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Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Titel: Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geiseln
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Revier der TERA. Schon allein, weil in der Residenz jede Menge Vertreter des Diplomatischen Korps aus den EU-Ländern anwesend waren und die Täter aller Wahrscheinlichkeit nach nicht aus Finnland stammten. Es konnte sein, dass man in Helsinki bald Hilfe aus dem Ausland brauchte.
    »Ich fliege nach Helsinki«, teilte Timo seiner Frau und seinem Sohn mit. Mit etwas Glück würde er es gerade noch zur letzten Maschine schaffen.
28
    Das Heulen der Sirenen hallte von den Häuserfassaden wider, als die beiden Polizeiautos auf der Pasilankatu in Richtung des Stadtzentrums von Helsinki rasten. Die wenigen Passanten blieben stehen, um den vorbeirauschenden Fahrzeugen hinterherzuschauen, die bei der Brücke gezwungen wurden anzuhalten, weil dort Autos vor der roten Ampel warteten. Das vordere der beiden Fahrzeuge war ein MondeoStreifenwagen, das zweite ein VW-Bus.
    »Macht endlich Platz!«, rief Polizeiobermeister Niemi, der den VW-Bus fuhr, und drückte auf die Hupe, obwohl die Sirene eingeschaltet war. In der geschlossenen Kabine hinter ihm saßen die beiden Ausländer, die zuvor aufgegriffen worden waren. Sie sollten jetzt zum Präsidentenpalast gebracht werden. Und zwar schnell. Niemi kapierte kein bisschen, warum und weshalb, es schien auch sonst niemand zu verstehen, aber die Zeit drängte angeblich gewaltig. Nie zuvor hatte Niemi erlebt, dass Festgenommene ihre Waffen behalten durften. Jetzt wurde er also Zeuge dieses Wunders. Und was für Waffen ...
    Langsam krochen die Autos an der Ampel auf den Bürgersteig. Im Schein des Blaulichts schlängelten sich die Polizeifahrzeuge durch die entstandene Gasse hindurch und überquerten vorsichtig die Nordenskiöldinkatu, wo die Ampel für den Verkehr Grün zeigte. Aus dem Augenwinkel heraus sah Niemi von links ein Auto die leicht abschüssige, durch Eisreste und Schneematsch glatte Straße herabschlittern - direkt auf die Polizeifahrzeuge zu. Er drehte ein wenig den Kopf und erkannte hinterm Steuer die erschrockene Miene eines älteren Mannes.
    »Pass auf«, rief sein Kollege, der neben Niemi auf dem Beifahrersitz saß. Blitzschnell schätzte Niemi die Situation ein. Würde er bremsen, wäre eine Zusammenprall unvermeidlich. Würde er in der bisherigen Geschwindigkeit weiterfahren, würde das andere Auto vermutlich noch den hinteren Teil des VW-Busses rammen. Und würde er Gas geben, würde der alte Mann in seinem Wagen auf der glatten Straße einfach weiterschlittern. Also trat Niemi leicht aufs Gas, und das Polizeifahrzeug entkam knapp einem Zusammenprall.
    Der Kollege auf dem Beifahrersitz schüttelte den Kopf. Niemi blickte über den Spiegel auf die Ausländer. Sie hatten ihre Jacken und Hosen ausgezogen. Darunter waren Sturmoveralls zum Vorschein gekommen. Sie wühlten in ihren Taschen und rüsteten sich noch schwerer aus, als sie es ohnehin schon waren. Niemi sah eine Maschinenpistole aufblitzen und spürte einen kalten Schauer. Den Anweisungen nach sollten sie die Männer auf jeden Fall in Ruhe lassen.
    »Zwei-zwei-sechs«, kam es aus dem Funk, »habt ihr alles unter Kontrolle?«
    »Wir kommen«, sagte Niemi und beschleunigte. »Jetzt sind wir auf der Höhe vom Tierpark. Aber einen Sinn hat das Ganze nicht, die Kerle dahinten hängen sich ziemlich unschönes Zubehör um den Hals. Verdammt unschönes ...«
    »Hilft alles nichts, Niemi. Ihr müsst jetzt versuchen, die Fracht sicher ans Ziel zu bringen.«
    Niemi folgte dem Mondeo, der immer weiter beschleunigte. Weiter vorne raste ein anderes Polizeiauto in dieselbe Richtung, hinter ihnen ebenfalls. Aus dem explosionsartig gestiegenen Funkverkehr ließ sich entnehmen, dass aus allen Teilen der Stadt Streifen zum Präsidentenpalast abgerufen wurden.
    »Was soll das eigentlich? Die Typen gehören in den Knast, nicht in den Präsidentenpalast. Wir können die doch nicht einfach ...«
    »Du sollst jetzt nur deinen Job machen, und zwar schnell.« Niemi fluchte laut. Auf der Helsinginkatu war erstaunlich viel Verkehr, durch den sich die Polizeiautos hindurchschlängeln mussten. Niemis Kollege drehte das Radio lauter. »... gibt es keine sicheren Aufschlüsse. Gerade eben sind in der Residenz des Präsidenten Schüsse gefallen, und die Fernsehübertragung ist unterbrochen. Wir sind jetzt live mit unserem Reporter vor dem Gebäude verbunden, wie ist die Lage dort?«
    Vor der Oper blickte Niemi erneut in den Rückspiegel und erschrak. Die Männer hatten sich schwarze Sturmmasken, die nur die Augen freiließen, übers Gesicht

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