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Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Titel: Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Geiseln
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sollen?«, fragte Niemi ungläubig.
    Johanna erkundigte sich kurz, was Niemi und Moisio gesehen hatten. Sie bekam eine detaillierte Schilderung der Ereignisse und die Bestätigung für die schwere Ausrüstung der Attentäter.
    »In dem einen Rucksack war ein massives Stativ, mindestens zwanzig Kilo schwer. Wofür hatten die das eigentlich dabei?«
    »Meiner Meinung nach gehört es zu einer Granatmaschinenwaffe«, sagte Moisio.
    »Beschreibt es unseren Leuten von der Technik, die klären dann, für welche Art von Aufsatz es dient.«
    »Die Kanonen sind das eine, aber dieser Kerl«, sagte Niemi kopfschüttelnd. »Das war ein Roboter. Wenn die anderen vom selben Kaliber sind, sitzen wir in der Scheiße, und zwar bis zum Hals.« Niemis knappe Analyse von Jankovic ließ Johanna noch besorgter werden, als sie ohnehin schon war. Jetzt tauchte Helste hinter ihr auf. »Du hast sie schon befragt, ja? Von nun an gehen wir systematisch vor«, zischte er.
    »Nur zu«, sagte Johanna ausdruckslos und ging zum Sendewagen des Fernsehens zurück. Sie traute Helste nicht zu, einen so gewaltigen Einsatz leiten zu können. Der Mann hätte in diesem Moment längst eine Führungsgruppe aus Angehörigen aller Organisationen, deren Hilfe benötigt wurde, zusammenstellen müssen. Johanna erkannte neben einem orangeroten Rangerover einen anderen Mann, der dort gerade mit zwei seiner Mitarbeiter sprach, und winkte ihm zu. Der für die operativen Maßnahmen zuständige Dienst habende Chef der Rettungsleitstelle ging mit dem Brandmeister und einem Notarzt die Lage durch. Die Krankenhäuser hatten bereits ihr Bereitschaftspersonal in den Dienst gerufen, und die Akutversorgung für Krisensituationen in der Hauptstadtregion wurde in Gang gesetzt. Es existierten Bereitschaftspläne für alle möglichen Gefahrensituationen, aber für einen solchen Fall hatte man sich auch in den kühnsten Szenarien nicht präparieren können.
    Johanna ging in den Übertragungswagen hinein, wo sich Hedu noch immer Zeitlupenbilder ansah. In einer Einstellung fuhr die Kamera über die Menschenmenge hinweg, während von oben etwas herabfiel und im hellen Licht blitzte und blinkte. Johanna begriff, dass Stücke eines Kristalllüsters auf den Fußboden nagelten.
    »Es sind vier oder fünf Attentäter«, sagte Hedu ernst. »Plus die zwei, die gerade gebracht worden sind. Schwere Bewaffnung, Sprengstoff, alle mit Sturmhauben.«
    Die Kamerabewegung kam zur Ruhe. Mitten im Gedränge sah man den Präsidenten der Republik, umgeben von Sicherheitsleuten.
    Plötzlich wurde die Kamera heftig erschüttert und schwenkte zur Decke. Im Innenhof der Residenz blieb Vasa vor der Tür stehen, Danilo hinter sich. Das Polizeifahrzeug war wieder rückwärts auf die Straße hinausgefahren.
    Vasa atmete die kühle Luft ein. Er war erleichtert, weil die Polizei seinen Forderungen gemäß gehandelt hatte. Es hätte die Lage nur erschwert, wenn eine oder mehrere Geiseln wegen einer Überschreitung des Ultimatums ihr Leben gelassen hätten.
    Im Innenhof war niemand, nur einige Autos standen dort. Dahinter oder in ihrem Inneren konnten sich allerdings Polizisten verbergen. Vasa schlug mit der Waffe gegen die Tür. Hinter den hohen Fenstern im ersten Stock waren hinter den dünnen Vorhängen die Kronleuchter zu erkennen.
    »Wir sind es«, rief er auf Serbisch.
    Die Tür ging einen Spaltbreit auf. »Kommt schnell rein, bald gehen die Getränke aus.« Slobos Stimme klang angespannt, Besorgnis erregend angespannt. Er trug eine Sonnenbrille.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Vasa.
    »Sie haben versucht, den Präsidenten rauszubringen, ein Sicherheitsmann ist verletzt.«
    »Ein Sicherheitsmann? Die hätten als Erstes entwaffnet und rausgeschickt werden müssen.«
    »Das war Danilos Job ... Wir hatten auch so alle Hände voll zu tun. Das Chaos ist Wahnsinn ...«
    Vasa ließ die Sache auf sich beruhen. Alle hatten ihr Bestes getan. Er warf einen Blick auf die Semtex-Ladung an der Tür und ging neben Danilo den Flur entlang. Er hatte beschlossen, seine feuerfeste Maske so lange zu tragen, bis sich die Situation im Gebäude stabilisiert hatte. Danach brauchte er sie nicht mehr. Die Polizisten hatten auch Danilos Gesicht gesehen, aber nur im Halbdunkeln und kurz, und er trug jetzt auch eine Sturmhaube, wie die anderen.
    Vasa hielt seine Maschinenpistole fest umklammert, denn hinter jeder Tür konnte ein Sicherheitsmann auftauchen und das Feuer eröffnen. Aber nichts geschah.
    Je weiter sie den Korridor

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