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Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Titel: Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geiseln
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jemand auf Englisch. »Stehen bleiben!« Sjöholm sah, wie der Mann in der Sturmausrüstung die Maschinenpistole auf ihn richtete. Er blickte kurz auf Präsident Koskivuo, der ebenfalls an der Tür erstarrt war.
    »Glaubt ihr, ihr könnt hier einfach so verschwinden?«, brüllte der Mann. Sjöholm hob langsam die Hände. Dabei sah er aus dem Augenwinkel seinen Kollegen Turunen. Der schlich sich von hinten an den Mann mit der Maschinenpistole heran und schob dabei eine Hand ins Sakko. Er war verrückt!
    Als er neben dem Geiselnehmer stand, zog Turunen die Pistole und zielte auf den Kopf des Mannes.
    »Keine Bewegung, oder ich schieße«, sagte er in schwerfälligem Englisch und rief gleich darauf auf Finnisch: »Sjöholm, geht weiter!« Noch bevor Sjöholm einen Schritt machen konnte, sah er hinter Turunen einen zweiten Geiselnehmer auftauchen. Blitzschnell beurteilte Sjöholm die Situation: Wenn er selbst die Waffe zöge, würde der Mann mit der Maschinenpistole möglicherweise instinktiv abdrücken und am Ende gar den Präsidenten töten.
    »Turunen, hinter dir«, rief Sjöholm darum nur.
    Turunen konnte sich nicht einmal zur Hälfte umdrehen, da schlug ihm der Geiselnehmer schon mit der Maschinenpistole auf den Hinterkopf. Turunen brach zusammen, und als er auf dem Fußboden aufschlug, löste sich der Ohrhörer aus seinem Ohr, und die Waffe glitt ihm aus der Hand. Das Stimmengewirr verstummte.
    Einen Moment lang blickte sich der Mann mit der Maschinenpistole wild um, dann brüllte er: »Glaubt ihr, wir wissen nicht, wie der Präsident Finnlands aussieht?«
    Sjöholm spürte das Pochen seines Pulsschlags in den Schläfen. Hunderte Augenpaare starrten ihn und das Präsidentenpaar an.
    »Haltet ihr uns für Vollidioten?«, schrie der Mann noch heftiger und gab dabei eine kurze Salve in ihre Richtung ab. Die Kugeln schlugen oberhalb der Köpfe von Sjöholm und dem Präsidenten ein.
    Plötzlich spürte Sjöholm einen brennenden Schmerz. Er führte die Hand an den Hals. Das weiße Hemd färbte sich rot. Ein Gefühl der Schwäche erfasste seinen Körper. Er blickte auf den Präsidenten, der unverletzt, aber erschüttert wirkte.
    »Es tut mir leid...«, konnte Sjöholm noch sagen, bevor er langsam zu Boden sank.
31
    Die Aufschrift POLIISI leuchtete auf den Rücken der mit kugelsicheren Kevlarwesten und Helmen ausgerüsteten Männer. Es wurde ernst. In Johanna machte sich eine Angst bemerkbar, die sie nicht an sich kannte, es war eine Angst, die im Bauch und in der Kopfhaut kribbelte und die Brust einschnürte. In Riihimäki war die Lage außer Kontrolle geraten, mit tragischen Folgen. Angst zu haben konnten sie sich jetzt nicht leisten, sonst stünde eine unermessliche Tragödie bevor.
    Im Licht der Straßenlampen erkannte sie auf dem Übertragungswagen das Logo des Finnischen Fernsehens und darunter die Aufschrift ÜW-3. Hedu ging drinnen auf die Schnelle das Bildmaterial durch, während Johanna draußen auf die Streife wartete, die die beiden bewaffneten Ausländer bringen sollte. Das Heulen der näher kommenden Sirene hallte von den Wänden der Residenz wider.
    Von der Aleksanterinkatu bogen ein Mondeo und ein VW-Bus mit rasender Geschwindigkeit in die Mariankatu ein, bei beiden Wagen blinkten alle nur denkbaren Lichter. Sie drosselten das Tempo so weit, dass die zwei Polizisten an der Absperrung gerade noch ausweichen konnten. Der Mondeo hielt neben dem Tor, das in den Innenhof der Residenz führte, der VW-Bus fuhr hinein. Es war also gelungen, Vasa Jankovic und seinen Komplizen rechtzeitig herzubringen.
    Johanna wartete, bis der VW-Bus wieder rückwärts aus dem Innenhof auf die Straße herauskam. Sie stellte sich dem Fahrzeug in den Weg und winkte, denn sie wollte mit den Männern reden, die die Serben transportiert hatten. Eine unangenehme Erinnerung an die Ereignisse vom Oktober 2002 in Moskau be-schlich sie, als Tschetschenen das dortige Dubrowka-Theater gestürmt hatten. Bei der folgenden Intervention von Spetsnaz-Einheiten waren hundertsechsunddreißig Personen ums Leben gekommen.
    Das durfte sich hier nicht wiederholen.
    Der VW-Bus hielt neben Johanna an. Sie sah Helste und ein paar andere Männer näher kommen, wartete aber nicht ab, sondern stellte sich den Streifenbeamten vor, die sichtlich schockiert waren.
    »Verdammte Scheiße«, sagte der Kollege am Steuer. Johannas Blick suchte das Namensschild auf der Jacke des Mannes. Niemi. Der Beifahrer hieß Moisio.
    »Und wir haben die tatsächlich hierherbringen

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