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Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Titel: Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geiseln
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hatte, als aus der Herkunft seiner Familie jedenfalls bislang. Denn jetzt sah es schon besser aus. Und an diesem Abend spielte es ohnehin keine Rolle, woraus er seine Inspiration schöpfte. Hauptsache, er war bereit, seine Kraft einzusetzen. »Weißt du, wie man in Frankreich den Quarter Pounder nennt?«, zitierte Vasa aus >Pulp Fiction<, um Danilo bei Laune zu halten.
    Danilo seufzte schwer, aber für einen Moment entspannte sich sein Blick. »Hör auf.« »Antworte einfach.« »Royale with Cheese.«
    Vasa zwinkerte ihm zu. Danilo war immer noch voll dabei.
29
    Johanna wusste, dass sie viel zu schnell durch die für den normalen Verkehr gesperrte Aleksanterinkatu fuhr. Sie hatte noch einmal den Dienst habenden Polizisten im Präsidium angerufen und um weitere Informationen über die Ausrüstung und Bewaffnung von Vasa Jankovic und dessen Komplizen gebeten.
    »Der eine hat eine MP5, der andere eine AK-47«, listete der Kollege auf. »Außerdem haben sie Pistolen, reichlich Munition sowie Handgranaten plus Licht- und Rauchgranaten dabei. Im Rucksack des einen eine leichte Panzerfaust und im Rucksack des anderen eine Art Stativ, dessen genauere Funktion nicht klar geworden ist. Beide tragen Kommando-Overalls, Kevlarwesten, sie haben digitale Endgeräte für den Funkverkehr und sonst noch jede Menge Werkzeug bei sich, ein Teil der Taschen und Etuis konnte gar nicht überprüft werden.«
    Johanna beendete das Gespräch und spürte, wie ihr der Schweiß über den Rücken rann.
    Aus dem Radio kam die Stimme eines Reporters, der hörbar schockiert war. »Unbestätigten Informationen zufolge haben einige Festgäste aus der Residenz ihre Angehörigen angerufen und berichtet, mehrere bewaffnete Männer seien in das Gebäude eingedrungen ...«
    Johanna bremste vor der Polizeiabsperrung an der Kreuzung von Unioninkatu und Aleksanterinkatu.
    »Hier sollte man lieber nicht mit dem Wagen ...«, fing ein Polizist an, aber Johanna setzte ihren Weg sogleich fort. Sie wollte das Auto zweihundert Meter weiter am Senatsplatz abstellen und keine Zeit für Erklärungen verschwenden. Von der Aleksanterinkatu her kamen zwei Polizeifahrzeuge in hoher Geschwindigkeit näher, deren Nummern ihr auffielen. 402 und 404. Diese Wagen gehörten zum Sondereinsatzkommando »Bär«.
    Das SK Bär wurde um Hilfe gebeten, wenn es um die Durchführung von »mit ernsten Gesundheitsrisiken oder schwerer Lebensgefahr verbundenen Einsätzen« ging, in »Situationen, in denen das Erreichen des gewünschten Ergebnisses mit gewöhnlichen Mitteln und Maßnahmen unsicher ist«.
    Jetzt waren die Kriterien für eine solche Situation ziemlich eindeutig erfüllt, dachte Johanna mit einem freudlosen Schmunzeln.
    Sie war in Gedanken noch bei dem, was sie gerade im Radio gehört hatte. Vasa und seine Leute würden wohl kaum Finnisch verstehen, aber sie konnten über sprachkundige Helfershelfer verfügen. Wieder fiel Johanna die von Mila erwähnte Jasmin Ranta ein. Die Journalisten sollten sich besser überlegen, welche Informationen sie an die Öffentlichkeit brachten. Das SK Bär war zum Beispiel stets darauf bedacht, jeden Einsatz möglichst unauffällig anzugehen, ohne Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, denn wenn das Kommando beim Eintreffen am Ort des Geschehens entdeckt wurde, verlor es seinen wichtigsten Vorteil. Zu einer sichtbaren Belagerung waren alle Polizeikräfte fähig, aber taktisches Eindringen musste bis zum Schluss geheim gehalten werden, um das Objekt des Zugriffs zu überraschen und unnötige Gewaltanwendung zu vermeiden.
    Einer wie Vasa stellte sich natürlich darauf ein, dass die Polizei mit allen sichtbaren und verborgenen Mitteln versuchen würde, das Leben der Geiseln zu schützen.
    Johanna parkte vor dem Sederholm-Haus am Senatsplatz auf dem Bürgersteig, sprang aus dem Wagen und ließ die Zentralverriegelung zuschnappen. Der Bürgersteig war rutschig, vom Meer her blies ein kalter Wind. Im Laufschritt eilte sie die Helenankatu hinunter in Richtung Marktplatz. Dort und auf der Nördlichen Esplanade hatten sich neugierige Menschen mit ernsten Gesichtern versammelt. Johanna schob sich durch die Menge und zeigte einem Polizisten in blauem Overall, der versuchte, die Schaulustigen zurückzudrängen, ihre Dienstmarke. Ein Dutzend Polizeiautos hatte sich vor dem Präsidentenpalast gruppiert, die ganze Umgebung leuchtete im flackernden Blaulicht. Eine Einheit der Bereitschaftspolizei erweiterte den Belagerungsring, indem sie die Aluminiumabsperrungen

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