr und Geschrei, und die Übertragung wurde unterbrochen.«
    »Wir haben hier keinen Fernseher.«
    »Es ist noch nicht lange her, da hat mich Johanna Vahtera angerufen. Sie hat Vasa Jankovic auf einer Aufnahme der Überwachungskamera am Präsidentenpalast erkannt. Vor ungefähr einem Monat hielt sich der Mann in der Nähe des Palasts auf. Wir haben ihn im Verdacht, einer der beiden Entführer von Riihimäki zu sein. Im schlimmsten Fall hängen die beiden Vorgänge zusammen.«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte einige Sekunden bestürztes Schweigen.
    »Ich rufe dich gleich zurück«, sagte Välimäki dann.
    Timo legte auf und ging zu Aaro ins Wohnzimmer hinüber. »Hast du etwas gefunden?«
    »Jedenfalls nicht auf den Seiten vom Dritten Programm, auch im Videotext nicht...«
    »Und im Fernsehen?«
    »Erst recht nichts. Da steht immer nur Wir bitten um etwas Geduld.« »Versuch's mit dem Internetradio«, sagte Timo.
    »Da kann man nicht hören, was gerade aktuell läuft, sondern immer nur die letzte Nachrichtensendung.«
    In dem Moment klingelte Timos Handy.
    »ja, eine Gruppe schwer bewaffneter Männer hat den Präsidentenpalast in ihre Gewalt gebracht«, bestätigte Välimäki außer Atem. Im Hintergrund hörte man eine Wagentür zuschlagen. »Ich ruf dich von unterwegs an, sobald ich etwas höre.«
    Timo kam das alles ganz unwirklich vor. Välimäkis Worte entwarfen ein Szenario des schlimmsten möglichen Alptraums. Die gesamte Staatsführung und die übrige Elite in einem Gebäude versammelt - das stellte ein kolossales Sicherheitsrisiko dar. Und dieses Risiko hatte sich nun in eine Katastrophe verwandelt. »Was ist da los?«, wollte Aaro wissen.
    In Gedanken versunken probierte Timo erneut Johannas Nummer. Es war immer noch besetzt. Es hatte keinen Zweck, in Finnland anzurufen, er würde ohnehin niemanden an die Strippe bekommen.
    Stattdessen rief er den Dienst habenden Kollegen bei der TERA in Ixelles an und teilte ihm mit, was er über den Vorfall in Helsinki wusste. Ein solcher Fall gehörte eindeutig auch ins

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